Stadt Visionen – Wissen, Kreativität und Kultur in der Innenstadt der Zukunft | Page 94

Kreative Innenstadt nende und müssen hier mit Wertschätzung und Empathie vermitteln und für gegenseitiges Verständnis werben. Wenn Kommunen so eine Person einsetzen und dieses Verhältnis herstellen, können Synergien genutzt werden und die Expertise unterschiedlicher Akteurinnen und Akteure fließt in die Prozesse mit ein.
Jemand, der in einem Bauamt tätig ist, der wird nicht unbedingt verstehen, was die Sorgen des einzelnen Gastronomen oder der einzelnen Händlerin sind. Der kann es erahnen, die können auch vielleicht in ein Gespräch gehen. Aber die Akteurinnen und Akteure im Bauamt einer Stadt werden nicht die Zeit haben mit jedem Unternehmenden ein Gespräch zu führen, sich Sorgen anzuhören und Ideen aufzunehmen.
Andererseits wird der Gastronom oder die Händlerin nicht die Zeit haben, das tägliche Arbeitsfeld des Mitarbeitenden im Bauamt zu verstehen. Hier braucht es Schnittstellen.
Ideen können auch allein von der Stadt entwickelt werden. Wenn Kommunen jedoch nicht das Echo der Akteurinnen und Akteure in der Stadt bekommen, von Händlerinnen und Händlern, Gastronominnen und Gastronomen, Besuchenden, dann werden diese Ideen sehr einseitig und sehr banal bleiben. Es braucht den Input und die Expertise aller Akteurinnen und Akteure. Es muss Leute geben, die wie die berühmte Spinne im Netz die Fäden zusammenlaufen lassen. Das ist unheimlich viel Arbeit, aber wenn sich Kommunen diese Arbeit machen, kommen da sehr erfolgreiche Prozesse zustande.
Dieses Netzwerk in Andernach ist nicht in Geld aufzuwiegen, aber in Erfolgen, die wir dann immer wieder vorweisen können. Wir erzeugen hiermit auch eine Grundstimmung in der Stadt, eine Grundeuphorie.
Dieses Netzwerk in Andernach ist nicht in Geld aufzuwiegen, aber in Erfolgen, die wir dann immer wieder vorweisen können. Wir erzeugen hiermit auch eine Grundstimmung in der Stadt, eine Grundeuphorie. Konkurrenzdenken und auch das Denken in Zuständigkeiten gehen ein Stück weit zurück. Jede und jeder entwickelt ein Verantwortungsgefühl und es entsteht eine Gemeinschaft für eine Stadt. Wenn das erreicht wurde, haben Kommunen es deutlich leichter, neue Prozesse in ihrer Stadt zu etablieren.
💬 In Andernach haben wir uns auch dem Thema Tourismus angenommen. Wir haben Personas entwickelt, sprich Steckbriefe fiktiver Besuchender erstellt, um zu schauen, wo eigentlich das touristische Potenzial Andernachs künftig liegt. Dieses Vorgehen kann auch für andere Zielgruppen interessant sein. Sie haben es vorhin bereits angesprochen, dass man die Besuchenden und ihre Bedürfnisse kennen muss. Wie fließen solche Überlegungen ins Stadtmarketing mit ein?
Dustin Heip: Für uns ist es ein ganz zentraler Punkt zu wissen, welche Hauptzielgruppen nach Andernach kommen und warum. Diese Gruppen müssen wir zunächst mal identifizieren und stärken. An dieser Stelle brauchen wir wieder den Punkt der Verstetigung, der Beständigkeit. Diese Gruppen sollten sich hier wohlfühlen, weil sie das tägliche Zugpferd der Stadt sind und ohne sie Prozesse bis hierhin nicht funktionieren würden.
Ich glaube, den größten Fehler, den wir machen können, ist zu sagen, wir müssen jetzt sofort alle
94 Stadt Visionen – Wissen, Kreativität und Kultur in der Innenstadt der Zukunft