The WeLoveBooks Magazine 4 | Page 5

gesucht. Er bricht aus sei- nem Kokon aus und macht sich mit einer Kultur be- kannt, bei der Stroboskop- lichter und Tanzexzesse an der Tagesordnung stehen. Er besucht viele Clubs, un- ter anderem den Belly Cloud, lernt neue Freunde kennen und auch andere Substanzen, die er sich ein- wirft, die er konsumiert, um die langen Nächte und lan- gen Wochenenden durch- halten zu können. Max Wolf inszenierte eine kei- nesfalls affektierte und überaus ehrliche Reise ins nächtliche Raver-Leben, konfrontiert uns mit dieser phänomenalen, aber den- noch gewöhnungsbedürfti- gen Bewegung, porträtiert einen jungen Mann, dessen junges Leben anders ver- läuft als geplant, welches er selbst gestaltet, welches aber auch von nun an Ge- fahren birgt. Vor allem die Abhängigkeit, das Schwer- fallen des Loslassens, der Missachtung der Regeln und der eigenen Zukunfts- planung. Solide verfasst mit interessantem Schreibstil Besonders interessant ist der Schreibstil des Autors. Er schreibt mit einem hy- potaktischen Stil, hat die Geschichte wortgewandt mit interessanten Stilmit- teln verfasst. Die kurzen Kapitel fördern den Lese- fluss; die Langeweile kann sich verabschieden, denn »Glücksreaktor« ist hypno- tisierend, ein Rausch, eine Sucht. Jedoch aber war der Verlauf der Story des Öfte- ren immer wiederkehrend. Party, tanzen, Drogen, Schule, schlafen, Vor- freude, Party, tanzen, Dro- gen, Schule, schlafen und so weiter. Ein exakter Tur- nus wird wiederholt, wie- derholt, wiederholt. Dies führt ein wenig zum Stirn- runzeln des Lesers. Besteht Freds neues Leben nur noch aus Party, Drogen und raven? Max Wolfs »Glücksreaktor« ist Polarisation und Exzess in einem: Ein Roman über einen jugendlichen Aus- bruch in die Freiheit, kei- nesfalls dem Original fol- gen, den Eltern, der gesam- ten Straße. Fred wird Anhä- nger der Rave-Kultur, die den Autor selbst sehr ge- prägt hat. Philosophieren wir zusam- men kurz zum Schluss: Wie war Ihr Ausbruch, wie war Ihre Sehnsucht nach Frei- heit als Sie jung waren. Gab es dieses Verlangen über- haupt, und wenn ja, wie ha- ben Sie ihren Auszug ge- staltet, gab es auch bei Ihnen eine Bewegung, der Sie sich angeschlossen ha- ben? In welcher Kultur fan- den Sie Zuflucht, und wel- che Menschen um Sie ha- ben Sie begleitet? Der Autor und das Buch Max Wolfs »Glücksreaktor ist am 14.08.2018 bei Tempo, ei- nem Imprint von Hoffmann & Campe als Hardcover erschie- nen. Der Roman fasst 256 Sei- ten. Preis: 20.00 € ISBN: 978-3-45550-0439-7 Max Wolf, geboren 1976 in der Schweiz, aufgewachsen in Süddeutschland, wo er Anfang der Neunziger von der Technoszene infiziert wurde. Der promovierte Evolutionsbiologe arbeitet an einem Leibniz-For- schungsinstitut in der Ber- lin und ist für seine Arbei- ten in der Verhaltensfor- schung mit internationalen Preisen ausgezeichnet wor- den. »Glücksreaktor« ist sein erster Roman. Quelle: Hoffmann & Campe »Raven«, ein ekstatischer Tanz zu elektronischer Musik ab den 1990er Jahren. Die »Love Pa- rade« ist ein typisches Beispiel je- ner legaler Veranstaltungen in Deutschland, die zu diesem Sub- genre zählen. © Tempo Verlag, Hoffman & Campe, hoca.de, 2018