tuellen Leitung dieses Volkes bestimmt wurden , die Sie in Ihrer Arbeit pflichtgemäß unterstützen , das arme verfolgte Volk beschützen und seine Sache zum Sieg bringen werden , wir stehen allesamt hinter Ihnen . Herr Abgeordneter ! Jetzt wissen wir , dass Sie Fleisch von unserem Fleische , Blut von unserem Blute und unser anerkannter Führer sind . Wir stehen bereit zum Kampf , zur Arbeit , wenn es sein muss , zum Leiden und Verachtetwerden ”.
Nach der Parlamentsrede begannen die Bleyer - Anhänger sofort Unterschriften zu sammeln für die Forderung nach deutschen Schulen . In kürzester Zeit kamen z . B . aus nur 26 Orten 10 000 solcher Unterschriften zusammen . Dieses freiwillige Unternehmen von Bauern lieferte den eindeutigen Beweis , dass die von amtlicher Seite organisierten Elternversammlungen manipuliert wurden , falsche Ergebnisse enthielten , mit welchen bewiesen werden sollte , dass die Schwaben ja gar keine deutschen Schulen wollen .
Hunderte herzliche Schreiben erhielt Bleyer auch aus Deutschland und Österreich , von namhaften Persönlichkeiten in Wissenschaft und Kultur , von Journalisten und Schriftstellen , auch von Persönlichkeiten anderer deutscher Volksgruppen in Südosteuropa . Auch diesmal , wie früher schon , fand er bei gebildeten und einsichtsvollen Madjaren Verständnis und Beifall . Gelehrte wie Julius ( Gyula ) Szekfű und Julius von Farkas , Schriftsteller wie Stafan Milotay und Maria Berde , sowie viele andere , darunter zahlreiche ehemalige Schüler und Schülerinnen , sandten ihm teilnahmsvolle Schreiben .
Bleyers Mut und Zuversicht wurden durch die Beweise der Anhänglichkeit neu gestärkt . Schon vorher , nachdem er sich in der Parlamentsrede seine Sorgen von der Seele gesprochen hatte , war eine große Erleichterung und Gemütsruhe über ihn gekommen , die inmitten des tollen , gegen ihn veranstalteten Kesseltreibens anhielt . Weder die Studentenkundgebungen noch das Duell noch sonstige Anfeindungen und Anpöbelungen vermochten die Ruhe und Sicherheit , die alle seine Briefe aus dieser Zeit ausströmen , zu erschüttern . Zwei Grundgedanken wiederholen sich ständig in seinen Zeilen : „ Der Kampf geht weiter !” und „ Die Rettung muss von Deutschland kommen !” Sehr merkwürdig ist der letztere Ausspruch , da Bleyer doch in früheren Jahren gegen eine Einmischung Deutschlands in die ungarndeutsche Sache war . Nun war aber all seine Hoffnung auf ein Entgegenkommen von ungarischer Seite endgültig geschwunden , denn - wie er bereits 1932 in einem Brief an Domherr Huber sich ausdrückte : „ Soweit sein Schicksal ( gemeint das Ungarndeutschtum ) vom ungarischen Chauvinismus abhängt , ist dies völlig hoffnungslos ”.
Und wie war nun das Verhalten der ungarischen Regierung zur Nationalitätenfrage ? - darüber berichten wir in der nächsten Nummer des Sonntagsblattes .
Georg Krix
Bleyer-Tagung in Wudersch / Budaörs
Anfang Oktober fand im Budaörser Rathaus die schon traditionelle Historikertagung der Jakob Bleyer Gemeinschaft und der Deutschen Kulturgemeinschaft BudaörsAVudersch anlässlich des 80 . Todestags von Prof . Dr . Jakob Bleyer statt . Die hochinteressanten Vorträge werden in Kürze auch in Buchform erscheinen und sind bis dahin im Internet unter www . heimatmuseum . hu zu lesen .
Als Kostprobe bringen wir die Grußworte von Herrn Rudolf Fritz aus Weisenbach / Au im Schwarzwald , der Urheimat Jakob Bleyers .
Sehr geehrte Damen und Herren , zunächst herzlichen Dank für die Einladung zu dieser Konferenz , anlässlich des 80 . Todestags von Jakob Bleyer .
