KTUELLES STILLE NACHT ... BESINNUNG
Gerda Maria Weidlein tödlich verunglückt
KTUELLES STILLE NACHT ... BESINNUNG
Noch herrscht die längste Nacht und die scheint uns unendlich zu sein . Gäbe es nicht hie und da einen leuchtenden Stern , oft einen menschlichen Stern zu sehen , wir möchten oft und oft verzweifeln . Höhnisch grinsend scheint das Böse seine Macht zu festigen - wären da nicht die Treuen und Wahrhaftigen , die ihr Leben aus der Sicherheit heraus gestalten , daß alles fließt ...
Und so , liebe Freunde , kommen leise und still zu jedem einzelnen von uns die Tage der Hoffnung . Alles endet , Sonne wendet , aufwärts geht der Pfad , wie es in einem alten Lied heißt . Lassen wir diese Tage auf uns und in uns wirken . Gedenken wir der Leidenden , der Unterdrückten , der Benachteiligten , der als Minderheit Harrenden und Hoffenden . Lassen wir diese Tage der Hoffnung , Tage der Stille sein - im Kreis unserer Freunde , unserer Kameraden , unserer Lieben , unserer Familien . Wir wissen : Licht wird wieder werden !
Wenn dann die Glocken zur Jahreswende läuten , so wissen wir : Ein Jahr , lange im Leben eines Menschen , eine Sekunde im Leben eines Volkes , ist vorbei . Uns alle fühlen wir uns zusammen , die uns Entrissenen , die Zurückgebliebenen , die Lebenden und die Toten , - zusammen in der großen Gemeinschaft .
Nun ist es Zeit : Zündet die blauen Kerzen an ! Wieder kommen die Tage der Hoffnung !
GKW
Hohe Nacht der klaren Sterne , die wie weite Brücken steh ’ n , über einer tiefen Ferne drüber unsere Herzen geh
Hohe Nacht mit großen Feuern , die auf allen Bergen sind - heut muß sich die Erd erneuern , wie ein junggeboren Kind .
Mütter , euch sind alle Feuer , alle Sterne aufgestellt , Mütter , tief in euren Herzen schlägt das Herz der weiten Welt .
Sonntags blatt
HB
Gerda Maria Weidlein tödlich verunglückt
Nur wenige Jahre nach ihrer Verabschiedung in den Ruhestand und kurze Zeit nach der Vollendung ihres 67 . Lebensjahres verstarb am Dienstag , 21 . November 2006 , Frau Gymnasialprofessorin a . D . Gerda Maria Weidlein durch einen tragischen Verkehrsunfall . In der Klinik am Eichen in Göppingen erlag sie nach Bergung durch die Feuerwehr ihren schweren inneren Verletzungen .
Die Schriftleitung
Gerda Weidlein wurde am 31 . Oktober 1939 als zweites Kind des Johann Weidlein und seiner Ehefrau Maria Antonia ( geb . Paäl von Bethlenfalva ) in Szarvas / Ungam geboren . Hier fand der Vater auch eine erste Anstellung als Studienrat im ungarischen Schuldienst . Mit dem ein Jahr älteren Bruder Johann Richard Weidlein verbrachte sie ihre frühe Kindheit in Budapest , wo der Vater bereits 1930 bei Prof . Dr . Jakob Bleyer , Inhaber des Germanistischen Lehrstuhls in Budapest , zum Dr . phil . promoviert und an der Universität in Debrezin als Privatdozent habilitiert wurde . Johann Weidlein leitete von 1940 bis 1944 das Jakob Bleyer-Gymnasium in Budapest als erster und letzter Direktor . - In den Kriegswirren 1944 verschlug es die Familie nach einer langen Irrfahrt über Österreich und Bayern nach Schorndorf im Remstal , wo der Vater 1946 als Studienrat am Burg- Gymnasium im württembergischen Schuldienst Aufnahme fand und Oberstudiendirektor des Gymnasiums bis zum Beginn seines Ruhestandes ( 1969 ) war . - Gerda Weidlein verbrachte ihre Schulzeit bis zum Abitur in Schorndorf und studierte anschließend Anglistik , Geschichte und Deutsch zunächst in Saarbrücken danach in Tübingen , wo sie mit dem Ersten Staatsexamen abschloss . Nach dem Referendariat fand sie eine Anstellung als Studienrätin am Hans-Baldung-Gymnasium in Schwäbisch-Gmünd , dann am Burg-Gymnasium in Schorndorf . Hier war sie bis zu ihrer Pensionierung als