Sonntagsblatt 6/2006 | Page 7

Hoffen auf bessere Zeiten
Kamerun war einmal eine deutsche Kolonie und hat heute eine gute Fußballmannschaft . Zweiteres war der Grund einer Fernsehsendung in einem bundesdeutschen Privatsender . Und dabei sah man auch die Polizeizentrale für Kamerun und ein Interview mit dem Polizeichef .
Dieser erzählte Hörenswertes : Das Gebäude sei nun schon weit über hundert Jahre alt und noch von den Deutschen ( während der Kolonialzeit , also vor dem Ersten Weltkrieg ) erbaut - und nichts hätte man daran verändert , es steht noch immer . Sehr zum Unterschied zu den neuen Gebäuden , die alle schon zusammengefallen sind .
Hie und da , meinte der Chef , gäbe es wohl schon kleine Risse im alten Gebäude . Aber vielleicht - so wörtlich - kommen doch einmal die Deutschen und reparieren das .
MERKWÜRDIG ! Wie Menschen doch hoffen können !
Ach , wenn es doch so wäre !
Das Bayerische Fernsehen brachte eine Sendung über Kokasch / Kakasd in der Tolnau mit der Überschrift „ Das deutsche Volkslied in der Schwäbischen Türkei ”.. Die aus Kakasd vertriebenen Landsleute , die heute in Langenau (?) „ zuhause ” sind und die bei ihnen auf Besuch weilenden „ heimatverbliebenen ” Kakasder zeigten sich froh und glücklich und stellten auch gemeinsam ein Kulturprogramm auf die Bühne . Wirklich alles schön und gut - im Film ! Doch was dabei so als „ Erklärung ” gesagt wurde /// „ Das höchste Anliegen der in Ungarn zurückgebliebenen Deutschen - so der die Reportage leitende „ waschechte Bayer ” - ist die Rettung und Pflege der deutschen Muttersprache " und „ sie genießen dazu die wohlwollende Unterstützung der ungarischen Behörden ".
MERKWÜRDIG - wie gut man doch in Bayern informiert ist !
Ich möchte diesem „ waschechten Bayer ” raten , selbst einmal - so ’ inkognito ’ - z . B . Kakasd zu besuchen . Dann soll er reden ! Aber selig sind , die solche Weisheiten sogar auch glauben können .
Halbwahrheiten
In Ungarns deutschsprachigem Wochenblatt PESTER LLOYD ( Nr . 32 / 33 vom 9 . August 2006 ) ist im Beitrag „ Ein Leben im Zeichen des Widerstandes ” über den in Ungarn sehr geschätzten und auch weltweit bekannten Kardinal Mindszenty u . a . folgendes zu lesen : „ Am 29 . März 1892 wurde Josef Pehm - sein Vater war deutscher Abstammung - in Csehmindszent im Komitat Vas geboren . ( Erst im Jahrl941 sollte der spätere Kardinal seinen Namen zu Mindszenty ändern , um seine Abstammung deutlich zu machen .)"
Ja , so steht es im Pester Lloyd ! - „ seinen Namen .. . ändern , um seine Abstammung deutlich zu machen ”. Mit anderen Worten : man ändert den Namen und schon ist man ein anderer Mensch ! Dadurch ist die „ Abstammung deutlich gemacht ”! So einfach .
Dem Pester Lloyd schien dieser Vorgang trotzdem nicht für „ so einfach ” betrachtet worden sein , denn in Nr , 39 vom 27 . September 2006 schrieb die Redaktion als Bemerkung zum Leserbrief von unserem Landsmann Franz Wesner : „ József Péhm ist der gebürtige Ungamdeutsche Kardinal Mindszenty ”. Also , ein Ungarndeutscher !
Wie sieht nun wirklich diese „ Abstammung ” aus ?
Sicher ist , daß Kardinal Mindszenty nie ein Deutscher , auch kein Halbdeutscher sein wollte , also seine deutsche Abstammung geleugnet hat .
