Lebendigkeit gesprochen wird und die Lebenslust und Ge- mütlichkeit dieses so prächtigen Menschenschlages getreu zum Ausdruck bringt.
Ein, wenn auch noch so kurzer Besuch in einer der schwäbischen Gemeinden der Ofner Berge, wird einem jeden, der richtigen Sinn für gesunde Volksart hat, zu einem ergreifenden Erleb- nis. Wie in allen deutschen Gemeinden Ungarns, herrscht auch in diesen eine angenehm auffallende Reinlichkeit. Die schmucken Wohnhäuser bekunden sowohl im Äußern wie im Innern die umsichtigste Sorgfalt der Eigentümer. Küche, Kammer und Stube werden peinlichst in Ordnung gehalten. Alles verrät angeborene Liebe zu allen Gegenständen. Die Küche ist überall mit blumigen Tellern und anderem Küchengerät, die die Wände zieren, vollbehangen. Noch vor ein, zwei Jahrzehnten waren die aus der Urheimat mitgebrachten Himmelsbetten vorherrschend. Heute findet man sie nur mehr sehr selten. Aber auch heute noch ma- chen die Betten, besonders die in der selten betretenen „ Stube” durch die vielen Polster und Oberbetten, die oft beinah bis an die Zimmerdecke reichen, einen ansehnlichen Eindruck. Ist man in einem solchen schwäbischen Hause zu Gast und schläft man über Nacht in der Kammer, so muss das Bett beim Schlafengehen zu- meist mit Hilfe eines Stuhles erklettert werden. Stube und Kam- mer sind reich mit Heiligenbildern ausgeschmückt, die oft alle Wände ausfüllen. Nicht selten wird in einer Ecke oder auf einem niedrigeren Schrank noch ein besonderer Hausaltar oder eine sog. Heiligenecke errichtet. Man glaube ja nicht, dass diese Dinge bloß Äußerlichkeiten sind. Sie sind ehrliche Kennzeichen einer im Gemüte dieses Volkes tief verankerten Religiosität. Dafür sprechen auch ihre oft bewunderten Prozessionen, die mit einer prunkhaften Großartigkeit, die ihresgleichen sucht, begangen werden, dass sie selbst Südländern zu Ehren gereichen würden. Die zuvor erwähnten Budaörser legen am Fronleichnamstag förm liche Blumenteppiche, die nach bestimmten Mustern geordnet werden, auf ihre Straßen, auf denen die Prozession mit den in ihrer so wunderschönen Festtracht prunkenden Mädchen vorbeizieht.
Fortsetzung folgt
Im Land der „-né” s
Bloß Inkonsequenz oder steckt etwa System dahinter? – zur Namenswahl unserer deutschen Vertreter Von Richard Guth
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Die in Grün gehaltenen zweisprachigen Wahlplakate zur diesjährigen Nationalitätenwahl erweckten den Eindruck einer gut organisierten Aktion. Zu den Kehrseiten einer Einheitsliste haben wir uns schon mehrfach geäußert und tun auch in dieser Nummer. Nein, es geht in diesem Beitrag in erster Linie um die Namens- wahl unserer( nun, der Einheitsliste zum Dank) gewählten Ver- treter. Bis auf wenige Ausnahmen deutsche Familiennamen mit ungarischen Vornamen und in der Reihenfolge, wie im Unga ri- schen gewöhnlich. Man könnte argumentieren, dass man ja wohl bei einem zweisprachigen Plakat doch für die eine oder andere Variante entscheiden müsste. Dass man da der ungarischen den Vor zug gibt, scheint eine Selbstverständlichkeit zu sein. So heißen unsere Georgs in der Öffentlichkeit weiterhin György, unsere Eli- sabeths Erzsébet, unsere Hans’ János. Selbst die Endung „ né” taucht da auf, was zwangsläufig Erinnerungen an die ová-Dis kus- sionen der 90er Jahre im Kreise der Slowakeimadjaren wachruft.
