Suchtreport 2018 – Guter Hanf, schlechter Hanf? suchtreport_18 | Page 12

« Hanf, Cannabis, CBD, THC; eine lange und verwirrliche Geschichte »
Dr. med. Toni Berthel, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, ist Direktor Sucht und Begutachtungen, Integrierte Psychiatrie Winterthur( ipw) – Zürcher Unterland und Präsident der Eidgenössischen Kommission für Suchtfragen( EKSF). Die aktuelle CBD-Hanf Thematik bezeichnet er als einen Boom, der sich bald verflüchtigen werde. Dennoch gelte es in Bezug auf die zukünftige Drogenpolitik die Kriminalisierung der THC-Cannabis-Konsumenten zu verhindern, Regulierungsmodelle für einen geordneten Umgang mit Cannabis zu entwickeln und gleichzeitig die Prävention zu verbessern.
Herr Dr. Berthel, seit über einem Jahr ist der Anbau, Handel und Konsum von CBD-Hanf in der Schweiz erlaubt. Dies hat einen wahren Boom ausgelöst, dessen Auswirkungen kaum abzuschätzen sind. Wie beurteilen Sie die Situation?
Dr. Berthel: Ja dieser CBD-Megahype ist erstaunlich. Im Cannabis und der Hanfpflanze sind mehr als 80 verschiedene Wirkstoffe( Cannabinoide) enthalten. CBD – das Cannabidiol – hat im Gegensatz zu THC – das Tetrahydrocannabinol – keine berauschende Wirkung. CBD-haltige Produkte werden heute in einer Vielzahl von Geschäften und im Internet angeboten. CBD wird mit Tabak vermischt geraucht, als Tropfen, Tinktur, Balsam, Öl oder in Kapseln gegessen. CBD hat keine psychoaktive Wirkung. Viele Konsumierende berichten nach dem Konsum von leichter Entspannung, teilweise wird eine Stimmungsaufhellung beschrieben und es hat kaum Nebenwirkungen. Wissenschaftlich ist CBD noch wenig erforscht. Wenn wir dieses doch nur sehr eingeschränkte Wirkprofil sehen, ist dieser Boom kaum zu erklären. In der klinischen Arbeit beobachten wir immer wieder, dass Konsumenten die THC-haltiges Cannabis häufig konsumieren und den Konsum reduzieren möchten, ihren Joint mit CBD mischen und so langsam die konsumierte Menge reduzieren können. Dabei können sie das Konsumritual weiterführen.
Sehen Sie nicht die Gefahr, dass der freie Anbau, Handel und Konsum des CBD-Hanfes die bisherigen Präventionsbemühungen unterwandern?
Eine gute Prävention stärkt u. a. junge Menschen in ihrer Lebens- und Risikokompetenz, damit sie einen konstruktiven Umgang mit psychoaktiven Substanzen oder generell mit Risiken finden. Da CBD keine berauschenden
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