« Hanf , Cannabis , CBD , THC ; eine lange und verwirrliche Geschichte »
Dr . med . Toni Berthel , Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie , ist Direktor Sucht und Begutachtungen , Integrierte Psychiatrie Winterthur ( ipw ) – Zürcher Unterland und Präsident der Eidgenössischen Kommission für Suchtfragen ( EKSF ). Die aktuelle CBD-Hanf Thematik bezeichnet er als einen Boom , der sich bald verflüchtigen werde . Dennoch gelte es in Bezug auf die zukünftige Drogenpolitik die Kriminalisierung der THC-Cannabis-Konsumenten zu verhindern , Regulierungsmodelle für einen geordneten Umgang mit Cannabis zu entwickeln und gleichzeitig die Prävention zu verbessern .
Herr Dr . Berthel , seit über einem Jahr ist der Anbau , Handel und Konsum von CBD-Hanf in der Schweiz erlaubt . Dies hat einen wahren Boom ausgelöst , dessen Auswirkungen kaum abzuschätzen sind . Wie beurteilen Sie die Situation ?
Dr . Berthel : Ja dieser CBD-Megahype ist erstaunlich . Im Cannabis und der Hanfpflanze sind mehr als 80 verschiedene Wirkstoffe ( Cannabinoide ) enthalten . CBD – das Cannabidiol – hat im Gegensatz zu THC – das Tetrahydrocannabinol – keine berauschende Wirkung . CBD-haltige Produkte werden heute in einer Vielzahl von Geschäften und im Internet angeboten . CBD wird mit Tabak vermischt geraucht , als Tropfen , Tinktur , Balsam , Öl oder in Kapseln gegessen . CBD hat keine psychoaktive Wirkung . Viele Konsumierende berichten nach dem Konsum von leichter Entspannung , teilweise wird eine Stimmungsaufhellung beschrieben und es hat kaum Nebenwirkungen . Wissenschaftlich ist CBD noch wenig erforscht . Wenn wir dieses doch nur sehr eingeschränkte Wirkprofil sehen , ist dieser Boom kaum zu erklären . In der klinischen Arbeit beobachten wir immer wieder , dass Konsumenten die THC-haltiges Cannabis häufig konsumieren und den Konsum reduzieren möchten , ihren Joint mit CBD mischen und so langsam die konsumierte Menge reduzieren können . Dabei können sie das Konsumritual weiterführen .
Sehen Sie nicht die Gefahr , dass der freie Anbau , Handel und Konsum des CBD-Hanfes die bisherigen Präventionsbemühungen unterwandern ?
Eine gute Prävention stärkt u . a . junge Menschen in ihrer Lebens- und Risikokompetenz , damit sie einen konstruktiven Umgang mit psychoaktiven Substanzen oder generell mit Risiken finden . Da CBD keine berauschenden
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