der rumänische existiere hingegen nicht mehr . Früher habe man Deutsch unterrichtet , aber nachdem man Schwierigkeiten hatte , Deutschpädagogen zu finden , habe man Englisch als Fremdsprache angeboten .
Es gibt ein Dorf in der Gegend um Großkarol , das von vielen Gesprächspartnern als Musterdorf genannt wird , was Identität und Erhalt der schwäbischen Muttersprache anbelangt : Das Sackgassendorf Beschened / Dindeștiu Mic / Kisdengeled , unweit von Petrifeld . Auch Wikipedia präsentiert das Dorf als eines , das die ganze Zeit seine deutsche Bevölkerungsmehrheit bewahren konnte : 1977 stellten die Schwaben noch Zweidrittel der Bevölkerung , heute schätzen Dorfbewohner deren Bevölkerungsanteil auf etwa 50 %. Wesentlich pessimistischer ist ein Mann Anfang 40 , den ich im Dorfladen treffe . Im Hintergrund läuft ungarisches Fernsehen und auch die Verkäuferinnen reagieren verblüfft auf das deutsche Wort . Wir setzen deshalb das Gespräch auf Ungarisch fort , auch mit dem zuvor genannten Mann . „ Im Altenheim leben mittlerweile mehr Schwaben als in den Häusern . In Deutschland leben mittlerweile 300 Bescheneder , hier etwas über 200 ”, sagt er . Und tatsächlich bestätigen die Zahlen die allmähliche Entvölkerung : Die jüngste verfügbare Bevölkerungszahl von 2011 spricht von 257 Bewohnern . Das Dorf wird an diesem Augusttag von Fahrzeugen mit deutschen Kennzeichen bevölkert - fast ausnahmslos aus den südlichen Bundesländern . Mit einigen Besuchern komme ich auch ins Gespräch , beispielsweise mit zwei Mädels , die die Hauptstraße herunterlaufen , mit einem Mann mittleren Alters - eigentlich Siebenbürger Sachse , aber verheiratet mit einer Sathmarer Schwäbin - und einer Frau , deren Mann aus Beschened stammt ( mit dem sie zu Hause „ Schwäbisch ” spreche ): Wenn sie da sind , holen sie die Schwiegermutter aus dem Heim , um in der alten Heimat einige Wochen zu verbringen . Die Frau selbst stammt aus einem deutschen Dorf im Maramuresch und wanderte mit anderen Bewohnern kurz vor der Revolution nach Deutschland aus . Dieses Schicksal ereilte auch Beschened und sie erzählt , in welchen Häusern noch Alteingesessene wohnen – viele sind es nicht .
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Über interessante Bevölkerungsbewegungen weiß ein Sathmarer Schwabe auf der ungarischen Seite der Grenze zu erzählen . Wir sind nun in Wallei / Vállaj - also neben Merken / Mérk in einem der beiden sathmarschwäbischen Dörfer , die bei der Grenzziehung bei Ungarn blieben . Der Mann mittleren Alters , mit dem ich mich ungarisch unterhalte , stammt aus der Nähe von Großkarol und zählt munter die Namen in seiner Familie auf : ausnahmslos deutsche Namen . Deutsch habe nur die Großmutter der Frau gekonnt , aber im Alter habe selbst sie vieles vergessen . Nicht anders gestalte es sich in Wallei : Die Sprache ist nach seinen Angaben auch hier verschwunden , dennoch habe man eine deutsche Selbstverwaltung , fügt er hinzu . An die deutsche Vergangenheit erinnert hier wenig , nicht einmal das Ortsschild ist zweisprachig . Die Grundstücke sind großzügig geschnitten , das Dorfbild macht einen sehr aufgeräumten Eindruck - gerade im Vergleich zur rumänischen Seite : Das waren wohl die Gründe , warum sich die Familie aus Rumänien vor zehn Jahren für Wallei entschied - nicht zuletzt auch dank der wesentlich günstigeren Preise auf der ungarischen Seite , auch wenn diese in letzter Zeit angezogen hätten . Ihrem Beispiel folgten auch andere , die zum Teil weiterhin in Rumänien arbeiteten , so der Mann . Die Ungarn hingegen würden kaum pendeln , unter anderem wegen der Sprachschwierigkeiten . Arbeit finde man nach seinem Eindruck ohnehin auf beiden Seiten in den großen Fabriken . Aber trotzdem suchten viele ihr Glück im Ausland .
Ein junger Mann mit Roma-Herkunft nähert sich , ich spreche ihn an . Er bestätigt , dass es zwar noch viele Deutschstämmige gebe , aber dass die Sprache kaum noch präsent sei . Dennoch sei es ein „ deutsches Nationalitätendorf ”, auch die Schule sei eine Nationalitätenschule mit „ sechs Deutschstunden pro Woche ”. Von der Anwesenheit der rumänischen Staatsbürger habe er auch Notiz genommen , dennoch gehöre das mittlerweile zum Alltag .
SoNNTAGSBLATT