REPORTAGE
Das Trauertagebuch
sch
zu früh
Persönlich habe ich viele Menschen in ihrer Trauer begleitet.
Dabei musste auch ich mich mit ihren Fragen und Ängsten
auseinandersetzen. Ich habe erleben müssen, wie Eltern um ihre
Kinder und Kinder um ihre Eltern trauerten. Oder Freunde um
ihre Freunde. Manchmal erschien der Tod eine gnädige Erlösung
für den Sterbenden zu sein. Doch für die Zurückgebliebenen war
das nur ein kleiner Trost. Der Tod hatte sie beraubt.
Man kann seine Liebe nicht mit in ein Grab legen. Sie
umklammert unser Herz und will oder kann nicht loslassen.
Wer es selbst erlebt hat, weiß, wovon ich spreche. Darum
sind wir so unsicher im Umgang mit der Trauer. Leere und
hohle Worte wiegen auf einmal schwer. Kein Wunder, dass
wir oft kaum ein Wort hervorbringen.
Tod und Trauer sind allgegenwärtig. Wir können versuchen,
sie auszuklammern und zu ignorieren, aber sie werden
uns einholen. Wir können das Thema meiden, tabuisieren,
aber eines Tages werden wir damit konfrontiert sein, auch
dann, wenn wir nur indirekt betroffen sind. Warum? Weil es
Menschen gibt, die wir lieben, die uns etwas bedeuten und
denen wir gerne ein Zeichen der Liebe und Worte des Trostes
schenken möchten, wenn sie trauern. Und weil wir solche
Worte und Gesten selbst brauchen werden.
Wer bis hierher gelesen hat, dem wird vielleicht bewusst
geworden sein, wie sensibel und schwer die Themen Tod und
Trauer sind.
Drei lange Jahre habe ich an
meinem Buch »Du bleibst mir nah
– Tagebuch für Trauernde« gearbeitet. Mir war bewusst, dass es
weniger die selbst Betroffenen – also die, die über den Verlust
eines geliebten Menschen trauern – kaufen werden. Ich habe
an die vielen, vielen Me