jüngst in die Stufe Bai ein , schlägt Unternehmen nicht vor , in Ungarn zu investieren und sieht für die nahe Zukunft keinen nennenswerten Wirtschaftsaufschwung . Die ungarische Regierung hingegen erwartet für das Wahljahr 2014 ein wirtschaftliches Wachstum von mindestens anderthalb Prozent . Gebe es Gott . Theoretisch ist alles möglich .
Was sieht , hört und erlebt man jedoch täglich ? Ungarn , seit dem 1 . Mai 2004 EU-Mitglied , hat mit 27 Prozent mit Abstand die höchste Mehrwertsteuer in Europa . Zum Vergleich : In Polen sind es 23 , in Spanien 21 , in Deutschland 19 , in Österreich , England und in der Slowakei jeweils 20 Prozent . In Luxemburg liegen die Umsatzsteuersätze bei 15 , in der Schweiz und in Liechtenstein gar bei 8 Prozent . An der extrahohen Steuer , die die Haushaltseinnahmen anschwellen lassen , will die Regierung nicht rütteln , nicht auf ein auch für die Ärmeren akzeptables Niveau herabdrücken . Da gibt sich die Budapester Regierung ungerührt .
Die Investitionsrate beläuft sich in Ungarn auf 16 Prozent . In der EU liegt sie bei 23 Prozent . Der materielle Wohlstand hat sich für die meisten Bürger nicht deutlich verbessert . Die Reichen werden immer reicher , die Armen immer ärmer . Manche heimische Unternehmer heimsen Extraprofite ein . 80 Prozent der Einwohner kann Angaben zufolge kein Geld zurücklegen . 209 waren es 60 Prozent . Die Geburtenrate ist nicht merklich angestiegen . Viele haben Angst um ihren Arbeitsplatz . Die Zahl bei Unternehmen Beschäftigten ist um 5000 Personen zurückgegangen . Immer mehr Menschen - vor allem Jugendliche - suchen im Ausland , hauptsächlich in Deutschland , Österreich und England ihr Glück . Nach jüngsten Angaben haben an die 380 000 ungarische Staatsbürger das Land verlassen . Die Menschen in Ungarn halten nicht besonders zusammen .
Da drängen sich Fragen auf . Wer hat denn Ungarn kolonisiert , wer gefährdet denn Ungarns Unabhängigkeit und Handlungsfreiheit ? Eine von oben geschürte antieuropäische Stimmung macht sich breit . Jedoch : Steht in unserer heutigen globalen Welt für Ungarn eine Alternative zu Europa offen ? Sollte man sich nicht eher für die vielen EU-Milliarden bedanken , die Ungarn zugutekommen ? Niemand hat Ungarn gezwungen , der EU beizutreten . Alle Mitgliedsländer , auch Ungarn , haben sich nach den Grundsätzen und Regelungen der Gemeinschaft zu richten . Es gibt nur ein Weiter und kein Zurück .
Hut ab vor dem Entgegenkommen
Ich kann es mir hier nicht verkneifen , niederzuschreiben : Ein ganz anderes Bild vermitteln die führenden deutschen Parteien . CDU , CSU und SPD setzten sich verantwortungsbewusst an den Tisch und verhandeln über eine große Koalition , darüber , wie es in Deutschland weitergehen soll . Bei der Niederschrift dieser Zeilen sind die Würfel noch nicht gefallen . Und es ist auch kein Parademarsch . Bei einigen Sachthemen bestehen beträchtliche Differenzen . Besonders in der Innen- und Rechtspolitik bleiben Streitpunkte offen . Der Kern der Sache : Beide Seiten streben eine Einigung an . Unter anderem ist man sich bereits in der Europapolitik einig geworden . Die hohen Schulden mancher EU-Staaten will man nicht vergemeinschaften , Deutschland will sich nicht den schwarzen Peter Zuspielen lassen , nicht als Europas Zahlmeister dastehen . Man will sich auch sonst keine unfinanzierbaren Wünsche auftürmen , warnt der Kassenwart Wolfgang Schäuble . Verstärkt wollen beide Seiten gegen die Jugendarbeitslosigkeit in der EU vorgehen . Höhere Kindergelder und Renten ( um über zwei Prozent mehr ), progressive Besteuerung , höhere Steuern für Gutverdiener stehen u . a . zur Diskussion . Es soll ein allgemein verbindlicher Mindestlohn festgesetzt werden : 8,5 Euro pro Stunde . Das sind umgerechnet etwa 2500 Forint und rund 20 000 Forint je Arbeitstag . Von solchen Löhnen können Arbeitnehmer in Ungarn höchstens träumen . Bisher gelten branchenspezifische Mindestlöhne . Auch in Deutschland müssten für die Realisierung einschlägiger Wünsche und Pläne Milliarden aufgebracht werden . Werden es die deutsche Wirtschaft und der Fiskus schaffen ? Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ( BIP ) legte in den Monaten August-Oktober im Vergleich zum Frühjahr um 0,3 Prozent zu . Damals gab es ein Plus von 0,7 Prozent . Für positive Impulse sorgte die zunehmende Binnenmarktnachfrage .
