schen Regierung nachzugeben bereit war, u. a. hinsichtlich deutschsprachiger Schulerziehung und deutscher Gottesdienste, um die Regierung – erfolglos – zu günstigeren Minderheiten- gesetzen zu bewegen. Diese Gruppe war auch nach der Vertreibung in Deutschland wieder tätig und stellte sich vehement gegen Weidlein. Sie konnte zwar keine seiner Aussagen widerlegen, aber sie konnte ihn so diffamieren, dass er zu einem einsamen Rufer in der Wüste wurde. Das geschah auch dann noch, als er durch viele Auszeichnungen als anerkannter Forscher bestätigt wurde:
Donauschwäbischer Kulturpreis 1959, Ungarndeutscher Kultur- preis 1972, Kulturpreis der Donauschwaben Baden-Württemberg 1977, Bundesverdienstkreuz am Bande 1982. Er war auch Mitglied der Südostdeutschen Historischen Kommission.
Nach seinem Tod im Jahre 1994 fanden seine Gegner eine weitere Möglichkeit, seine Gedanken unwirksam zu machen: Sie verschwiegen ihn entschlossen. Infolgedessen ist er der heutigen jungen Forschergeneration in Ungarn wie in Deutschland so gut wie unbekannt.
Wohlgemerkt! – Weidlein wird jedoch von dem ungarischen Historiker Lóránd Tilkovszky- als „ Schwabenkenner” allbekannt – auch wissenschaftlich anerkannt und vom ebenfalls ungarischen Historiker Béla Bellér als „ Lehrmeister” apostrophiert.
MERKWÜRDIG – wie man mit unserer Geschichte umgeht!
Taube Ohren
❖
Kritik wird nicht gerne gehört. Auch wenn sie gutgemeint ist. Sie wird also allgemein überhört, mit anderen Worten: totgeschwiegen. Denn, würde man sich der Kritik annehmen, sich dazu Gedanken machen, dann müsste man – insofern diese nicht widerlegt werden kann – wohl auch etwas unternehmen. Das aber bedeutet Sorgen, Mühe, Arbeit. Im Sonntagsblatt 4 / 2014 brachten wir einen Artikel von unserem ehemaligen Ombudsman für Minderheiten, Dr. Jenô Kal- tenbach, mit der Überschrift „ Quo vadis Ungarndeutschtum?” Es war eine kritische Lagebeschreibung mit Meinungen und Vor- schlägen zwecks Verbesserung. Bekannterweise geht unser Blatt auch an alle Deutsche Selbstverwaltungen und somit muss es auch in die Hände aller ungarndeutscher Amtsträger gelangen. Es war zu erwarten, dass – wenn man logisch denkt – auf diesen Artikel Reaktionen kommen werden, sehr wahrscheinlich auch Proteste / Einwendungen.
Kein einziges Schreiben ist darauf bei uns eingegangen. Keine Befürwortung, keine Widerrede. Sehr merkwürdig – man könnte also annehmen, dass alle Leser mit Dr. Kaltenbach einverstanden sind. Dazu kommt noch, dass nach den Selbstverwaltungswahlen, nach Konstituierung der neuen Vollversammlung der LdU Dr. Kaltenbach nachstehenden Brief( auch ungarisch! – dazu oben erwähnten Artikel beigelegt) an alle Mitglieder der LdU verschickt hat.
Liebe Freunde, allen voran möchte ich Euch zu Eurer Wahl gratulieren und wünsche Euch viel Erfolg bei der Bewältigung der anstehenden Aufgaben. Beim Verfassen meines Briefes bin ich von dem Gedanken geleitet worden, zu deren Gelingen beizutragen.
