Suchtreport 2019 – CRAFT Neue Wege in der Suchttherapie 2019-08-26_suchtreport_2019 | Page 7
für die Erhöhung der Behandlungsmotivation des IP betrachtet. Massgeblich
wird dies erreicht, indem Angehörige einerseits lernen, Substanzkonsum des
IP nicht mehr zu verstärken, die natürlichen Konsequenzen des Konsums
nicht mehr abzumildern und andererseits gezielt funktionales, abstinentes
Verhalten des IP zu verstärken. Hierbei ist es wichtig, dass das bisherige
Verhalten der Angehörigen nicht pathologisiert wird, sondern zunächst als
nachvollziehbare, aber tendenziell nicht hilfreiche Reaktion verstanden wird.
So erleichtert z.B. die Frau eines alkoholkranken IPs dessen Trinken, wenn
Sie bei seiner Arbeitsstelle anruft und dort erklärt, er sei schwer erkältet,
während er tatsächlich seinen Rausch ausschläft. Der verständliche Wunsch,
Probleme von dem IP abzuwenden und die wahrscheinliche Sorge auch um
das eigene finanzielle Auskommen sind zwar verständlich, führen aber nicht
dazu, dass der IP ein Problembewusstsein entwickeln kann. Bei gesundem
Verhalten besteht in Beziehungen mit Suchtproblemen oftmals das Problem,
dass der sich Mühe gebende IP dann mit Anklagen überschüttet wird, was
lerntheoretisch einer Bestrafung gleichkommt.
Motivierende Gesprächsführung
CRAFT orientiert sich zusätzlich an Verfahren wie der Motivierenden Ge-
sprächsführung. Dabei wird ein empathischer und nichtbewertender Ge-
sprächsstil fokussiert, der letzte Entscheidungen über die anzustrebenden
Veränderungsschritte dem Klienten überlässt. Bevor mit dem eigentlichen
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