Projektstart
Bürgerhäuser mit Veranstaltungssälen, aber auch temporäre Interventionen etwa in Form von Popup- Aktivitäten. Denkbar sind daneben neue, von bürgerschaftlichen oder kommunalen Initiativen getragene sogenannte „ Dritte Orte“, mit denen freiwerdende Räume besetzt werden und so mit kreativen Nutzungskonzepten zur Belebung der Innenstadt beitragen. Gerade in mittelgroßen Städten sind Kulturorte wichtige soziale Identifikations- und Treffpunkte der Stadtgesellschaft – vor allem dann, wenn sie mit gastronomischen Einrichtungen wie Cafés, Restaurants oder einer Gaststätte kombiniert sind. Kommunen sind gut beraten, solche Einrichtungen zu fördern und ihr räumliches Umfeld zu entwickeln. Die Unterstützung kann in Form von baulichen Maßnahmen oder durch die Organisation von räumlichen Synergien( z. B. die Kombination mehrerer Nutzungen in einem Quartier oder Gebäude) erfolgen. Kulturelle Nutzungen erzeugen für ihren urbanen Kontext eine Aufwertung, die quantitativ nicht immer messbar ist, den Standort Innenstadt aber in jedem Fall stärkt.
Handwerk und Kleingewerbe als( neue) Nutzungen
Die Rückkehr von nicht störenden Handwerksbetrieben und von Kleingewerbe in die Stadtzentren und Wohnquartiere ist ein Ansinnen, das weitsichtige Stadtplanerinnen und Stadtplaner schon seit Jahren hegen. Das Nebeneinander von Wohnen, Kleingewerbe, Geschäften, Handwerksbetrieben, Büros auf einer Parzelle oder in einem Baublock muss wieder zur Typik der Innenstadt werden. Allerdings richtet das deutsche Bauplanungsrecht bis heute erhebliche Hürden für die kleinteilige Kombination von Wohnen, Handel, Handwerk und nicht störendem Gewerbe auf – weil seine Normen und Regelungen in weiten Teilen noch von dem in den 1960er Jahren etablierten
Leitbild der Entmischung und Funktionstrennung bestimmt sind. Die 2017 in der Baunutzungsverordnung neu definierte Baugebietskategorie MU( Urbane Gebiete) bedeutet diesbezüglich einen Schritt in die richtige Richtung.
Offenheit für Experimente
Niemand kann heute mit Sicherheit sagen, wie sich die Innenstädte in den nächsten Jahrzehnten tatsächlich entwickeln werden. Es braucht Mut zu Experimenten, um die Lücken zu schließen, die der Strukturwandel im Einzelhandel hinterlässt. Denkbar ist ein breites Spektrum von alternativen, dauerhaften und temporären Nutzungen, abhängig von den örtlichen Möglichkeiten sowie den Akteurinnen und Akteuren. Ein Umdenken wird vielerorts auch bei den Eigentümer-innen und Eigentümern von Gewerbeimmobilien notwendig sein – sie kommen nicht umhin, die Renditeerwartungen an ihre innerstädtischen Immobilien zu überprüfen. Nur mit starken Akteursnetzwerken und einer engagierten Stadtverwaltung kann es gelingen, zukunftsfähige Konzepte für die Nutzung der Innenstädte zu erarbeiten und umzusetzen.
Der öffentliche Raum als Herzstück der Innenstadt
Den Straßen und Plätzen in den Zentren kommt eine besondere Bedeutung zu: Sie sind oft geschichtsträchtige Orte des Gemeinwesens, Touristenmagnet oder Stube einer Stadt. Im öffentlichen Raum sind zentrale Treffpunkte der Stadtgesellschaft: Hier werden Feste gefeiert, es begegnen sich Menschen unterschiedlicher Herkunft, hier wird demonstriert ebenso wie Handel getrieben. Allerdings steigen die Anforderungen an den öffentlichen Raum. Immer mehr Nutzungsansprüche müssen bei gleichbleibendem Raumangebot befriedigt werden. Dies offenbarte einerseits die Potenziale des öffentlichen
10 Stadt Visionen – Wissen, Kreativität und Kultur in der Innenstadt der Zukunft