Ich wäre gerne unter Euch, weil ich denke, dass ich dank meinen mehrjährigen Erfahrungen im Inland und in Europa zum Erfolg dieser Arbeit hätte beitragen können. Ich war der Meinung, dass wenn ich gut genug als Gründungsvorsitzender war, mehrfach gut genug für das ungarische Parlament, den Europarat, Deutschland und Ungarn, dann habe ich eine Chance, das Vertrauen der Gemeinschaft zu gewinnen, jedoch dachten gewisse( allen voran zwei) Herren, dass die Sicherung der persönlichen Positionen um jeden Preis mehr Wert ist als die Interessen der Gemeinschaft. Tuch drüber. Wenn ich offiziell nicht helfen kann, dann versuche ich es als Privatmann. Zusammen mit einigen Weggefährten von Euch habe ich ein „ Programm” entworfen, das zum Teil im Sonntagsblatt abgedruckt wurde, dazu bitte ich – so von außen – um Eure Unterstützung. Natürlich betrachte ich es nicht als einen abgeschlossenen Prozess, aber als einen Anstoß, um darüber zu diskutieren, gerade, weil wir das Diskutieren in den letzten Jahren so schmerzlich vermisst haben.
Das Ungarndeutschtum müsste anhand seiner Besonderheiten( Größe, Vergangenheit, Fähigkeiten) ein integraler Bestandteil der un- ga rischen Gesellschaft sein, aber das ist es nicht, sondern eine mehr oder weniger isolierte, marginale Erscheinung. Eine Insel, die nicht mit der Welt drumherum kommuniziert, die weit unter ihren Möglichkeiten bleibt, und daran hat auch die vergangene Zeit nichts geändert. Viel problematischer ist die fehlende Kommunikation innerhalb der Gemeinschaft, was die schwere Niederlage bei der vergangenen Wahlprozedur mehr als deutlich zeigt. Allem Anschein nach haben wir nicht nur nicht die richtigen Konsequenzen gezogen, sondern ist der Dialog zwischen den Führungspersönlichkeiten und den Ge- führten noch sporadischer als je zuvor. Praktisch existiert keine un- garndeutsche Öffentlichkeit, ein enger Kreis entscheidet selbst in den schicksalsträchtigsten Fragen. Es ist bezeichnend, dass der Chef- redakteur des einzigen Printmediums selbst Mitglied der LdU ist. Ich habe natürlich nichts gegen die Person selbst einzuwenden, aber es ist so, als wäre Parlamentspräsident László Kövér gleichzeitig Intendant des Ungarischen Fernsehens. Langer Rede kurzer Sinn: Anbei findet ihr das genannte Prog- ramm. Die Verwirklichung der Aufgabe erfordert – meiner Ansicht nach – eine Alternative auf der Führungsebene. Wie ihr seht, geht es nicht um meine Person, ich unterstütze lediglich eine Sache. Ich weiß, dass es in diesem Land schwierig ist, den Leuten weiszumachen, dass man nicht nach Ämtern trachtet, sondern von ehrlichen Absichten geleitet wird, aber stellt euch bitte vor, dass das jetzt so ist. Ver gesst nicht: Ihr seid nicht denen da oben, sondern denen da unten also der Gemeinschaft, dem Wähler, und eurem Gewissen Rechen- schaft schuldig. Und natürlich den nachfolgenden Generationen.
Mit landsmännischen Grüßen Dr. Jenô Kaltenbach
Auch darauf gab es keine Antwort. Kein Dankeschön, keine Widerrede. Oder doch! Protestiert haben bei Dr. Kaltenbach der Vorsitzende der LdU, Otto Heinek, und der Chefredakteur der Neue Zeitung, Johann Schuth, da beide sich persönlich beleidigt fühlten. Was soll man dazu sagen? Unhöflichkeit? „ Demokratische”
Handhabung? Diskussion nicht erwünscht?! Auf jeden Fall: MERKWÜRDIG!
Bitte vormerken! KRANZNIEDERLEGUNG am Grabe Jakob Bleyers
im Großen Gemeindefriedhof( Új Köztemetô, Bp. X. Kozma u.) am 6. Dezember 11.30 Uhr( Sonntag)
Das Grab befindet sich nahe zum Haupteingang, am Hauptweg, ca. 80 m vom Eingang auf der rechten Seite, 4. Reihe
6