Bis Weihnachten soll die große Koalition stehen . Mal sehen . Immerhin kann man schon jetzt sagen : Hut ab vor dem Entgegenkommen . Die Wähler , die gesamte Bevölkerung , Politik und Wirtschaft in Deutschland werden , ist das Werk wirklich unter Dach und Fach , das politische Einvernehmen mit Genugtuung quittieren . Denn alle werden davon profitieren . Mit dem Regierungspartner hat man anders umzugehen als mit der Opposition .
Das angestrebte Einverständnis wies schon früher auf Zukünftiges hin . Zu Friedenszeiten läuft auch die wirtschaftliche Entwicklung insgesamt positiver . Ökonomen schätzen die gestiegenen Investitionen , die umgesetzten Reformen , den ausgeglichenen Haushalt und die beachtliche Binnennachfrage hoch ein und sehen Deutschland im Aufwärtstrend . Deutschland ist wettbewerbsstark und ein mächtiges Exportland . Die Wirtschaft brummt . Das Statistische Bundesamt meldete vor kurzem : Die Nachfrage nach deutschen Waren sei in allen wichtigen Regionen auf ein Rekordhoch gestiegen . Deutschland habe einen beeindruckenden Exportüberschuss zu vermelden . Im dritten Jahresviertel übertrafen die Ausfuhren die Einfuhren um 20,4 Milliarden Euro . Das ist ein stattlicher Betrag . Ähnliches haben nur wenige Länder aufzuweisen . Zuletzt war der deutsche Exportüberschuss im Juni 2008 auf 19,8 Milliarden Euro geklettert . Am kräftigsten , um 5,4 Prozent , legten die Exporte in die EU-Länder zu .
Bekanntlich ist Deutschland Ungarns wichtigster Wirtschaftspartner . Der wirtschaftliche Aufschwung in unserem Mutterland kommt eindeutig auch Ungarn zugute . Deutsche Autofirmen - Audi , Opel und Mercedes - , die hierzulande , in auch von Deutschen bewohnten Regionen , Standorte aufmachten , ziehen , wie auch die Regierung zugibt , gleich Bulldozern die ungarische Wirtschaft nach sich , insbesondere den Export . Und sie schaffen auch viele Täusende Arbeitsplätze . Sei hier vermerkt : Deutsche Sprachkenntnisse gereichen in diesen Fabriken nur zum Vorteil . Das trifft auch für viele andere Lebensbereiche zu . Am besten schreiben wir uns das an den Schornstein . Damit es uns und auch anderen jeden Tag ins Auge sticht .
Friede ernährt , Unfriede verzehrt
Und wie war und wie ist es in unserer Volksgruppe um den Frieden bestellt . Früher und heute . In den dreißiger und vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden immer wieder Zank und Streit angezettelt . Zu Zeiten des Sozialismus brachten nur einige den Mut auf , öffentlich die Nationalitätenpolitik der Partei und Regierung zu kritisieren . Nach dem Systemwechsel fühlte sich der damalige Verband der Ungamdeutschen ( VdU ) verpflichtet , die Interessen der Ungamdeutschen konsequent zu vertreten , die Unzulänglichkeiten der heimischen Völksgruppenpolitik , insbesondere der Völksgruppenschulpolitik Ungarns bloßzustellen , die Volksgruppe zu rehabilitieren und gleichrangig zu entschädigen , Vorschläge zu einem wirklich guten Minderheitengesetz zu unterbreiten , Deutschland zu mehr Hilfe aufzufordern . Das missfiel mehreren Mitgliedern im Vorstand im Landesrat sowie ungamdeutschen Parlamentsabgeordneten und sie scheuten keine Mühe , Parlament und Regierung zu verteidigen und gleichzeitig dem geschäftsführenden Sekretariat Steine in den Weg zu legen . Heutzutage herrschen bei den Ungarndeutschen im Vergleich zu früher vorwiegend Ruhe und Stille . Nur selten hört
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