Zukunftsblick Kompakt | Page 13

REPORTAGE Das Trauertagebuch sch zu früh Persönlich habe ich viele Menschen in ihrer Trauer begleitet. Dabei musste auch ich mich mit ihren Fragen und Ängsten auseinandersetzen. Ich habe erleben müssen, wie Eltern um ihre Kinder und Kinder um ihre Eltern trauerten. Oder Freunde um ihre Freunde. Manchmal erschien der Tod eine gnädige Erlösung für den Sterbenden zu sein. Doch für die Zurückgebliebenen war das nur ein kleiner Trost. Der Tod hatte sie beraubt. Man kann seine Liebe nicht mit in ein Grab legen. Sie umklammert unser Herz und will oder kann nicht loslassen. Wer es selbst erlebt hat, weiß, wovon ich spreche. Darum sind wir so unsicher im Umgang mit der Trauer. Leere und hohle Worte wiegen auf einmal schwer. Kein Wunder, dass wir oft kaum ein Wort hervorbringen. Tod und Trauer sind allgegenwärtig. Wir können versuchen, sie auszuklammern und zu ignorieren, aber sie werden uns einholen. Wir können das Thema meiden, tabuisieren, aber eines Tages werden wir damit konfrontiert sein, auch dann, wenn wir nur indirekt betroffen sind. Warum? Weil es Menschen gibt, die wir lieben, die uns etwas bedeuten und denen wir gerne ein Zeichen der Liebe und Worte des Trostes schenken möchten, wenn sie trauern. Und weil wir solche Worte und Gesten selbst brauchen werden. Wer bis hierher gelesen hat, dem wird vielleicht bewusst geworden sein, wie sensibel und schwer die Themen Tod und Trauer sind. Drei lange Jahre habe ich an meinem Buch »Du bleibst mir nah – Tagebuch für Trauernde« gearbeitet. Mir war bewusst, dass es weniger die selbst Betroffenen – also die, die über den Verlust eines geliebten Menschen trauern – kaufen werden. Ich habe an die vielen, vielen Me