SB : Warst du dann Mitglied einer Blaskapelle oder hast du alleine gespielt ?
HG : Also in der Schule hatten wir immer Musikunterricht und den habe ich dann regelmäßig besucht , bis ich in die 10 . Klasse gekommen bin . Dann habe ich damit aufgehört wegen Abitur und Schule . Ich konnte das nicht mehr so zusammenbringen , dass ich dann immer nach Hause gekommen bin und dann wieder nach Fünfkirchen gefahren bin . Wir haben auch eine Familienband mit der Familie und dann habe ich nur Proben und dann spiele ich , wenn wir zusammen spielen .
SB : Du tanzst auch . Magst du lieber tanzen oder musizieren ?
Preisverleihung werden die ersten drei rausgerufen und bekommen eine Belohnung oder ein Geschenk . Und dann dürfen in jeder Kategorie die Erstplatzierten ihre Geschichten noch einmal für alle vortragen .
SB : Du hast erzählt , dass deine Mundartkenntnisse aus der Familie kommen .
HG : Ja , von meinen Urgroßeltern , also vor allem natürlich von meiner Mutter , aber meine Urgroßeltern haben es meiner Mutter beigebracht . Und wenn wir sie besucht haben , haben sie mit uns vor allem auch schwäbisch gesprochen , sie konnten auch nicht richtig ungarisch . Sie haben mit uns sehr viel in der Mundart gesprochen und so wurde das auch dann uns beigebracht .
HG : Also , ich tanze eigentlich sehr gerne . Ich habe ein paar Freundinnen und dann , wenn wir uns zum Beispiel abends hier treffen , dann läuft auch schwäbische Musik und dann können wir auch hier im Garten nur so herumtanzen . Also für uns ist es egal , wo . Ich mag Tanzen richtig gern , aber natürlich auch Musizieren . Ich habe ja mit Musik angefangen und das liegt mir schon nah an meinem Herzen . Aber eigentlich , wenn es um die Party geht , dann tanze ich lieber .
SB : Also ist das bei euch so eine Sache , dass man spontan schwäbische Tänze tanzt ?
HG : Ja , ich habe ein paar Freundinnen , die das genauso gerne machen wie ich . Wir verabreden uns und dann kommen sie zum Beispiel zu uns . Meine Brüder spielen auch verschiedene Instrumente ( mit Bruder Peter lesen Sie das Interview „ Tief verwurzelt “ in diesem Heft ) und dann kommen sie vielleicht auch mit einem Akkordeon oder mit einer Trompete . Und dann spielen sie was und wir tanzen einfach hier , also nichts Besonderes . So , wenn wir Lust haben und alle zusammen sind , dann passiert das manchmal .
SB : Ich glaube , das ist schon etwas Besonderes , weil es einzigartig ist . Das ist schon selten .
HG : Ja , ich weiß . Aber für mich ist das jetzt nichts Besonderes . Für mich war das immer sowas Alltägliches und ich bin damit aufgewachsen , für mich ist das schon was Gewohntes .
SB : Ja , was ich noch fragen wollte , wie läuft so ein Mundartwettbewerb ab ?
HG : Zuerst werden die Schüler auf die verschiedenen Komitate aufgeteilt und dann gibt es eine erste Runde . Die besten fünf werden dann von jedem Komitat nach Budapest geschickt . Und leider - weil es nicht mehr so viele Schüler sind - von der neunten bis zur zwölften Klasse werden die Schüler zusammen bewertet . Eigentlich ist es so aufgeteilt , die erste-zweite Klasse , die dritte-vierte Klasse …, aber leider je älter die Schüler werden , desto weniger sind es und dann sind die älteren Jahrgänge schon zusammen . Und der Wettbewerb ist dann so , dass jeder eine Nummer ziehen muss , dass man keine Namen sieht . So kann die Jury unbeeinflusst entscheiden . Dann geht es so weiter , dass wir dann nach Nummern aufgerufen werden und dann werden auch die Aussprache , die Vortragsweise - wie schnell man spricht - bewertet . Das dauert insgesamt eine Stunde , bis alle vorgetragen haben und dann haben wir eine Pause . Danach bewertet die Jury , aber wir werden noch nicht aufgerufen , wir erfahren erst die Ergebnisse . Bei der großen
SB : Und benutzt du sie im Alltag ?
HG : Nicht so oft leider , aber ich habe zwei Freundinnen , die ich vor ein paar Jahren kennen gelernt habe und mit denen spreche ich nur Dialekt . Also wenn sie mich anrufen , wenn wir uns treffen , wir schreiben in der Mundart sogar ! Also sonst kann ich das leider nicht so oft anwenden , weil es einfach wenige sind , die den Dialekt verstehen . Aber wenn ich die Möglichkeit habe , dann spreche ich natürlich den Dialekt .
SB : Und wie ist das in Nadasch ? Wird hier deutsch oder ungarisch gesprochen ?
HG : Die ältere Generation vielleicht , die spricht noch den Dialekt . Also das ist so wie in diesen Geschichten , dass die älteren Frauen da draußen sitzen und dann sprechen sie den Dialekt , das ist eigentlich in Nadasch eine sehr übliche Sache . Die jüngere Generation eher nicht mehr oder immer weniger ! Und wenn , dann Hochdeutsch , aber eigentlich nicht Dialekt !
SB : Wie ist dein Verhältnis zur ungarndeutschen Identität ? War sie schon immer Teil deines Lebens ?
HG : Eigentlich ja ! Und für mich ist das ein bisschen komisch , weil alle sagen , dass das eine große Sache ist , aber ich kann das nicht so gut einschätzen , wenn ich das so sagen darf . Für mich ist das selbstverständlich , also ich bin so aufgewachsen , meine Familie , meine Freunde sind im gleichen Kreis , also wir haben schon diese Gemeinsamkeit . Als ich klein war , konnte ich das noch nicht so schätzen , was das eigentlich bedeutet . Ich kann mich noch gut erinnern , wo meine Mutter mit mir deutsch gesprochen hat und ich habe absichtlich auf Ungarisch geantwortet , dass sie das jetzt lassen soll . Und später habe ich gemerkt , dass es so viele Möglichkeiten für mich gibt , dass ich das auch weitergeben und weitermachen kann .
SB : Was denkst du über die ungarndeutsche Jugend ? Es ist sehr selten , dass man solche Jugendliche findet , die es cool finden , dass man diese deutsche Identität , diese Sprache behält .
HG : Ich denke , das ist auch sehr unterschiedlich . Ich kenne auch Jugendliche , die ich jedes Jahr beim Rezitationswettbewerb getroffen habe . Eigentlich habe ich sie nie getroffen , aber wir haben uns immer im Mai beim Landesfinale getroffen , weil sie das genauso begeistert gemacht haben wie ich , sie waren jedes Jahr dabei . Ich glaube , und das ist vielleicht ein bisschen schade , dass man immer die gleichen Leute trifft . Also es sind wenige , die neu sind . Die begeistert sind , die machen es
SoNNTAGSBLATT 27