Stadt Visionen – Wissen, Kreativität und Kultur in der Innenstadt der Zukunft | Page 28

Wissensraum Innenstadt
4 EXTERNAL www. touraround. io / ki-chatbot / zu denken, dass der eigentliche Grund des Aufenthalts in der Stadt( in der Regel) nicht das Lernen ist und entsprechend auch keine Zeit dafür eingeplant wurde. Hektik und Ablenkung, ggf. sogar ein information overload, also eine Informationsmenge, die deren Verarbeitung eher überfordert, können von den Lernmöglichkeiten ablenken, indem wir mit einem Tunnelblick alle augenblicklich unnötigen Informationen ausblenden. Die Wahrnehmung von Lernchancen ist daher auch ein Privileg, welches denen vorbehalten ist, die es sich zeitlich leisten können oder wollen.
Aber auch die individuelle Disposition, wie z. B. ein mehr oder weniger großes Interesse, etwas zu lernen, kann ausschlaggebend sein. Bei einer großen Wissbegierde, wie wir sie z. B. bei Kindern beobachten können, kann alles ein Anlass zur Erkundung und zum Lernen sein. Ist diese Neugierde hingegen nicht( mehr) vorhanden, kann jedes Angebot ins Leere laufen. Die Wahrnehmung von Lernmöglichkeiten kann aber auch an weiteren Barrieren scheitern. So z. B. sprachliche Hürden oder auch Beeinträchtigungen, wie eine eingeschränkte Seefähigkeit oder physische Barrieren für Personen mit eingeschränkter Mobilität. Es ist also nicht nur die individuelle Einstellung und Bereitschaft ein Lernangebot wahrzunehmen, sondern auch die Rahmenbedingungen, die kontextuellen Faktoren, welche die Wahrnehmung ermöglichen oder verhindern.
Aus didaktischer Perspektive ist es von Bedeutung, dass der Inhalt des Lernangebots anschlussfähig ist, also auf entsprechendes Vorwissen stößt und damit überhaupt verstanden werden kann. Informations- und Lernangebote, die an ein Allgemeinwissen anschließen, erfüllen diese Voraussetzung, sind aber ggf. bezüglich der Erweiterung des Wissens wenig ambitioniert. Stellen die Angebote hingegen zu hohe Anforderungen, können sie auch überfordern. Ideal wäre es daher, wenn sich das Angebot dem Bedarf oder auch Vorwissen anpassen würde, also adaptiv ist. Dazu können Annahmen darüber getroffen werden, was eine mögliche Zielgruppe interessieren würde und an welchem Vorwissen angeschlossen werden kann – also z. B. eine Informationstafel für Urlauberinnen und Urlauber vor einer Sehenswürdigkeit.
Aber nicht immer ist es möglich, das Interesse auch gut zu prognostizieren und in der Regel fehlen auch Informationen über die Personen, die sich für ein mögliches Angebot interessieren könnten. Dann besteht die Möglichkeit, es den Interessierten selbst zu überlassen, welches Informations- und Lernangebot das passende ist. Dann spricht man von Adaptierbarkeit. Dafür sind dann eine Vielzahl an Informations- und Lernmöglichkeiten bereitzustellen – ähnlich wie in einer Bibliothek, wo man sich dann das zum Interesse passende Buch auswählt. Die Verantwortung kann dabei aber auch überfordern: Wo fange ich am besten an? Was bzw. welche Informationen sind relevant und wie arbeite ich mich am besten vor? Solche Entscheidungen können unterstützt werden, indem z. B. Vorschläge gemacht werden. Dabei ist es aber wichtig, dass die Freiheit bleibt, sich ggf. auch anders zu entscheiden und nicht einem fest vorgegebenen Lernpfad zu folgen. Nicht zuletzt bringt aber auch die Digitalisierung zahlreiche Chancen mit sich, Lernangebote im öffentlichen Raum zu platzieren. Durch Monitore können nicht nur vielfältige Informationen auf einer begrenzten Fläche angeboten werden, sondern die Inhalte sind zudem leicht anpassbar und bieten Möglichkeiten der multicodalen( also Schrift, Bilder, Videos) und multimodalen( also visuell und bei Lautsprechern auch auditiv) Präsentation. Sie können dabei individuellen Bedarfen sowohl inhaltlich als auch sprachlich angepasst werden und durch Interaktionsmöglichkeiten zur Nutzung motivieren.
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