gar nicht repräsentiert das eine das andere. Wäre es anders, so
dürften z.B. Gegenstände (»Sachen«) kein maskulines oder femi-
nines Genus aufweisen (der Tisch, die Kommode etc.), männliche
Lebewesen kein sächliches Genus (das Mädchen).”
Das unerschöpflich scheinende Thema bzw. die Diskussion um
dieses geht durch fast alle österreichischen Medien unter Betei -
ligung namhaft Persönlichkeiten aus den verschiedensten Berei -
chen aus Wissenschaft, Forschung und Kultur.
In einem Gastkommentar schreibt die Ethnologin Ingrid Thur -
ner in DIE PRESSE vom 17. Juli auf S. 26 unter dem Titel „Wider
den Sex im Satzbau” unter anderem: „Die feministische Forde -
rung nach Reduzierung des maskulinen bedeutet schon deswegen
keine Gefahr, weil Männer ja weiterhin die wichtigen Positionen
in Wirtschaft und Staat bekleiden werden. Aber nicht bloß an den
oberen Rändern der Gesellschaft, bei Führungskräften und
Entscheidungsbefugten tummeln sich zahlenmäßig mehr Männer
als Frauen. Auch an den unteren Ausläufern, bei Obdachlosen
und Kriminellen, bilden sie die größeren Prozentsätze.
Und sie werden auch künftig die meisten Baggerfahrer, Maurer,
Schweißer, Schlächter, Soldaten, Söldner, Mörder, Räuber und
Diktatoren stellen, Arbeitsfelder bei denen auch Hardcore-Femi -
nistinnen eine Gleichstellung meist kein besonderes Anliegen ist .
nicht in der Berufsausübung und nicht in der Sprache[…] Es
bedarf der Übung und der Überlegung und manchmal vieler
Worte, dass die Geschlechtslosigkeit nicht auf Kosten des Inhalts
erfolgt. Im Übrigen können viele Sätze ohne Bedeutungsverlust in
den Plural verlegt werden, dort gibt es nur den Artikel die. Selbst
wenn eine Million Männer etwas tun, dann tun sie es. In der
Mehrzahl herrscht seit jeher das Weibliche.
Sollte es eines Tages soweit kommen, dass Männer eine
Geschlechtersymmetrie im Plural fordern, dann sind sie wohl von
jenem Untergang bedroht, der ihnen schon heute prophezeit
wird. […] Dann wären Männer tatsächlich eine bedrohte Spezies,
die zu schützen, zu fördern und sprachlich gleich zu behandeln ist.
[…]”
Wer unbedingt dem Gebrauch des Binnen-I entgehen bzw.
diese meiden möchte, kann auf Formulierungen wie „Studen -
tenschaft” anstatt StudentInnen, „Kollegenschaft” anstatt Kol -
legInnen, „Arbeiterschaft” anstatt ArbeiterInnen u.a.m. zurück-
greifen.
FAZIT: im Spracherwerb und Sprachgebrauch müssen den
traditionsgemäßen verallgemeinernden Wortformen (der
Mensch, die Leute, das Volk) zwecks Verständlichkeit von
Texten Vorrang vor den feministischen Anliegen eingeräumt
werden, denn Sprache ist Allgemeingut und kein probates
Mittel für die Durchsetzung von wie auch immer gearteten
Gruppeninteressen.
Nikolaus Márnai-Mann
A ECHT’S BATSCHKAER KIND
In tausend Eck tr Welt
Hinkfekt vum Wirbelwind,
Reich oder ohni Keld
Pleipscht a Batschkaer Kind. A Schwob aus der Batschka
Verkesst sein Homet nie,
Heert er mol a Polka
Nie were miet sei Knie.
Tes Lewe wie a Strum
hot uns weggeploose.
Siekscht noch ten Kerichturm?
Oder a ti Rose? In ti scheenschti Jahre
Am Ent toch zuruckfind,
Wu Freit un Leid ware,
A echt’s Batschkaer Kind.
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NIKOLAUS
MÁRNAI-MANN
(1914–2001)
Vor hundert Jahren wurde der un -
garndeutsche Mundartdichter Niko -
laus Márnai-Mann in Kumbai/Kunbaja
bei Almasch/Bácsalmás geboren.
Er gehört noch zu jener Generation, die drei Weltkriege (Kalter
Krieg inklusive) mit- und überleben musste. Aufgewachsen ist er
noch in seiner donauschwäbischen Mundart, schulisch aber schon
in nationalmadjarischer Gesinnung bei den Jesuiten in Kalocsa
erzogen.
In der kommunistischen Ära übernahm er Verantwortung in
der Lehrergewerkschaft in Ungarn,