Stadt Visionen – Wissen, Kreativität und Kultur in der Innenstadt der Zukunft | Page 96

Kreative Innenstadt
Wir können uns aktuell noch über eine geringe Leerstandsquote freuen. Dennoch sind wir gerade an einem ganz neuen Leerstandskonzept dran. Auch hier ist es wieder so: Wir bringen die kreativen Leute zusammen in einen Raum und daraus entwickeln sich innovative Ideen, wie wir Leerstände neu spielen können. Es sind ein paar konsumfreie Angebote in Planung und auch verrückte Ausprobiermöglichkeiten, um Geschäftsmodelle in Leerstände unterzubekommen ohne hohe Investitionen fürchten zu müssen.
Es ist wichtig, solche Entwicklungen zusammenzudenken und zusammenlaufen zu lassen. Es braucht die konsumfreien Räume, aber bei dem Thema Leerstände ist es natürlich auch für die Eigentümerinnen und Eigentümer immer ganz schwierig, einen reinen konsumfreien Leerstand zu bespielen, da das wirtschaftliche Interesse gewahrt werden muss.
Ich denke, partiell lassen sich bei uns, das haben wir auch schon jetzt öfter gemacht, Leerstände konsumfrei bespielen. Bei langfristiger Nutzung können wir da leider nicht draufsetzen. Hier nutzen wir dann eher Freiflächen, die wir so attraktiv gestalten, dass sich Menschen rund ums Jahr gerne hier aufhalten.
💬 Als wir unser Projekt in Andernach gestartet haben, waren Sie ganz frisch im Amt und haben die Funktion als Erster übernommen. Das ist jetzt zwei Jahre her und seitdem ist das Citymanagement fester Bestandteil in Andernach. Wie blicken Sie inzwischen auf die Rolle des Citymanagers für die Stadt Andernach? Welche Veränderungen können Citymanagerinnen und-manager grundsätzlich bewirken?
Dustin Heip: Das Citymanagement ist in Andernach ein ganz neuer Prozess mit der Erstbesetzung. Es fällt mir etwas schwer, an der Stelle über das Citymanagement zu sprechen. Ich kann mich ja schlecht hier jetzt selber loben, aber die Rückmeldungen sind bisher sehr, sehr positiv.
Ich glaube, eine große Schwierigkeit, aber vielleicht auf der anderen Seite eine große Chance im Punkto Citymanagement ist, dass Kommunen und kommunale Spitzenverbände das Citymanagement noch nicht in ein festes, komplett abgeschlossenes Beschäftigungs modell gesperrt haben. Wir haben einen sehr, sehr freien Rahmen, wie wir diese Stelle interpretieren und ausführen.
Ich arbeite bei der Stelle immer am liebsten mit dem Begriff des Innenstadtkümmerers. Das beschreibt nämlich ganz viele wichtige Eigenschaften, die wir mitbringen müssen. Es ist die kleine Wirtschaftsförderung der Innenstadt.
Im Idealfall ist das Citymanagement in alle innenstadtbetreffenden Prozesse involviert. Das sind teilweise baurechtliche Thematiken, das sind Netzwerke der Aktiven unterschiedlicher Unternehmen. Das sind verkehrsrechtliche Thematiken. Wir sollten uns in die Prozesse mit einbringen und zumindest ein offenes Ohr haben, um vielleicht die richtigen Akteurinnen und Akteure zusammenzubringen. Denn es gibt viele Akteurinnen und Akteure, die sich im Arbeitsalltag nie kennenlernen und viel voneinander profitieren würden. Wir sind an der Stelle keine Allheilsbringer, sondern bringen Menschen zusammen und stoßen Prozesse an.
Ich habe das Glück, und das ist sicherlich ein wichtiger Punkt, dass mir der Rücken freigehalten wird und ich über einen freien Arbeitsrahmen verfügen kann. Zudem habe ich in Andernach das Gefühl, dass meine Meinung als Citymanager die nötige Gewichtung beigemessen wird.
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