Ich bin in der Gemeinde aufgewachsen und lebe mit meiner Familie dort , die vor ca . 225 Jahren Georg Bleyer , ein Vorfahre von Jakob Bleyer , verlassen und in Tscheb , bei Neusatz , eine neue Heimat gefunden hatte .
Die Ortstraße und eine Brücke tragen den Namen von J . Bleyer und ein Gedenkstein vor dem Ahnenhaus erinnert im Ortsteil Au von Weisenbach an ihn . Einige Anwesende erinnern sich an den letztjährigen Aufenthalt in Au im Murgtal , beim 50 . jährigen Jubiläum der Jakob-Bleyer-Brücke .
Anlässlich einer Fotoausstellung mit dem Titel „ Die Geschichte einer Dorfstraße ”, der Jakob-Bleyer-Straße , im Januar 1991 , befasste ich mich als Vorstandsmitglied des Heimatpflegevereins mit dem Leben und Wirken des Namensgebers .
An einem Vortragsabend während der Ausstellung berichteten zwei Zeitzeugen , die J . Bleyer in Ungarn bei Kirchweihfesten und Wahlkämpfen bzw . bei seinem Besuch in Au 1926 erlebt hatten . Eine weitere Person , der Leiter der Ortsbücherei , hatte Kontakte zum in München lebenden Sohn , Rechtsanwalt Dr . Georg Bleyer . Im Jahre 1991 kam es zu Begegnungen mit den beiden Söhnen ( Dr . Georg und Dr . Hans Bleyer - Arzt in Boston ) in München und dem Enkel Dr . Erich Kussbach ( ehemaliger österreichischer Botschafter in Budapest ), der einige Tage mit seiner Familie in Au weilte . Das Interesse an dem Menschen Jakob Bleyer und seinem Wirken war geweckt .
Bei Aufenthalten im Sommer 2001 und 2004 in Serbien wurde jeweils der Geburtsort „ Celarevo ” - Tscheb besucht . Eine achtzigjährige Frau berichtete über die Besuche von Dr . Bleyer im Heimatort , in dem seine Schwester bis 1942 lebte . Im Gemeindeamt konnte die standesamtliche Eintragung von Jakobus Bleyer im Geburtenbuch 1874 eingesehen werden .
Bei den weiteren Nachforschungen kam es 2005 zum Kontakt mit der Jakob-Bleyer-Gemeinschaft in Budapest , zu ihrem Ehrenvorsitzenden Georg Krix .
Interessante Dokumente sind die Briefwechsel von J . Bleyer mit der Gemeinde Au in den Jahren 1924 bis 1931 . Sie verdeutlichen die hohe emotionale Verbundenheit mit dem deutschstämmigen Volk in Ungarn , aber auch der Heimat der Vorfahren .
Ich zitiere aus dem ersten handgeschriebenen Brief von Bleyer am 22 . November 1924 an den Bürgermeister in Au : Den unermüdlichen Forschungen des Herrn Oberlehrers B . Schwarz , Karlsruhe , ist es gelungen festzustellen , dass mein Ururgroßvater Georg Bleyer aus Au im Murgtal nach Ungarn eingewandert ist . Diese Feststellung erfüllt mich und die Familie naturgemäß mit großer Freude , da wir das Andenken der Kolonisten stets mit großer Pietät gewahrt haben und die Erinnerung an die alte deutsche Heimat stets lebendig geblieben ist .
Nun können sich Pietät und Erinnerungen an einem festen , bestimmten Punkt heften und mein Wunsch ist , den Ort und die Gegend , wo die Ahnen , wenn auch in noch so bescheidenen Berufen , gelebt und gewirkt haben , zu besuchen und zu besichtigen . Uns ist natürlich jede Nachricht und jedes Andenken , das aus der Urheimat stammt , lieb und teuer , ganz besonders ergreifend sind uns aber die Dokumente , die Herr Oberlehrer Schwarz bezüglich der Familie Bleyer aus dem Gemeindearchiv geschickt hat . Wir wären dem Gemeindevorstand innerlich dankbar , wenn er die Güte hätte , diese Dokumente meiner Familie zu überlassen : sie wären ein pietätgeweihtes Band , das uns und unsere Nachkommen mit der Heimat verbinden .
Bereits am 27 . Dezember 1924 bedankte er sich in einem vierseitigen Brief für die Andenken aus der Urheimat und schildert seinen Einsatz für die Erhaltung des deutschen Volkstums in Ungarn . Auszüge hiervon :
6 Sonntagsblatt