engagierte und anerkannte Gymnasialprofessorin tätig . - Gerda Weidlein hatte die immensen Leistungen ihres Vaters auf dem Gebiet der deutschen Hungaristik mit über 30 wichtigen Monographien über das Schicksal der Ungarndeutschen durch Jahrzehnte hindurch aufmerksam begleitet und stand ihrem Vater bei seinen Forschungen stets helfend zur Seite . Sie verehrte und bewunderte ihren „ Vati “, wie sie ihn immer nannte , ob seiner Arbeitsdisziplin und wissenschaftlichen Genauigkeit . Auf den Spuren ihres Vaters wandelnd , vertiefte sie sich intensiv in das Studium der Geschichte der Ungarndeutschen . Ihr besonderes Verdienst war es , dass sie 1990 die letzte Monographie ihres 1994 verstorbenen Vaters „ Untersuchungen zur Minderheitenpolitik Ungarns von den Anfängen bis zur Gegenwart “, 338 Seiten , und das wichtige Werk „ Höhen und Tiefen einer Partnerschaft : Deutsche und Ungarn “ 281 Seiten , versehen mit einem Nachwort von Prof . Dr . Dr . h . c . Cornelius Mayer , 2006 veröffentlichte . - Gerda Weidlein war bei Vorträgen im Kolping-Werk und bei den Studientagungen des St . Gerhards-Werks in der Akademie der Diözese
Rottenburg-Stuttgart eine allseits geschätzte Rednerin . In verschiedenen Publikationen und Presseorganen der Heimatvertriebenen wie „ Der Donauschwabe “ „ Donauschwaben-Kalender “, „ Gerhardsbote “ und des in Ungarn erscheinenden „ Sonntagsblatt “ hat sie ihre profunden Kenntnisse zur Problematik der Geschichte der Ungarndeutschen und speziell der Vertreibung der Ungamdeutschen mit Beiträgen stets unter Beweis gestellt . Unvergessen bleiben ihre zahlreichen Kurzgeschichten über denkwürdige Begegnungen mit Landsleuten und ihre Arbeiten über historische Ereignisse , die sie gekonnt in Prosa formte . Etwa die Erzählungen : „ Onser Herr Pfarrer “, „ Königin Gisela - die erste Heimatvertriebene aus Ungarn “, „ Abt Adalbert Graf von Neipperg : Als ganzer Christ ein ganzer Mensch “, „ Das autonome Reich der Krankenhäuser “, und zahlreiche andere im Gerhardsboten publizierte Aufsätze . Sie widerspiegeln ein ausgeprägtes , in klarer Sprache formuliertes Erzähltalent , eine hervorragende Beobachtungsgabe , ein Gespür historische Sachverhalte darzustellen und eine enorme Urteils- und Kritikfähigkeit , die bisweilen sarkastische und schroffe Züge annehmen konnte . Hervorgehoben sei an dieser Stelle ihre Mitwirkung an der Herausgabe der jährlich erscheinenden Hefte der „ Suevia Pannonica “, des Archivs der Deutschen aus Ungarn , einziges wissenschaftliches Publikationsorgan der Ungamdeutschen , in dem ihr Vater und sie regelmäßig Beiträge veröffentlichten . - Gerda Weidlein , deren Leben in den letzten 15 Jahren durch eine schwere Form der Diabetes belastet war , fand Halt in ihrem unerschütterlichen Glauben an Gott . Auf die Frage nach einem gerechten Gott , über die sie oft nachgrübelte , antwortete sie : “ Die Theodizee-Frage ist philosophisch nicht zu lösen . Eine Antwort gemahnt an das Buch Hiob , wo der Dulder auf die drängende Frage nach dem von ihm zu ertragenden Unbill in Krankheit und Leid auch keine andere Antwort erhält als den Hinweis auf die absolute , durch nichts eingeschränkte Freiheit des Schöpfergottes . Speziell christlich ist dann die Fortführung des Gedankens , nämlich das durch nichts aus den Angeln zu hebende Vertrauen auf den gütig zum Menschen zugewandten Vater , dessen Absicht trotz allem Unglück doch das Heil des Menschen ist .“ - Gerda Weidlein starb durch ein tragisches Unglück ; sie lebte in der Hoffnung und Zuversicht , dass in Gottes unendlicher Gnade und Barmherzigkeit die Auferstehung und ewiges Leben verborgen sind .
Rudolf Fath
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