WELLNESS WORLD Business 02-2013 | Page 30

ww_0213_30-31_korr2.qxd:spa_musterseiten 26.05.2013 20:25 Uhr Seite 30 Quo vadis, Schweizer Wellnessmarkt? Im Gespräch mit Thomas Alleman, Geschäftsleitung und Leiter Mitgliederservice der Hotelleriesuisse, ging WELLNESS WORLD Business der Frage nach, was sich am Wellnesssektor bewegt und wie gut die Schweizer Hotellerie in puncto Wellness aufgestellt ist. WELLNESS WORLD Business: Wie sehen Sie den Wellnessmarkt in der Schweizer Hotellerie, der eher ruhig unterwegs ist? Thomas Alleman: In der Klassifikation spielt Wellness eine Rolle. Wir haben das System im Jahre 1979 eingeführt und kontinuierlich weiterentwickelt. Auf europäischer Ebene sind wir heute harmonisiert mit den 270 Kriterien der Sterneklassifikation. Wir hatten jedoch immer auch Spezialisierungen, bei denen bestimmte Standards vorgegeben sind für den Hotelier und eine Positionierung auf Familie, auf Golfer oder Wellness erlaubt. Bei uns war der Zug schon am Rollen. Ich muss gestehen, dass uns da die Österreicher um einiges voraus sind. Aber der Vorteil, wenn man später dazu kommt ist, dass man die neuere Infrastruktur hat. WWB: Womit verbinden Sie die Tatsache, dass sich lange nichts getan hat? Erst jetzt gibt es ein zaghaftes Pflänzchen Wellness. Woran liegt das? Thomas Alleman: Meine Version, die nicht wissenschaftlich abgesichert ist, die Schweiz war Pionier im Tourismus. Die Leute kamen in die Schweiz um Ski zu Laufen, Sport zu machen und genossen die Natur. Der Rückzug in ein Resort, sich verwöhnen zu lassen, war nicht Bestandteil des Tourismus. Der Wellnessgedanke war bei den Schweizern mehr auf Außentätigkeiten fokus- 30 gesundheit siert. Man hatte zwar ein Hallenbad oder einen Tennisplatz drinnen, war aber trotzdem immer auf sportliche Aktivitäten konzentriert. Die Österreicher haben einfach erkannt, dass man dem Gast etwas anbieten muss, wenn man sich nicht in St. Moritz oder neben dem Matterhorn befindet. Es gibt Betriebe, die sind „in the middle of nowhere“ (wie z. B. der Schwarzwald), haben aber eine so tolle Infrastruktur, dass man wegen dem Hotel hinfährt. Man kann sagen, der Gast verlangt eine gewisse Wellnessinfrastruktur. Und genau das berücksichtigen wir jetzt in unserer Klassifikation. Wir haben einen Katalog nur für Wellness entwickelt. Damit wenn Wellness drauf steht, auch Wellness drinnen ist. WWB: Stichwort neue Klassifizierung und Katalog zur Bewertung. Thomas Alleman: Wir haben eine Zweistufigkeit bei der Spezialisierung Wellness. Wellness 1 und Wellness 2. Die Mehrheit der Kriterien basieren auf Infrastruktur, Angebot an Massagen, Kosmetik und Behandlungsräumen etc. Wellness 1 ist die kleine Schwester von Wellness 2. Wellness 2 bezieht sich auf Wellness in 4- und 5-Sternehotels mit mehr Quadratmetern im Spa. Alles darunter ist Wellness 1. Jetzt haben wir auch schon Betriebe, die sind etwas weiter – Stichwort Medical Wellness. Wellness verbunden mit Prophylaxe und Rehabilitation, im Paket mit medi- zinischen Behandlungen. Das haben wir nicht bei Wellness 2. Diese Betriebe möchten sich auch deutlich von einem normalen Wellness-Betrieb abheben. Eine Option wäre, dass wir eine dritte Stufe einführen, also Medical-WellnessBetriebe. Die Herausforderung ist allerdings, wir sind Hoteliers und keine Ärzte. Wir brauchen dort dann das Know-how von Spezialisten. Wir sind dabei, eine Arbeitsgruppe mit Experten zu bilden, aus genau solchen Betrieben, die Medical Wellness vorleben. Wir brauchen Sicherheit auch gegenüber dem Gast. Medical muss vertrauensvoll umgesetzt sein ohne Scharlatanerie. WWB: Oft werden Kriterien anhand quantitativer Analysen erstellt. Welche Rolle spielt Qualität und wie wichtig sind softe Faktoren in der Bewertung? Die Wellnessdienstleistung ist ja schwer zu bewerten. Thomas Alleman: In der Klassifikation ha