bin jetzt nicht alleine und das ist dann doch cool . Ich habe von manchen Familien dann auch gehört , dass sie mit den Kleinkindern gut angefangen haben und als das Kind dann in die Krippe oder in den Kindergarten kam , wo dann eher ungarisch auf das Kind zugegangen wurde , da hat das Kind nicht mehr gewollt . Es hat sich einfach geweigert , auf Deutsch zu antworten und wenn die Eltern dann keine Unterstützung bekommen , dann war ‘ s das . Aber wenn sie so willensstark sind , dass sie es durchziehen , dann geht das . Aber wenn sie es nicht sind , dann können sie es nicht durchziehen .
SB : Welche Herausforderungen haben die Kinder und wie erleben sie diese ? Was denken die Kinder über die ein- oder zweisprachige Erziehung ?
GW : Also , ich kann vor allem von unserem Beispiel ausgehen . Bei uns war es so , eine Person - eine Sprache , also ich habe mit den Kindern deutsch gesprochen , meine Frau ungarisch . Und das war für die Kinder selbstverständlich , also sie haben sich am Anfang nicht gefragt , warum das so ist . Sie haben es einfach gemacht , mit mir haben sie deutsch gesprochen , mit der Mutter ungarisch und das war eigentlich kein Hindernis , das war gut so . Nur die Eindrücke von außen , wie gesagt , also einmal in der Krippe - da kam es schon mit dem Ungarischen : Warum sprechen die dann alle ungarisch und warum machen wir das zu Hause nicht so ? Und dann kann man das natürlich erklären und ich glaube , wenn man das gut erklärt , ist es auch verständlich .
Und wie erleben die Kinder das ? Das kann auch verschieden sein . Wenn sie sich in der Familie mit der Sprache sicher fühlen , können sie das auch nach außen präsentieren . Ich spreche mit meinen Kindern auch im Geschäft und auf der Straße überall deutsch . Und das war für sie nie ein Problem , also sie haben sich nicht geschämt oder so . Und ich selber habe auch keine negativen Erfahrungen gemacht , so dass mich jemand auf der Straße oder im Geschäft angesprochen hätte : „ Was reden Sie da ? Wir sind in Ungarn , warum sprechen Sie deutsch mit den Kindern ?“ Das ist eben die andere Seite . Ich habe solche Leute getroffen , die das einfach gut fanden , dass man oder dass wir das so machen . Und da bin ich auch immer bestätigt worden . Aber wir haben auch solche , in dieser Gruppe zum Beispiel , wo das dann auch angesprochen wurde : „ Warum reden Sie deutsch mit den Kindern auf der Straße , wir leben in Ungarn , Ungarisch ist die Amtssprache .“ Aber solche Leute kann ich nicht verstehen und das ist auch für das Kind problematisch , weil es da vermittelt bekommt , du bist anders , du bist eine Minderheit , deine Sprache gehört hier nicht her , benutze sie nicht . Und das kann natürlich das Ganze besiegeln , dass das Kind dann nicht mehr bereit ist , diesem Muster zu folgen . Weil es dann später , wenn es erwachsen ist , seinem eigenen Kind die deutsche Sprache nicht weitergibt . Also das ist schon eine große Bandbreite .
SB : Ist es wichtig dabei , wo man lebt ?
GW : Auf jeden Fall ! Dorf versus Großstadt ! Ich glaube , wir haben als Familie Glück , dass wir in Südungarn leben - in Fünfkirchen . Wir haben Glück , dass
SoNNTAGSBLATT es das Valeria-Koch- Schulzentrum gibt - mit Kindergarten , Grundschule und Gymnasium . Das ist eine sehr gute Stütze . Und ich finde , dass die Arbeit des VUK und der GJU , aber auch die Arbeit der LdU dabei wichtig sind .
SB : Welche Rückmeldungen bekommen Sie von den Eltern bzw . von den Kindern als VUK-Mitglieder ?
GW : Wir machen bei jedem Programm eine Feedbackrunde und viele unserer Programme werden vom BMI - also vom Bundesministerium des Innern und für Heimat - gefördert . Und da muss es immer einen Evaluationsbericht geben . Demnach sind die Rückmeldungen sehr positiv , das heißt , es gibt viele Familien , die sich nach solchen Programmen ein Stück weit bestätigt fühlen oder auch neue Kraft schöpfen können . Ich kann auch konkrete Beispiele nennen : Wir hatten eine Familie , die sind seit 10- 15 Jahren dabei und haben vier Kinder . Die haben sich nicht getraut , weil sie gedacht haben , sie sprechen nicht so gut Deutsch . Die haben sich nicht getraut , mit den ersten drei Kindern - also vom Kleinkindalter an - deutsch zu sprechen . Aber nach diesen Treffen und Familienwochenenden haben sie mit dem vierten Kind angefangen , deutsch zu sprechen und das hat wunderbar funktioniert . Also es gibt auch solche Gegenbeispiele und auch deswegen finde ich es gut , dass diese Vereinsaktivität da ist und auch direkt den Familien helfen kann .
SB : Können Sie einen Erfolg oder ein Projekt , eine Geschichte aus den letzten 25 Jahren nennen , auf die Sie besonders stolz sind ?
GW : Ich glaube , es gibt viele kleine und große Erfolge , die man nennen kann , wobei ich auch sagen muss , dass der Verein bis 2020 , also bis zur Pandemie , sehr gewachsen ist . Mit der Pandemie haben wir derartige Probleme bekommen , die wir vorher nicht kannten . Wir konnten keine Programme und Aktivitäten anbieten - oder jedenfalls nicht alle . Und da hat man gesehen , wie wichtig es ist , dass man sich auch persönlich trifft und gemeinsam Programme gestaltet . Als erfolgreiche Programme kann ich zum Beispiel die Kinderecken in Fünfkirchen erwähnen . Wir haben damit im Lenau-Haus begonnen und das war dann ein monatliches Treffen mit ungarndeutschen Kindern und ungarndeutschen Familien . Wir hatten auch verschiedene Programme wie Märchen vorgelesen , wir hatten Psychologen eingeladen für die Eltern , so dass sie ihr Bild von der Zweisprachigkeit auch mit den Erfahrungen von Psychologen vergleichen konnten . Es gibt immer wieder solche Meinungen , dass Zweisprachigkeit im frühen Kindesalter schädlich für das Kind sei . Ich und der Verein teilen diese Meinung nicht und wir sind davon überzeugt , dass die frühe Zweisprachigkeit viel mehr Vorteile als Nachteile hat , und alles , was dagegen spricht , auf solche Faktoren zurückzuführen ist , die man ausschalten kann . Wir hatten zum Beispiel auch verschiedene Leute eingeladen , auch solche , die diese Zweisprachigkeit in der Familie praktiziert haben oder sogar darüber Bücher geschrieben haben . Wir hatten auch ungarndeutsche Autoren eingeladen . Wir hatten Gesangs- und Tanzveranstaltungen angeboten . In einem Jahr haben wir mit den Familien ungarndeutsche Dörfer besucht : In Altglashütte /
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