Sonntagsblatt 5/2016 | Page 12

Wir erinnern uns auch an das

Paneuropäische Picknick

Das Paneuropäische Picknick war eine Friedensdemonstration an der österreichisch – ungarischen Grenze nahe der Stadt Sopron / Ödenburg am 19 . August 1989 . Es gilt als wesentlicher Meilenstein der Vorgänge , die zum Ende der DDR und zur deutschen Wiedervereinigung führten .
Mit Zustimmung beider Länder sollte bei der Veranstaltung ein Grenztor symbolisch für drei Stunden geöffnet werden . Zwischen 600 und 700 DDR-Bürger nutzten diese kurze Öffnung des Eisernen Vorhangs zur Flucht in den Westen .
Bereits am 27 . Juni 1989 hatten wenige Kilometer entfernt der damalige österreichische Außenminister Alois Mock und sein ungarischer Amtskollege Gyula Horn symbolisch den der Grenze vorgelagerten Signalzaun durchtrennt , um den am 2 . Mai 1989 begonnenen Abbau der Überwachungsanlagen durch Ungarn zu unterstreichen .
Das Geschehen am 19 . August 1989
Um 12:30 Uhr .
Das Picknick fand am Grenztor an der alten Pressburger Landstraße zwischen Sankt Margarethen im Burgenland und Sopronk . hida / Steinambrückl in Ungarn statt . Veranstalter waren Mitglieder des oppositionellen ungarischen Demokratischen Forums und die Paneuropa-Union . Schirmherren waren deren Präsident , der CSU-Europaabgeordnete Otto von Habsburg , und der ungarische Staatsminister und Reformer Imre Pozsgay . Die symbolische Durchtrennung des Stacheldrahtes wurde von Mária Filep vorgenommen .
Gegen 12:05 Uhr kamen völlig unerwartet die ersten 20 bis 30 DDR-Bürger am noch bewachten und von bewaffneten Kräften gesicherten Grenztor an . Das Tor wurde aufgerissen und die hauptsächlich jungen DDR-Bürger rannten auf österreichischen Boden . Auf österreichischer Seite waren einige Journalisten und ein Kamerateam eines österreichischen Senders .
Zwischen 600 und 700 DDR-Bürger nutzten diese kurze Öffnung des Eisernen Vorhangs zur Flucht in den Westen , nachdem sie zuvor durch Flugblätter der Veranstalter auf das Paneuro - päische Picknick aufmerksam gemacht worden waren . Völlig unerwartet standen gegen 15 Uhr erneut DDR-Bürger vor dem noch bewachten Grenztor . Kurz vor 15 Uhr wurde das Tor wieder aufgedrückt , und die meist jungen Leute stürmten auf die österreichische Seite , wo sich Journalisten und ein Kamerateam anlässlich des Paneuropäischen Picknicks eingefunden hatten . So verbreitete sich die Nachricht in kürzester Zeit .
Die ungarischen Grenzsoldaten reagierten besonnen auf die sich anbahnende Massenflucht und schritten nicht ein . Dabei tat sich vor allem der damals leitende Grenzoffizier Árpád Bella hervor . Mangels eindeutiger Anweisungen seiner Vorgesetzten wies er seine Grenzbeamten an , die direkt vor ihren Augen vorübereilenden illegalen Grenzgänger schlicht zu ignorieren . Damit verstieß er gegen seine Dienstpflicht und riskierte eine Haftstrafe , verhinderte aber eine andernfalls fast zwangsläufige Eskalation der Situation . Ein später hinzugekommener Vorgesetzter versuchte noch hektisch , einzelne DDR-Bürger aufzuhalten , konnte aber angesichts der Vielzahl an Übertritten nichts ausrichten .
Zudem warteten Tausende DDR-Bürger etwas weiter entfernt auf ihre Chance zum Grenzübertritt , da sie nicht an die Öffnung der Grenze glaubten und den Vorgängen nicht trauten . Deshalb passierten an diesem Tag nur einige Hundert Menschen die Grenze in Richtung Westen . In den Folgetagen wurde die Be - wachung der ungarischen Westgrenze auf Geheiß der ungarischen
Heutiger Grenzübergang an der Gedenkstätte ( Juni 2009 )
Der Durchbruch
Imre Kozma – Vorsitzender des Ungarischen Malteser Hilfsdienstes – Initiator der „ Hilfe ”
Regierung verstärkt , so dass nur noch verhältnismäßig wenigen die Flucht nach Österreich gelang , bevor Ungarn am 11 . Sep - tember 1989 seine Grenzen für DDR-Bürger endgültig öffnete .
An der Stelle , wo seinerzeit das Grenztor von den Flüchtlingen durchbrochen wurde , erinnert heute ein Kunstwerk ungarischer Künstler , welches eine sich öffnende Türe darstellt .
1996 wurde in Fertôrákos / Kroisbach nahe Sopron / Ödenburg eine zehn Meter hohe Edelstahlplastik der Bildhauerin Gabriela von Habsburg errichtet . Sie symbolisiert ein aufgestelltes Stück Stacheldraht , das aus der Ferne die Form eines Kreuzes hat .
2004 wurde im Garten des Ungarischen Malteser Hilfsdienstes in Zugliget / Auwinkel , einem Teil des 12 . Budapester Gemeinde - bezirkes Hegyvidék / Bergland , das Denkmal der Aufnahme errichtet . In der Zeit vom 14 . August bis 14 . November 1989 lebten die DDR-Flüchtlinge in dem hier errichteten Lager .
( Aus Wikipedia – gekürzt )
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