• Zur Erinnerung •
Schulen ab( 18 – 19.). Besonders drastisch äußerte sich das in der böswilligen Annahme, dass die Nationalitätenlehrer, die in der ungarischen Sprache das angeforderte, pädagogisch jedoch irreale Maß nicht erreichten, dies aus bewusster Versäumnis oder aus Sabotage machten, wofür sie dann auch zur Rechenschaft gezogen werden konnten. Nicht umsonst sprach die rumänische Tribuna im Zusammenhang mit dem Gesetz über Polizeikontrolle und reinen Machiavellismus.
So drastisch sich die Lex Apponyi Gesetze im Interesse der Madjarisierung in die Verhältnisse der Nationalitätenschulen auch einzumischen versuchten, konnte die feste Massenbasis der Schulen und auch ihre wirklich vorhandene Selbständigkeit die Auswirkung dieser Verordnungen einschränken. Die Bemühun- gen, die Nationalitätenschulen zu madjarisieren, mussten also notwendigerweise einen Misserfolg erleiden. Diesen Bestrebungen waren von vornherein Schranken gesetzt durch den Mangel an Nationalitätenlehrern, die ungarisch sprachen und durch den Widerstand, den man in der praktischen Lehr- und Erziehungs- tätigkeit ausübte. Auch die Erfahrung des praktischen Nutzens der ungarischen Sprache konnte dies kaum ausgleichen. Die schädliche Auswirkung der Lex Apponyi Gesetze äußerten sich in erster Linie nicht in der Ausbreitung des ungarischen National- geistes oder in der sprachlichen Madjarisierung. Sie zeigte sich v. a. in der Verwahrlosung der Nationalitätenschulen, an der abnehmenden Zahl der Nationalitätenschulen, der Schüler und Lehrer und damit im Zusammenhang an dem Analphabetismus und dem zähen Weiterleben der kulturellen Rückständigkeit der Nationalität. In der Zeitperiode zwischen den Schuljahren 1906 / 07 und 1913 / 14 ging die Zahl der Nationalitätenschulen( Grundschulen) von 4395 auf 3321 zurück, es blieben also nur 75,56 % des ursprünglichen Bestandes. „ Die Frage ist nicht die – betonte der bürgerlich – radikale Oszkár Jászi –‚ ob die Nationa- litäten weiterhin Slowaken, Rumänen usw. bleiben oder Ungarn werden, sondern die, ob sie sich slowakisch, rumänisch jenes Kulturminimum aneignen, ohne welches europäische Verwaltung und Ökonomie nicht möglich sind.”
Die Revolutionen um 1918 / 19 eröffneten auch in der Nationali- tätenpolitik neue Wege. Die Ungarische Räterepublik sagte schon am 29. April 1919 in seiner Verordnung Nr. LXXVII der Natio- nalitätenunterdrückung den Kampf an: „ Die Ungarische Räte- republik, welche auf dem Bund des Proletariats verschiedene Sprachen sprechender, doch gleichberechtigter Völker beruht, wird diesen Zustand lndern.” Die am 23. Juni angenommene Ver- fassung erklärte die Räterepublik für einen föderalistischen Staat, deklarierte die sprachliche, kulturelle Gleichberechtigung der Minderheiten aufgrund der Rasse oder der Nationalität, und bot den befreiten Nationen die Möglichkeit an, sich der Ungari schen Räterepublik anzuschließen.
Die Revolutionen brachen mit der 50-jährigen Fiktion der ungarischen politischen Nation und erkannten die Nationalitäten Un- garns als selbständige Nationen an. Den Ruthenen( den Karpato- Ukrainer), den Deutschen, den Slowaken wurde verwaltungsmäßige, kulturelle und sogar territorial vollständige Autonomie zugesprochen. Dies bedeutete die uneingeschränkte Möglichkeit zum Ausbau eines selbständigen Nationallebens. Erste in dieser Reihe war die Gleichberechtigung der Nationalitätensprachen und die Gründung von Nationalitätenschulen. Auf den von Nationalitäten bewohnten Gebieten ist die Nationalitätensprache als Unter- richts sprache Schritt für Schritt in allen Schulen eingeführt worden. Die ungarische Sprache ist als extra Fach gelehrt worden. Besonders gute Ergebnisse konnten im Unterricht der größten Nationalität, im Deutschen erreicht werden. Bis Anfang Mai 1919 sind 500 Schulen „ verdeutscht” worden, d. h. man gestaltete sie zu Schulen mit deutscher Unterrichtssprache um.
Die Nationalitätenpolitik der Revolutionsjahre 1918 / 19 be- deutet einen solchen Höhepunkt in der ungarischen Nationa- litäten-Schulpolitik, der in den vergangenen 70 Jahren nicht übertroffen werden konnte.
Fortsetzung folgt
• Zur Erinnerung •
Runde Gedenktage
Vor 60 Jahren gestorben ROBERT HOHLBAUM starb 1955( geb. am 18. August 1886 in Jägerndorf). Sudetendeutscher Dichter. Seine Romane und No- vellen behandeln historisch – politische Themen und Künstlerbio- graphien.
Wohl haben anders wir’ s erdacht im Sonnenglanz und Flaggenprangen; heut sind wir schweigend durch die Nacht zu euch auf dunklem Weg gegangen. Und doch: uns winkt ein reines Haus und eines lieben Lichtes Keim; in all dem dunklen Wettergraus fühlen wir tief; wir kehren heim.
Ob auch kein bunter Wimpel weht, ob alle Jubellieder starben, in uns erklingt ein Dankgebet und unser Herz hisst frohe Farben. Wir waren lang mittellos, uns führte keine gute Hand; heut bergen wir in deinen Schoss das Haupt und stammeln: „ Vaterland”.
Robert Hohlbaum
Vor 130 Jahren geboren INA SEIDEL, geb. am 15. September 1885 in Halle an der Saale( gest. am 2. Oktober 1974 in Schäftlarn bei München). Dichterin; vor allem Romane und formschöne Lyrik. Bekannt durch die Ro- mane „ Das Labyrinth”, „ Das Wunschkind”, „ Lennacker” und „ Das unverwesliche Erbe”.
Warum lässt du nicht an dir geschehen, Was doch Berg erleidet und Gestirn? Warum neigst du nicht dem steten Wehen Einfältig in Demut deine Stirn? Dass der Hauch dich streift, Der die Frucht gereift, Der zur lauen Flut gelöst den Firn –
Ina Seidel
Vor 140 Jahren geboren FERDINAND PORSCHE, geb. am 3. September 1875 in Maf- fersdorf bei Reichenberg( gest. am 30. Januar 1951 in Stuttgart). Automobil-Konstrukteur und Gründer der Porsche-AG. 1934: Bau beginn der Prototypen des späteren Volkswagens, dann auch Panzerfahrzeuge. 1949: Neugründung des Werkes mit Schwer- punkt sportliche Serienfahrzeuge.
Wir können dem Ewigen nur dienen, wenn wir dem Zeitlichen dienen.
Moeller van den Bruck
Vor 140 Jahren geboren CECILIA TORMAY – die größte ungarische Schriftstellerin Mit dem früheren Familiennamen Krenmüller wurde Cecilia Tormay am 8. Oktober 1875 in Budapest geboren, – sie starb am 2. April 1937 in Mátraháza. Interessant ist, dass ihr Geburtsdatum und Ort
( Fortsetzung auf Seite 12)
11