Man könnte meinen, das mit dem Wahlplakat war ja nur eine einmalige Geschichte, vielleicht ein Versehen. Die Neue Zeitung berichtete in ihrer letzten Oktobernummer über die konstituierende Sitzung der Vollversammlung der LdU. Und siehe, hier tauchen wieder die Katalins, Antals und Dorottyas auf, wohlgemerkt, neben den Marias, Emmerichs und Josefs. Warum dieser Wirr- warr bei den Namensangaben, darauf erhält man vorläufig keine Antwort.
Möglicherweise so gewünscht und in der Tat ist es so, dass jeder selbst über die Schreibweise seines Namens entscheidet. Aber dennoch, es wäre paradox, wenn ein Siebenbürger Sekler, sagen wir ein János, auf der Liste des Demokratischen Verbands der Rumänienmadjaren( UDMR) als Ioan aufgeführt wäre. Es gibt hierfür auch ein Negativbeispiel, nämlich das unseres Klaus Jo- han nis, der aus wahltaktischen Gründen seinen Familiennamen( teil) romanisieren ließ( in Iohannis). In Ungarn die Normalität.
Es ist umso erstaunlicher, zumal es jedem Ungarndeutschen per lege zugesichert wird, seinen Namen nach der deutschen Ortho- graphie registrieren zu lassen, von der Wahl deutscher Vornamen ganz zu schweigen. Dies gilt nicht nur für Neugeborene, eine Namensänderung ist jederzeit möglich. So heiße ich in meinen ungarischen Ausweisdokumenten nicht mehr Richárd, sondern Richard. Zuständig für den „ fachlichen” Beirat in diesen Fragen ist die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, die die Existenz des gewünschten Vornamen im Deutschen bestätigt. Die Pro- zedere ist völlig unkompliziert und geht fast automatisch.
Vor diesem Hintergrund erscheint es als höchst interessant, wa- rum unsere gewählten Vertreter nicht die bestehende Möglichkeit nutzen und mit gutem Beispiel vorangehen. Gewohnheit, Unkom- petenz oder gar System? Die Frage bleibt vorerst unbeantwortet.
Wie es‘ damals’ war …
Fani-Basl und Hauns-Veitta
von Johann Wachtelschneider – aus der Reihe: Geschichten aus der Anfangszeit in Deutschland
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Über die Vertreibung der Ungarndeutschen und die damit verbundenen Umstände haben in den letzten 60 Jahren viele Autoren unserer Volksgemeinschaft Beiträge in UP( Unsere Post – Organ der Deutschen aus Ungarn in Deutschland – d. Red.) veröffentlicht. Auch gibt es darüber viele Veröffentlichungen von Histori- kern und auch von solchen Landsleuten, die als Zeitzeugen die Vertreibung hautnah erlebt und dadurch direkt mit all den Beglei- terscheinungen konfrontiert wurden.
Kaum beleuchtet wurde dabei die tragische Situation der älteren Schicksalsgenossen, also der Generation – aus der Sicht von 1946 – der Groß- und Urgroßeltern. Auch sie mussten den bitteren Weg der Vertreibung gehen, wobei ich heute fest davon überzeugt bin, dass gerade sie am meisten an der Enteignung, Ent- rechtung und dann an der Vertreibung gelitten haben. Waren es doch gerade sie, die sich nach einem bis dahin arbeitsreichen Le- ben, mit von Entbehrungen begleitetem Weg in ihrer „ Welt” durch Fleiß, Sparsamkeit und Bescheidenheit langsam emporgearbeitet hatten und dadurch wirtschaftlich und vielleicht auch finanziell ganz gut „ dastanden”. In unserem Schicksalsjahr 1946 erkannten sie von heute auf morgen, dass das ganze „ schwäbische Wuchern!” für die „ Katz” gewesen war, und dass alles hart Erar- bei tete weggenommen wurde, letztendlich verloren ging und dann der bitterste Weg aus der Heimat angetreten werden musste.
Für diese Generation der vor 1900 Geborenen – die ältesten Personen bei uns in Hüttlingen waren vor 1880 geboren und damit bereits im Rentenalter – durfte die „ Entwurzelung” besonders schmerzhaft zu spüren gewesen sein. Frustration über die eigene Lage und die traumatischen Erlebnisse vor, bei und nach der Vertreibung dürften bei den Betroffenen sehr tiefe Wunden in den „ Seelen” hinterlassen haben. Dazu kam sicher noch die Ungewiss-
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