Löns, der Jäger, starb schweigsam in Blut und Tau,
Wanderfalken kreisten schweigsam im Blau.
Kreisten ob Wäldern und Äckern im goldenen Meer.
Suchend kreisten des Sterbenden Augen umher.
Schauten in Morgengold, Ackerbraun, Waldesgrün –
Aufgeschlagen lagen drei Bücher um ihn!
Dreimal noch zuckte, dreimal des Sterbenden Hand
Über Herz und Büchse und braunes Land.
„Herz, nun gib deinen singenden Liedern Ruh!”
Zuckend sein goldenes Buch schlug der Dichter zu.
„Büchse, du glühst in erkaltender Hand noch so heiß!”
Zuckend sein grünes Buch schloss der Jäger leis.
„Erde, ‘ach Erde, nun bist du mein Leichentuch!”
Streichelnd schloss Hermann Löns sein braunes Buch. Walter Flex
Vor140 Jahren
1876 wurde Cäcilie Tormay in Budapest als KRENMÜLLER
geboren. Sie war eindeutig die größte ungarische Romanschrift -
stellerin deutscher Herkunft.
In ihrem Roman „Das alte Haus” beschrieb sie den Untergang
des deutschen Bürgertums der Städte Ofen und Pest; sie war auch
Organisatorin des „Verbandes der ungarischen Frauen” und ande-
rer Vereine.
Vor 130 Jahren geboren
Robert Hohlbaum ist am 18. August 1886 in Jägerndorf geboren
(gest. 1955). Sudetendeutscher Dichter. Seine Romane und No -
vel len behandeln historisch–politische Themen und Künstler -
biographien.
Wohl haben anders wir’s erdacht
im Sonnenglanz und Flaggenprangen;
heut sind wir schweigend durch die Nacht
zu euch auf dunklem Weg gegangen.
Und doch: uns winkt ein reines Haus
und eines lieben Lichtes Keim;
in all dem dunklen Wettergraus
fühlen wir tief; wir kehren heim.
Ob auch kein bunter Wimpel weht,
ob alle Jubellieder starben,
in uns erklingt ein Dankgebet
und unser Herz hisst frohe Farben.
Wir waren lange mittellos,
uns führte keine gute Hand;
heut bergen wir in deinen Schoß
das Haupt und stammeln: „Vaterland.” Robert Hohlbaum
Vor 130 Jahren gestorben
In Ungarn erinnerte man sich unlängst an Franz Liszt, dem gro-
ßen ungarischen Komponisten, anlässlich seines 130. Todestages
(gestorben am 31. Juli 1886 in Bayreuth). Ja, wie ist es denn mit
diesem „großen ungarischen Komponisten”, über dessen nationa-
le Zugehörigkeit immer wieder gestritten wird? (Ungar? Deut -
scher? Österreicher? Burgenländer?)
Zwar sind die Ungarn in der Welt als eine Nation der großen
Musikkünstler bekannt, doch bei näherer Betrachtung fällt auf,
dass alle namhaften Komponisten Ungarns ganz oder mindestens
teilweise deutscher Abstammung waren. Schon der allergrößte:
Franz Liszt war ganz deutscher Herkunft. Er wurde 1811 im
Dorf Raiding (einst ungarisch Doborján) im heutigen Burgenland,
– das damals zu Ungarn gehörte – als Sohn des Gutsverwalters
Adam List (er schrieb seinen Na -
men noch so) und seiner Ehefrau
Anna Lager, die aus Krems a. d.
Donau kam, geboren. Beide El -
tern waren musikalisch gebildet
und ließen ihren begabten Sohn in
Ödenburg/Sopronund in Wien
un terrichten. Franz Liszt wurde
bald als ein Hexenmeister des
Klaviers und später als Begründer
der „Neudeutschen Musik” in
ganz Europa bekannt, noch mehr
aber als uneigennütziger Förderer
Richard Wagners. Er förderte aber
auch noch viele andere, deren
Talent er erkannte, so in Paris
Frederic Chopin und Berlioz, in Pest
Franz Erkel und in Rom den
Norweger Edward Grieg. In Wien
Franz Liszt mit 46 Jahren
fiel ihm ein „Zigeunerlied” seines
Landsmannes aus dem Banat Nikolaus Lenau in die Hand; im
Jahre 1847 vertonte er es, und nun war sein Interesse geweckt für
die Lieder seines (damals!) ungarischen Vaterlandes. Wie die un -
ga rischen Herren war auch er der Meinung, dass die Zigeuner -
musik echte madjarische Volksmusik sei. Zigeunermusik-Motive
verwendete er nun bei seinen Kompositionen‚ wie die „Graner
Messe”, die „Krönungs-Messe” und in mehreren seiner „Sympho -
nischen Dichtungen”. Diese neue Musik-Gattung ist sozusagen
seine Erfindung gewesen. Mit der Verwendung der Volksmusik-
Elemente wurde er der Begründer einer neuen Richtung in der
Musikgeschichte Osteuropas, was in Deutschland wenig bekannt
ist . Seine Wirkung in der Musik der osteuropäischen Völker ist
nur mit der Wirkung Herders in der Literatur vergleichbar. So
wurden in Ungarn Franz Erkel und Mosonyi-Brand, später Bartók
und Kodály seine begeisterten Schüler und Nachahmer, bei den
Tschechen und Slowaken waren Smetana, Dvorak und Janacek, in
Polen Chopin, in Rußland Tschaikowsky, Glasunow und Rimsky-
Korsakow, in Finnland Sibelius, sogar in Norwegen Edward Grieg
seine Anhänger, die zu Erneuerern der auf Volksmusik-Motiven
aufbauenden „nationalen Musik” ihrer Länder wurden. Durch
seine Nachfolger wirkt Franz Liszt noch heute weiter in der Musik
der osteuropäischen Länder.
Vor 130 Jahren gestorben
König Ludwig II. von Bayern ertrinkt am 13. Juni 1886 im
Starnberger See (geb. am 25. August 1845 im Schloss Nymphen -
burg zu München). Er war der letzte große Bauherr aus dem
Hause Wittelsbach und Förderer Richard Wagners.
Nach ewigen, ehernen
großen Gesetzen
müssen wir alle
unseres Daseins
Kreise vollenden.
Johann Wolfgang von Goethe
Vor 120 Jahren gestorben
Anton Bruckner ist am 11. Oktober 1896 in Wien gestorben. (Er
wurde am 4. September 1824 in Ansfelden, Oberösterreich, gebo-
ren). Er war der bedeutendste schöpferische Sinfoniker nach
Beethoven, der aber erst nach seinem Tode die verdiente volle
Anerkennung erfuhr. Bruckners Werke sind in barocker Pracht
wuchtig ausladend, von geistvoller Gedankenformung durchglüht
und von tiefreligiösem Gefühl getragen, in der Melodik Schubert
(Fortsetzung auf Seite 10)
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