The WeLoveBooks Magazine Magazin | страница 9

Viele stimmen für nicht schuldig , weil sie in dem Moment den Piloten verstehen können , und weil sie nicht wissen , was sie in dieser Situation tun würden . Das ist einfach der Punkt , das ist das Missverständnis . Es geht um schuldig und nicht schuldig , und nicht , ob wir ’ s nachvollziehen können . Es ist schrecklich , aber so ist es !« Ein sehr interessanter Aspekt , den Frau Pfeil erwähnt hat , war , dass ja der Pilot im Passagierflugzeug in dem Moment die Verantwortung hatte , nicht Lars Koch . » In unserem Fall ist dies ja nicht so , dass die Piloten überwältigt wurden , wie in New York . Die Terroristen konnten selbst fliegen . Man darf den Piloten die Verantwortlichkeit von außen nicht nehmen «, fügte sie noch hinzu . » Das ist für mich noch so ein Knackpunkt .« Weder Frau Pfeil noch Herr Schleuning konnten klar sagen , ob sie selbst geschossen hätten . » Das kann niemand sagen , da spielt so viel eine Rolle . Das sind Dinge , die man intuitiv entscheidet . Und derjenige muss dann , in unserem Falle Lars Koch , mit seiner Schuld umgehen .« Jeder hofft , man komme nie in so eine Situation .
© Daniel Allertseder
Terror ist nicht nur der Titel dieses Stücks , sondern auch ein genereller Begriff der Angst und » der Einschränkung der Freiheiten «, wie Frau Pfeil » Terror « definierte . » Leider Gewalt , und eine Art Angstmaschine . Die Terroristen versuchen , dass man Angst kriegt , dass man nicht mehr rausgeht . Es gibt Gruppen , die die Angst › zelebrieren ‹, um Leute auf ihre Seite zu bringen «, assoziiert Herr Schleuning mit dem Begriff Terror . Die Frage , ob der Titel passend zum Stück ist , konnte der Schauspieler des Lars Koch sehr deutlich beantworten : » Der Titel ist reißerisch , › Terror ‹ klingt gefährlich . Man könnte es auch › Die Würde ?‹ nennen , aber es klingt nicht so fesselnd . Es ist ein Schlagwort !«. So überzeugend und stark , wie ich die Schauspieler während des Interviews empfunden habe , so waren sie auch auf der Bühne . Ich habe mit großer Interesse das Spektakel verfolgt , und mit sehr viel Neugier den Schauspielern beim Beantworten meiner etwas doch komplexen Fragen gelauscht . Terror von Ferdinand von Schirach beeindruckt Menschen . Es manipuliert sie aber auch , lässt Fragen aufwerfen , die man sich im alltäglichen Leben selten stellen würde . Die moralischen Fragen , ob man Leben gegen Leben abwiegen dürfe , ob man den Angeklagten Lars Koch verurteilen würde oder nicht , und ob man in diesem Fall selbst so gehandelt hätte , kann man nicht partout und ohne lange darüber nachzudenken beantworten . Man möchte weder der Richter sein , noch Lars Koch , natürlich am Wenigsten die Frau , die ihre Kinder und ihren Mann verloren hat , aber eine schreckliche Tatsache ist , dass Letzteres tagtäglich passiert : Seien es Bürgerkriege in den arabischen Ländern , oder fürchterliche Terroranschläge in Amerika , Europa , Asien oder Afrika . Jeder Mensch darf froh über das sein , was man besitzt , und genau dieses Stück von Ferdinand von Schirach löst diesen moralischen , im Kopf stattfindenden Konflikt aus . Die Differenz zwischen Gut und Böse , Freiheit oder Sicherheit , Verurteilung oder Freispruch , Identifikation oder Kopf schütteln – ein mächtiges Werk deutscher Theaterkunst . Ein wichtiger Peitschenhieb unserer modernen und skrupellosen Gesellschaft . WeLoveBooks bedankt sich bei den Schauspielern Julienne Pfeil und Gregor Schleuning , sowie der fabelhaften Vermittlung und Betreuung durch Veronika Puttinger . Herzlichen Dank an das grandiose Team des Landestheaters Salzburg !