Was sagt zu dieser Frage Dr . J . Weidlein in seiner „ Geschichte der Ungamdeutschen in Dokumenten ”? Auf Seite 98 ist zu lesen :
Josef Mindszenty hieß ursprünglich Pehm . Das katholische Wochenblatt „ Uj Ember ” behauptete am 5 . 5 . 1946 , der Kardinal habe drei madjarische Großeltern gehabt und sei madj . Adeliger . Seine Familie väterlicherseits habe 1733 , mütterlicherseits 1663 den madj . Adel erworben . Ähnlich lautet sein eigenhändig geschriebenes Geständnis aus 1948 . Vom Grafen Teleki wurde er 1938 mit der Leitung des Nationalpolitischen Dienstes in Transdanubien betraut ; u . a . organisierte er den madjarischen Überfall auf das Mur-Drau-Gebiet ( Muraköz ) beim Ausbruch des Krieges gegen Jugoslawien . ( Vgl . sein Geständnis vom 19 . 3 . 44 in „ Hídverők ” , Jg . 1951 , vom 10 . Juni , S . 4 .) Er war ein Führer der Treuebewegung ( von Ministerpräsident Teleki inszenierte - angeblich ungarndeutsche - Organisation gegen den Volksbund ), setzte sich nachher energisch für die „ Treuen ” ein und forderte die z . T . madjarisierten Slowaken in Nyíregyháza 1946 auf , sie sollen einzig und allein Madjaren sein , „ wie unsere Ahnen seit tausend Jahren Madjaren waren , die nur eine einzige Ambition hatten : Madjaren zu sein bei Sonnenschein und bei trübem Wetter " ( vgl . Uj Ember vom 22 . Sept . 1945 ). Die wiederholte Behauptung , Mindszenty sei deutscher Abstammung gewesen ( S . 65 E ), trifft somit nicht zu .
Hm . Ist doch MERKWÜRDIG ! - Also viel ’ gscheiter ' sind wir nicht geworden . Aber doch klüger !
In dem eingangs erwähnten Artikel des PL ist über Kardinal Mindszenty auch zu lesen :
„ An der Spitze der ungarischen Bischöfe erhob er auch sein Wort gegen die einsetzende Vertreibung der Deutschen , die er in Predigten und einem Hirtenbrief in Schutz nahm , „ Soweit Schuldige bestraft werden , schweigen wir dazu . Es sind jedoch auch viele Mitbürger als schuldig erklärt , denen in Wahrheit kein Vergehen nachgewiesen werden konnte . Mehr noch : Allein die Tatsache , daß sie in ihrer Muttersprache reden , ist ihnen als ein Vergehen an der ungarischen Nation angerechnet worden .”
Das klingt sehr schön , fast zu schön . Doch wie meinte es der Herr Kardinal ?
Für Kardinal Mindszenty gab es zweierlei Schafe in seiner Herde : weiße und schwarze ; mit anderen Worten : zweierlei ungarndeutsche Katholiken , die jedoch nicht nach ihrer Religiosität , sondern nach ihrer nationalen Einstellung selektiert wurden in TREUE und UNTREUE . Jene , die ihr Volkstum verleugneten , wohl als Deutsche geboren , aber schon keine Deutschen mehr sein wollten , waren für Mindszenthy - und somit für die ung . Kath . Kirche - treue Bürger des Vaterlandes ; jene aber , die sich in irgendeiner Weise zu ihrem angestammten deutschen Volkstum bekannten - auch wenn sie vielleicht täglich in die Kirche gingen , - galten als untreu . Dementsprechend sind auch die Proteste des Kardinals und der Kirche gegen die Vertreibung der Deutschen zu verstehen . Im Brief des Episkopats an den Ministerpräsidenten Dinnyés ist u . a . zu lesen : „ Wir haben dagegen protestiert , daß man wegen des unpatriotischen Verhaltens einzelner Gruppen , wie es die Volksbundmitglieder und die SS waren , aufgrund der Kollektivschuld Unschuldige bestrafe , sogar auch solche , die ihre Anhänglichkeit an das Vaterland durch ihre Teilnahme an der Treuebewegung bewiesen haben , oder die sich zur madjarischen Volkszugehörigkeit bekannt haben ...” Ganz ähnlich ist auch der Wortlaut des Telegramms von Mindszenty an Dinnyés , in welchem ebenfalls betont wird :..... Es ist zu befürchten , daß Volksbundmitglieder und freiwillige SS enthoben werden , Mitglieder der Treuebewegung werden aus Vermögensgründen deportiert ...”
MERKWÜRDIG ! - daß das Bekenntnis zum Volkstum eine Sünde sein soll . Ich war bisher der Meinung ( weil ich die Zehn- Gebote-Gottes so verstehe ), daß Lügen eine Sünde ist . Wer aber sein Volkstum verleugnet , der lügt doch ! Oder ?
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