Winterzauber Krefeld 13.12.2016 | Page 4

WINTERZAUBER Foto: Kaiser 4 Verhängnisvolles Karree Die Führerscheinprüfung problemlos bestehen nach 32 Jahren Fahrpraxis? Claudia Cremer wollte es wissen und meldete sich zu einer Übungsfahrt in der Kempener Fahrschule am Bärenbrunnen an. W ir fangen mit dem Einstellen des Sitzes an, dann folgen die Spiegel“, sagt Tobias Klemm. Mit einem Lächeln verschiebt Claudia Cremer den Fahrersitz des Golfs nach hinten, was eine erste erstaunte Frage des Fahrlehrers auslöst, ob sie immer so fahren würde. Ein Nicken der Düsseldorferin erfolgt, wobei sie auf ihre lang ausgestreckten Beine blickt. „Diese Sitzposition ist sehr gefährlich, falls es zu einem Unfall kommen sollte. Gebrochene Beine sind garantiert. Wenn die Kupplung durchgetreten ist, sollte das Bein angewinkelt sein. Bei einem Auffahrunfall federn die angewinkelten Bei- ne den Aufprall ab“, erläutert Klemm. Dazu gibt der Betreiber der Fahrschule am Bärenbrunnen in Kempen direkt den nächsten Tipp, diesmal für die Kopfstütze. Zu tief eingestellt kann sie bei einem Unfall zu einem Genickbruch führen. Darum sollte sie immer am Hinterkopf anliegen. Für den linken Außenspiegel gilt: Wenn der hintere Türgriff in der unteren rechten Spiegelecke zu sehen ist, ist das Optimum erreicht. Beim Innenspiegel sollte die mittlere Kopfstütze indes zu sehen sein. Jede Menge Tipps also, bevor der Fahrschulwagen zu einer besonderen Fahrt das erste Mal gestartet wird. Erste Korrektur nach wenigen Metern Claudia Cremer besitzt seit 32 Jahren den Führerschein und möchte einfach einmal wissen, ob sie eine Fahrprüfung bestehen würde. „Meine Tochter hat Anfang des Jahres den Führerschein gemacht. Wenn ich gefahren bin, hat sie mich am laufenden Meter korrigiert“, berichtet die zweifache Mutter. Daraufhin nahm sie ihr eigenes Fahrverhalten unter die Lupe und stellte unter anderem Blinkfaulheit und teilweise Schilderignoranz fest. Die Idee reifte, eine Fahrstunde zu nehmen, um zu sehen, wo sich Dinge über die Jahre eingeschlichen haben, die man besser abstellen sollte. Schon auf den ersten Metern gibt es eine Korrektur. Das Lenkrad soll nicht von innen angefasst werden. „Das gibt doch Knoten im Arm“, meint Klemm scherzhaft. Gelenkt wird von außen und das mit beiden Händen. Die typischen Fehler von langfristigen Führerscheinbesitzern kristallisieren sich schnell heraus. Innen- und Außenspiegel- sowie Schulterblick sollten eine Einheit bilden. Rechts vor links absolviert die 50-Jährige vorbildlich. Auch das Überholen von Radfahrern erfolgt mit dem entsprechenden Abstand, der laut Vorschrift bei 1,50 Meter liegen muss. Doch das Blinken, wenn ein am Straßenrand stehendes Fahrzeug überholt wird, muss noch geübt werden. Das gilt auch für das Verlassen des Kreisverkehrs. Klemm lässt das Blatendoop Karree ansteuern und das wird, wie vielen Fahrprüflingen schon zuvor, auch ihr zum Verhängnis. Beim Linksabbiegen ordnet sie sich zu weit links ein und steht damit ein Stück im Gegenverkehr, wenn dieser kommen würde. Faszinierende Einparkhilfe Beim Rückwärtseinparken helfen Kamera und Sensoren, die sich mittels Piepsen melden, wenn es eng werden sollte. Völlig fasziniert ist Claudia Cremer von der automatischen Einparkhilfe. Klemm erklärt, wie es geht und die „Fahrschülerin“ parkt ein, ohne die Hände am Lenkrad zu haben. Der Wagen macht alles automatisch, wobei sie nur vorsichtig über die Kupplung die benötigte Bewegung gibt. Dann geht es weiter mit der Vollbremsung bei 30 Stundenkilometern. Das kostet Überwindung. Doch Klemm ist erst zufrieden, als das ABS entsprechend einsetzt. „Das ist ungewohnt. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zum letzten Mal eine Vollbremsung gemacht habe“, bemerkt Claudia Cremer. Als sie den Wagen vor der Fahrschule an der Ellenstraße ein letztes Mal einparkt, ist eins klar. Im Laufe der Zeit schleichen sich unbemerkt Dinge beim Autofahren ein, denen es gut tut, wenn noch einmal daran erinnert wird. Denn das bringt Sicherheit für alle im Straßenverkehr. BIANCA TREFFER