Sonntagsblatt 5/2016 | Seite 9

Löns, der Jäger, starb schweigsam in Blut und Tau, Wanderfalken kreisten schweigsam im Blau. Kreisten ob Wäldern und Äckern im goldenen Meer. Suchend kreisten des Sterbenden Augen umher. Schauten in Morgengold, Ackerbraun, Waldesgrün – Aufgeschlagen lagen drei Bücher um ihn! Dreimal noch zuckte, dreimal des Sterbenden Hand Über Herz und Büchse und braunes Land. „Herz, nun gib deinen singenden Liedern Ruh!” Zuckend sein goldenes Buch schlug der Dichter zu. „Büchse, du glühst in erkaltender Hand noch so heiß!” Zuckend sein grünes Buch schloss der Jäger leis. „Erde, ‘ach Erde, nun bist du mein Leichentuch!” Streichelnd schloss Hermann Löns sein braunes Buch. Walter Flex Vor140 Jahren 1876 wurde Cäcilie Tormay in Budapest als KRENMÜLLER geboren. Sie war eindeutig die größte ungarische Romanschrift - stellerin deutscher Herkunft. In ihrem Roman „Das alte Haus” beschrieb sie den Untergang des deutschen Bürgertums der Städte Ofen und Pest; sie war auch Organisatorin des „Verbandes der ungarischen Frauen” und ande- rer Vereine. Vor 130 Jahren geboren Robert Hohlbaum ist am 18. August 1886 in Jägerndorf geboren (gest. 1955). Sudetendeutscher Dichter. Seine Romane und No - vel len behandeln historisch–politische Themen und Künstler - biographien. Wohl haben anders wir’s erdacht im Sonnenglanz und Flaggenprangen; heut sind wir schweigend durch die Nacht zu euch auf dunklem Weg gegangen. Und doch: uns winkt ein reines Haus und eines lieben Lichtes Keim; in all dem dunklen Wettergraus fühlen wir tief; wir kehren heim. Ob auch kein bunter Wimpel weht, ob alle Jubellieder starben, in uns erklingt ein Dankgebet und unser Herz hisst frohe Farben. Wir waren lange mittellos, uns führte keine gute Hand; heut bergen wir in deinen Schoß das Haupt und stammeln: „Vaterland.” Robert Hohlbaum Vor 130 Jahren gestorben In Ungarn erinnerte man sich unlängst an Franz Liszt, dem gro- ßen ungarischen Komponisten, anlässlich seines 130. Todestages (gestorben am 31. Juli 1886 in Bayreuth). Ja, wie ist es denn mit diesem „großen ungarischen Komponisten”, über dessen nationa- le Zugehörigkeit immer wieder gestritten wird? (Ungar? Deut - scher? Österreicher? Burgenländer?) Zwar sind die Ungarn in der Welt als eine Nation der großen Musikkünstler bekannt, doch bei näherer Betrachtung fällt auf, dass alle namhaften Komponisten Ungarns ganz oder mindestens teilweise deutscher Abstammung waren. Schon der allergrößte: Franz Liszt war ganz deutscher Herkunft. Er wurde 1811 im Dorf Raiding (einst ungarisch Doborján) im heutigen Burgenland, – das damals zu Ungarn gehörte – als Sohn des Gutsverwalters Adam List (er schrieb seinen Na - men noch so) und seiner Ehefrau Anna Lager, die aus Krems a. d. Donau kam, geboren. Beide El - tern waren musikalisch gebildet und ließen ihren begabten Sohn in Ödenburg/Sopronund in Wien un terrichten. Franz Liszt wurde bald als ein Hexenmeister des Klaviers und später als Begründer der „Neudeutschen Musik” in ganz Europa bekannt, noch mehr aber als uneigennütziger Förderer Richard Wagners. Er förderte aber auch noch viele andere, deren Talent er erkannte, so in Paris Frederic Chopin und Berlioz, in Pest Franz Erkel und in Rom den Norweger Edward Grieg. In Wien Franz Liszt mit 46 Jahren fiel ihm ein „Zigeunerlied” seines Landsmannes aus dem Banat Nikolaus Lenau in die Hand; im Jahre 1847 vertonte er es, und nun war sein Interesse geweckt für die Lieder seines (damals!) ungarischen Vaterlandes. Wie die un - ga rischen Herren war auch er der Meinung, dass die Zigeuner - musik echte madjarische Volksmusik sei. Zigeunermusik-Motive verwendete er nun bei seinen Kompositionen‚ wie die „Graner Messe”, die „Krönungs-Messe” und in mehreren seiner „Sympho - nischen Dichtungen”. Diese neue Musik-Gattung ist sozusagen seine Erfindung gewesen. Mit der Verwendung der Volksmusik- Elemente wurde er der Begründer einer neuen Richtung in der Musikgeschichte Osteuropas, was in Deutschland wenig bekannt ist . Seine Wirkung in der Musik der osteuropäischen Völker ist nur mit der Wirkung Herders in der Literatur vergleichbar. So wurden in Ungarn Franz Erkel und Mosonyi-Brand, später Bartók und Kodály seine begeisterten Schüler und Nachahmer, bei den Tschechen und Slowaken waren Smetana, Dvorak und Janacek, in Polen Chopin, in Rußland Tschaikowsky, Glasunow und Rimsky- Korsakow, in Finnland Sibelius, sogar in Norwegen Edward Grieg seine Anhänger, die zu Erneuerern der auf Volksmusik-Motiven aufbauenden „nationalen Musik” ihrer Länder wurden. Durch seine Nachfolger wirkt Franz Liszt noch heute weiter in der Musik der osteuropäischen Länder. Vor 130 Jahren gestorben König Ludwig II. von Bayern ertrinkt am 13. Juni 1886 im Starnberger See (geb. am 25. August 1845 im Schloss Nymphen - burg zu München). Er war der letzte große Bauherr aus dem Hause Wittelsbach und Förderer Richard Wagners. Nach ewigen, ehernen großen Gesetzen müssen wir alle unseres Daseins Kreise vollenden. Johann Wolfgang von Goethe Vor 120 Jahren gestorben Anton Bruckner ist am 11. Oktober 1896 in Wien gestorben. (Er wurde am 4. September 1824 in Ansfelden, Oberösterreich, gebo- ren). Er war der bedeutendste schöpferische Sinfoniker nach Beethoven, der aber erst nach seinem Tode die verdiente volle Anerkennung erfuhr. Bruckners Werke sind in barocker Pracht wuchtig ausladend, von geistvoller Gedankenformung durchglüht und von tiefreligiösem Gefühl getragen, in der Melodik Schubert (Fortsetzung auf Seite 10) 9