Jedem Donauschwaben/Deutschen in und aus Ungarn und
auch allen an Geschichte Interessierten kann ich wärmstens emp-
fehlen dieses Büchlein zu lesen. Dabei werden sich bestimmt viele
Fragezeichen auftun, doch gleichzeitig werden auch vielfach bis-
herige Fragestellungen beantwortet.
Meinungen zum beschriebenen Thema würden die Redaktion
des Sonntagsblattes sehr interessieren – wir bitten um Zusendung
solcher.
Georg Krix
O
Hans Dama
Kampfansage an das Binnen-I
(SchülerInnen – warum?)
Es ist ja nichts Neues, dass Sprachwissenschaftler, Philosophen,
Soziologen, Lehrer, Journalisten, Schriftsteller und Juristen gegen
den Gebrauch des Binnen-I zu Felde ziehen bzw. dessen Abschaf -
fung fordern.
Nun haben sich 800 Sprachkritiker öffentlich in einem Brief an
die österreichische Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek
und den Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Dr. Reinhold
Mit terlehner gegen die Zerstörung der Sprache durch den Ge -
brauch des Binnen-I sowie anderer „von oben” angeordneten
sprachlicher Verunstaltungen gewandt.
Anlass war einmal mehr die zurzeit geführte Debatte um den
Frauenförderungsplan bzw. den konsequenten Gebrauch der ge -
trenntgeschlechtlichen Formulierung, die zur Zerstörung der
gewachsenen Struktur der deutschen Sprache beitragen. Mitunter
führen diese überspitzten Formulierungen zur Unlesbarkeit und
zur Unverständlichkeit sprachlichen Ausdrucks. Diesbezüglich
findet sich beispielsweise unter § 2 des Bundesgleichbehandlungs -
gesetzes (in Österreich) Verpflichtung zur generellen getrenntge-
schlechtlichen Formulierung. Dementsprechend können manche
Aussagen nicht mehr „politisch korrekt” formuliert werden wie
etwa „Frauen sind eben doch die besseren Zuhörer”. Laut von
oben verordneten Vorschriften widersprechen diese den Grund -
regeln der Sprache, die in ihrer schriftlichen und mündlichen
Form der problemlosen Verständigung zwischen den Menschen
dient, nicht aber der Durchsetzung partikulärer Interessen gewis-
ser gesellschaftlicher Gruppen.
Jüngsten Umfragen zufolge lehnen 85 bis 90 Prozent der öster-
reichischen Bevölkerung die im öffentlichen Bereich gebrauchte
Textgestaltung ab, und gemäß einer im vergangenen Jahr durchge-
führten wissenschaftlichen Untersuchung wurden in Printme dien
lediglich bei 0,5 Prozent von auf beide Geschlechter bezogene
Aussagen getrenntgeschlechtlich formuliert.
Die feministisch motivierten Tendenzen, die der sprachlichen
Gleichbehandlung zugrunde liegen, fußen auf einer einseitigen
und falschen Einschätzung der Gegebenheiten im österrei-
chischen (und nicht nur in diesem) Gegenwartsdeutsch.
Das generische Maskulinum (wie z.B. der Bösewicht, der
Mensch ) und das generische Femininum (die die Persönlichkeit,
die Leute, die Wache) sowie das generische Neutrum (das Paar, das
Quintett, das Volk) sind grundlegende Bestandteile der deutschen
Sprache. Diese Beispiele zeugen davon, dass die als Verallgemei -
nerungen gebrauchten Ausdrücke beide Geschlechter – ohne
Unterschied – einschließen. So gesehen ist die Annahme unzuläs-
sig, dass das jeweils andere Geschlecht nur „mitgemeint” ist, noch
dass das generische Maskulinum als Unterdrückung der Frau in
der Sprache steht.
Seit Jahrhunderten ist der Gebrauch unterschiedlicher Genera
ein wesentlicher Bestandteil der deutschen Sprache; warum sollen
nun auf Betreiben gewisser Interessensgruppen die Grammatik
SB-Bücher
1. DIE NEUE HEIMAT
Hans Faul – gebürtiger Schambeker – beschreibt
die Ansiedlung seiner Heimat – des Ofner Berglandes
2. GOLDENE HEIMAT
Ella Tribnigg-Pirkhert: Erzählungen
aus der Schwäbischen Türkei
3. JAKOB BLEYER ALS VOLKSTUMSPOLITIKER
Akten der JBG-Tagung vom 5. Dezember 2003
4. Akten der Historikerkonferenz zumVolksbund
der Deutschen in Ungarn (1938–45)
Akten der Tagung am 24. 02. 2007
5. Akten der Historikentagung zum Verhältnis von
Ungarndeutschen und Juden in Ungarn (NEU!)
Akten der Tagung am 6. 12. 2008
Die obigen Bücher sind erhältlich bei
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Preis: 1000 Forint
und die sprachgeschichtlich gewachsenen Formen gesprengt wer-
den? Natürlich ist Sprache im Lauf der Zeit einer ständigen An -
passung und Veränderung ausgesetzt, doch auch diese „wachsen”
und sind nicht als Produkt von Verordnungen „von oben” zu
betrachten. Daher sind Formulierungen, die zur Verunstaltungen
des Schriftbildes führen, wie z.B. BesucherInnen, KollegInnen,
usw. aus sprachlogischer Sicht NICHT akzeptabel und müssen aus
Schulbüchern – und nicht NUR aus diesen – verschwinden, zumal
Texte mit solchen Formulierungen eine sprachzerstörerische Wir -
kung ausüben: auf Kinder, die das sinnerfassende Lesen erlernen
sollen, auf Menschen, die Deutsch als Fremdsprache erwerben,
sowie Menschen mit besonderen Bedürfnissen (z. B. sehbehinder-
te-, und gehörlose Menschen) usw.
Die Rückkehr zur sprachlichen Normalität muss also gang und
gäbe bzw. Regel sein und keinesfalls irgendwelchen Gruppeninte -
res sen unterworfen werden, denn Sprache ist „Allgemeingut” und
das war sie immer schon im Laufe der Geschichte. Außerdem
haben diesbezügliche Zwangsmaßnahmen keinen Platz in einer
demokratischen Gesellschaftsordnung – schon gar nicht, wenn
eine sprach-feministische Minderheit von circa 10 % der überwie-
genden Mehrheit der Sprecher ihren Willen aufoktroyieren will,
indem man sich fälschlicherweise auf das Gleichheitsprinzip zu
berufen bemüßigt fühlt.
Die öffentliche Debatte zu diesem Thema hat in Österreich der
Entwurf der ÖNORM 1080 ausgelöst, demgemäß die feministi-
schen Anliegen „maximal” berücksichtigt aber andererseits eine
Rückkehr zur sprachlichen Normalität ermöglicht werden sollten.
In einem Leserbrief von Dr. Werner Braun/Eisenstadt/ in DIE
PRESSE vom 17. Juli auf S. 27 wird unter dem Titel „Kämp -
ferische Sprachfeministinnen” folgendes festgehalten „…dass das
österreichische Bildungssystem offensichtlich sogar bei der
Schulung der politischen Eliten nicht sonderlich effizient zu sein
scheint. Warum ist es eigentlich für Frau Minister Heinisch-Hosek
und ihre Mitstreiterinnen so schwer zu begreifen, dass zwischen
dem grammatischen Genus (vox populi: »männliches/weib -
liches/sächliches Geschlecht«) und dem biologischen Geschlecht
schlicht und einfach keinerlei Zusammenhang besteht. Und schon
(Fortsetzung auf Seite 22)
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