BEKENNTNISSE UND ERKENNTNISSE : ADAM MÜLLER-GUTTENBRUNN - VOR 100 JAHREN GESTORBEN
Im Wiener „ Haus der Heimat “ fand am 18 . Oktober 2023 um 18 Uhr anlässlich des Ablebens von Adam Müller-Guttenbrunn vor 100 Jahren eine für 18 Uhr anberaumte und vom Verein der Banater Schwaben Österreichs veranstaltete Gedenkfeier statt .
Mag . Gerhard Schiestl , Vize-Präsident des Verbandes der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften in Österreich ( VLÖ ), begrüßte die anwesenden Gäste .
In ihrer Eröffnungsansprache stellte die Vizepräsidentin des Vereins der Banater Schwaben Österreichs , Univ . - Doz . Dr . Andrea Kolbus , den Referenten Mag . Dr . Hans Dama , Obmann des Vereins der Banater Schwaben Österreichs , vor und führte das Auditorium kurz in die Thematik des Vortrags ein .
Eröffnend wies der Redner darauf hin , dass er seit seinem 11 . Lebensjahr 1955 sich mit dem Schaffen Adam Müller-Guttenbrunns eingehend befasse , dass er weder den Schriftsteller anfeinden noch verteidigen wolle , sondern vielmehr dessen Anschauungen , Einstellungen und Meinungen anhand von Be- und Erkenntnissen des Schriftstellers zu beleuchten versuche .
SoNNTAGSBLATT
In seinem anschließenden Vortrag : „ Adam Müller- Guttenbrunn - 100 Jahre nach seinem Ableben : Bekenntnisse und Erkenntnisse “ ging der Vortagende auf Leben und Werk des Schriftstellers , vor allem auf die dem Schriftsteller angelasteten Vorwürfe des literarischen Antisemitismus ein , indem er diese in seinem posthum erschienenen Werk „ Erinnerungen eines Theaterdirektors “ („ Das Parteitheater , ein Wiener Kulturbild aus der Zeit der Jahrhundertwende “) von Adam Müller Guttenbrunn , herausgegeben von Roderich Meinhart , L . Staackmann Verlag Leipzig 1924 anhand autobiographischer Aussagen des Schriftstellers und der darauf beruhenden Erkenntnisse beleuchtet und die Haltung Adam Müller-Guttenbrunns zu Themen der Zeit verdeutlicht .
So bekannte der Schriftsteller bezüglich der ihm zur Last gelegten antisemitischen Vorwürfe in seinem unter dem Pseudonym Franz Josef Gerhold 1903 veröffentlichtem Roman Gärungen – Klärungen ( Christian Pape : Handbuch des Antisemitismus . Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart , Hg . Wolfgang Benz , Bd . 2 / 2 , Berlin 2009 , S . 567 – 568 und Karl Wache , der ihn 1930 „ als eine der stärksten antisemitischen Streitschriften […], die je geschrieben wurden “ abstempelt : Karl Wache : Der österreichische Roman seit dem Neubarock , Leipzig : Staackmann 1930 , S . 72 ): „[… Ich hatte mich damals zwar in eine große Arbeit gestürzt , hatte einen Roman begonnen , in dem ich mich mit der leidigen Judenfrage auseinandersetzte , in die ich selbst hineingezogen worden war . Der Roman war mir so wichtig , weil er die Scheidung zwischen mir und jenen Elementen zu vollziehen geeignet war , die in der Wiener Gesellschaft und dem künstlerischen Leben dieser Stadt überall obenauf schwimmen und die , weil sie Papier mit Druckerschwärze beschmutzen , sich einbilden , sie seien wirklich die Macher der öffentlichen Meinung und sie hätten tatsächlich die Macht über Tod und Leben im Bereich der Öffentlichkeit zu entscheiden . Man weiß oft nicht , aus welcher Stimmung heraus ein Buch geboren wird , wie unter einem Zwange . Mein Roman war aus jener unerquicklichen Situation he-
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