Water Stories Osterweiterung | Seite 14

> Alte und neue Grenzen Klappe auf für mehr Austausch Ein Imagefilm soll Polen und Deutsche in der Grenzregion näher zusammenbringen. Doch die Bewohner bleiben skeptisch. von Monika Stefanek E igentlich entstehen Imagefilme, um eine Region über die steigende Grenzkriminalität oder Billiglohnarbeinach außen präsentieren zu können, um neue ter, die angeblich aus dem Nachbarland nach Deutschland Investoren oder Einwohner ins Land zu locken. kommen. „Die Grenzregion wird sehr stereotypisiert“, sagt Doch im Film „Chancen ohne Grenzen“ geht es Gatzke, „und zwar nicht nur von Medien, sondern auch in vor allem darum, die Bürger des Grenzgebiets davon zu den Köpfen vieler Menschen, die hier leben.“ überzeugen, dass sie an einem außergewöhnlichen Ort leben. Gedreht wurde der zwölfminütige Streifen im AufDer Austausch endet beim trag des Landkreises Vorpommern-Greifswald und der Einkaufszentrum an der Grenze polnischen Stadt Stettin. Muss man den Menschen dort wirklich zeigen, welche Vorteile die Nähe zum NachbarDer Besuch im Nachbarland endet oft an der Grenze. land hat? Sowohl Deutsche als auch Polen fahren bis zum nahe gele„Seit dem EU-Beitritt Polens hat sich die deutsch-pol- genen Markt oder Einkaufszentrum, um ihre Geschäfte zu nische Grenzregion gewaltig entwickelt“, sagt Julia Bartels erledigen. „Einen Ausflug nach Stettin oder ins deutsche von der Stabsstelle Kommunales Bildungsmanagement des Grenzgebiet zu unternehmen, fällt vielen gar nicht ein. Landkreises Vorpommern-Greifswald. Viele Polen sind Genauso entdecken nur wenige Unternehmen die Mögauf die deutsche Seite der Grenze gezogen. Mittlerweile lichkeit, Kontakte mit polnischen oder deutschen Partmachen sie in manchen Orten mehr als zehn Prozent der nern aufzubauen“, erklärt Julia Bartels. Bevölkerung aus. Und nach wie vor sei es nicht gelungen, vor allem auf In dünn besiedelten Dörfern wie Tantow, Löcknitz der deutschen Seite der Grenze die Schüler und Erwachoder auf der Insel Usedom gehen so viele polnische Kin- senen zu ermutigen, die Nachbarsprache zu lernen. Nicht der in die Kitas, dass die Gemeinden darüber nachdenken, ohne Grund wird der Film unter anderem in Schulen geneue Einrichtungen aufzubauen. Auch Kleinunternehmer zeigt. Obwohl – wie die Schlussszene des Filmes zeigt, in aus Polen haben sich dort angesiedelt und Arbeitsplätze der sich zwei Kinder aus beiden Ländern unschuldig küsfür Deutsche geschaffen. „Viele Menschen nehmen mitt- sen: Manchmal geht es auch ohne Sprache. lerweile die Potenziale der gegenseitigen Zusammenarbeit wahr. Doch es gibt noch viele Barrieren und Befindlichkeiten, gerade was die Einstellung der Deutschen gegenüber Monika Stefanek, geboren 1978 in Stettin, arbeitet als freie den polnischen Nachbarn angeht.“ Von diesen Befindlich- Print- und Radiojournalistin in Berlin, u.a. für die rbbkeiten kann Niels Gatzke einiges erzählen. Der Berater Welle Funkhaus Europa und zahlreiche polnische Medien. des Regionalzentrums für demokratische Kultur Vorpommern-Greifswald beobachtet seit Jahren die steigende Popularität der NPD, die gerade im Grenzgebiet oft mit antipolnischen Parolen wirbt. Hinzu kommen Schlagzeilen 14