Suchtreport 2019 – CRAFT Neue Wege in der Suchttherapie 2019-08-26_suchtreport_2019 | Page 6

Was bedeutet CRAFT und was sind die Ziele für die Suchttherapie? Unter dem etwas sperrigen Begriff Community Reinforcement and Family Training (CRAFT) wurde ursprünglich in den USA ein Behandlungsansatz für Angehörige nicht behandlungsbereiter Suchtkranker entwickelt. Dieser Ansatz widespricht dezidiert dem Co-Abhängigkeitsmodell mit seiner Fokussierung auf Abgrenzungsstrategien als einzig gangbaren Weg für Angehörige. In Form eines Behandlungsmanuals hat CRAFT In den letzten zehn Jahren allmählich auch Einzug in die deutschsprachige Versorgungslandschaft gefunden. In diesem Ansatz wird davon ausgegangen, dass Familienangehörige einen wesentlichen Einfluss auf den weiteren Verlauf der suchtkranken Betroffenen (Index-Patient, im Folgenden: IP) und damit auch auf deren Inanspruchnahme professioneller Hilfen leisten können. Angesichts der Tatsache, dass weniger als 30 Prozent aller Suchtkranken im Laufe ihrer Suchtkarriere Kontakt zum Hilfesystem aufnehmen, wendet sich der Ansatz an die Mehrheit der Ange- hörigen ohne einen sich in Behandlung befindlichen IP. Verbesserung der Lebensqualität Gegenstand des CRAFT-Trainings ist die Vermittlung der zu diesem Zweck als sinnvoll erachteten Fertigkeiten, ergänzt durch weitere Massnahmen, welche auf die Verbesserung der Lebensqualität der Angehörigen abzielen. Dabei werden primär drei Ziele verfolgt: Zunächst soll der Substanzkonsum des IP reduziert werden, um in einem zweiten Schritt die Behandlungsaufnahme des IP zu erreichen. Unabhängig von diesen beiden Zielen soll als drittes die Lebensqualität des Angehörigen verbessert werden. Die Ziele sind dabei nicht hierarchisch, sondern ergeben sich aus den Bedürfnissen der Angehörigen. Grundsätzlich beinhaltet CRAFT verschiedene Optionen, aus denen die An- gehörigen wählen können. Verhalten nicht pathologisieren CRAFT basiert auf lerntheoretischen Grundlagen und nutzt operante Verstär- kungsstrategien und positive Kommunikation im Gegensatz zu konfrontieren- den Techniken. Diese Strategien lassen sich auf unterschiedliche Abstufungen der Veränderungs- und Behandlungsmotivation eines IP zuschneiden. Ange- hörige werden dabei aufgrund ihres Wissens über den IP, das Ausmass an Kontakt und ihre Veränderungsmotivation (Leidensdruck) als ideale Partner 6