Suchtreport 2018 – Guter Hanf, schlechter Hanf? suchtreport_18 | Page 15

Wie hoch schätzen Sie die heilenden Kräfte des CBD für medizinische Zwecke ein?
Hanfprodukte sind noch wenig erforscht. Es ist unbestritten, dass Cannabinoide ein breites Wirkspektrum haben. Verstärkte Forschungsbemühungen sind notwendig, um gesichertes Wissen über diese Substanzen zu generieren. CBD allein hat nur einen sehr beschränkten medizinischen Nutzen. Interessanter ist der Einsatz von Cannabinoiden in ihrer gesamten Wirkstoffbreite in der Medizin. Das revidierte Betäubungsmittelgesetz lässt solche Behandlungen zu. Der Katalog der mit Cannabinoiden behandelbaren Krankheiten ist leider sehr eng, die einsetzbare Substanzpalette ist sehr schmal und die Behandlung nur mit einer Spezialbewilligung, die jeweils vom BAG erteilt werden muss, möglich. Gleichzeitig sind die verfügbaren Medikamente sehr teuer und werden über die Grundversicherung nur in Ausnahmefällen bezahlt.
Worauf führen Sie die hitzigen Debatten um Cannabis zurück?
Für den Suchtfachmann oder die Suchtfachfrau ist es meistens unverständlich, weshalb die Diskussion über die Substanz Cannabis so emotional geführt wird. Cannabis ist vom Schädlichkeitsprofil und vom Suchtpotential weniger problematisch als eine Vielzahl von legalen Genuss- und Rauschmitteln. Der Konsum von psychoaktiven Substanzen ist eine kulturelle Praxis und seit Menschengedenken üblich. Wir sind uns heute einig, dass nicht die Substanz an sich das Problem ist. Die Eidgenössische Kommission für Drogenfragen EKDF hat dies 2015 so formuliert: « Regulierungsmodelle, die sich ausschliesslich an der Gefährlichkeit der Einzelsubstanzen orientieren, zielen an der komplexen Konsumrealität vorbei. Sie sind daher ineffizient und nicht zielführend. Drogenpolitische Massnahmen müssen immer auch den gesellschaftlichen Kontext miteinbeziehen, das heisst die Bedingungen und Situationen, in denen Konsum geschieht, die Lebensphasen, in denen konsumiert wird, die unterschiedlichen Konsummuster sowie deren jeweilige Einbettung in das soziale, juristische und medizinische System.»
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