Kreative Innenstadt
Interview zwischen Judith Drewke, ZIRP und Mark Schlick, Wirtschaftsförderung Pirmasens
💬 Pirmasens hat in den vergangenen Jahren einen starken Strukturwandel erlebt. Der Wegfall der Schuhindustrie prägt die Stadt noch heute. Dennoch gilt Pirmasens als eingesessene Schuhhandwerksstadt. Auch in unserem Projekt kam dies zur Sprache. Es war davon die Rede, das Image der Stadt neu zu prägen – und dennoch ihre Kreativität zu betonen. Konnten Sie in der vergangenen Zeit Weichen hierfür stellen?
Im Vorfeld der # Schuhstadt-Netzwerkgründung nahmen einige dieser Schuhfirmen unser Popup-Store Angebot in der zentralen Fußgängerzone an, um insbesondere die Zeiten zu verkaufsoffenen Sonntagen für ihren Schuhverkauf zu nutzen. Der Popup-Store wurde zu Beginn von unserem Citymanagement in Zusammenarbeit mit der Zukunftsregion Westpfalz e. V.( ZRW) initiiert und unterstützt.
Dieses Projekt hat sich im Laufe der Zeit mehr oder weniger verselbstständigt. Allerdings ist das Objekt, das hier wechselseitig gemietet wurde, zwischenzeitlich fest vermietet. Nun müssen wir auf die nächste Immobilie ausweichen. Hier gilt es nun noch ein paar Weichen zu stellen, dass dieses Erfolgsmodell auch an anderer Stelle weiterlaufen kann.
Mark Schlick: Unsere ursprüngliche Intention war, den Schuhverkauf unserer ortsansässigen Schuhproduzentinnen und-produzenten zentral in der Innenstadt an einem Ort, nämlich auf dem Gelände der ehemaligen Kaufhalle, unter den Label „ Schuhstadt“, zu konzentrieren.
Diese Pläne standen im Jahre 2020 kurz vor der Umsetzung, doch dann traf uns alle die Corona- Pandemie mit all ihren Folgen, die sich unter anderem stark im stationären Handel und besonders in der Modebranche zeigten. So kam es, wie es kommen musste: Die Schuhindustrie litt ohne Ende. Die Schuhfirmen haben sich unter diesen verschärften Rahmenbedingungen auf ihre Kernkompetenzen und-standorte, die zum Großteil dezentral über das Stadtgebiet verteilt sind, fokussiert. Es ging letztendlich um das blanke Überleben einer Traditionsbranche. Doch wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und die Firmen an ihren dezentralen Standorten gestärkt und die Eröffnung von entsprechenden Outlet-Stores bei ihren Firmen und auf ihren Grundstücken zugelassen. Wie gesagt, es ging um die Rettung einer Pirmasenser Alleinstellungsbranche. So ist es gelungen, zahlreiche Schuhproduzierende unter dem Hashtag-Label „# Schuhstadt“ zu vereinen, um gemeinsame Werbeaktionen, wie Flyer, Buswerbung, markante Werbebanner an prominenten Stellen im Stadtgebiet und regelmäßige Netzwerktreffen zu initiieren.
Wo wir ebenfalls ein ganzes Stück weitergekommen sind und wodurch sich vielleicht klassische Schuhmacherinnen und Schuhmacher, kleinere Geschäfte und Dienstleistungen für Dinge des täglichen Bedarf in der Innenstadt ansiedeln, ist die Weiterentwicklung des südlichsten Abschnitts der Fußgängerzone. Die gesamte Pirmasenser Innenstadt ist für die heutige Zeit eigentlich zu groß geraten und über diesen Abschnitt wurde auch in unserem gemeinsamen Workshop gesprochen. Diesen Teil würden wir gern wieder temporär durch versenkbare Poller öffnen, um dann dort auch temporäres Parken anzubieten. So können Leute, die kurzfristig etwas in der Innenstadt verrichten müssen, auch vielleicht bald wieder zu örtlichen Schuhmacherinnen und Schuhmachern gehen. Diese Maßnahme ist nahezu abgeschlossen. Der Bereich muss noch begrünt werden, es folgt noch ein
98 Stadt Visionen – Wissen, Kreativität und Kultur in der Innenstadt der Zukunft