Sonntagsblatt 4/2018 | Page 4

staatliches Programm weiterlaufen soll – jetzt komme es darauf an, „den Rahmen festzulegen”. Auch die juristische, pädagogi- sche und verwaltungstechnische Unterstützung der Selbstver- waltungen steht für Olivia Schubert ganz oben auf der Agenda – hierfür soll der bereits begonnene Dialog weitergeführt werden. Dabei könnten die DNSVW von der LdU konkrete Empfehlungen erhalten, der Landesselbstverwaltung komme dabei die Rolle einer Lobbyistin zu. Auch die lokalen und landesweit tätigen zivi- len Organisationen sollen gestärkt werden, denn sie stellten „ein Fundament unserer Gesellschaft” dar. Dabei steht die Gemeinschaft nach Eindruck von Olivia Schubert vor großen Herausforderungen: Der demografische Wandel, der auch im Kreise der Ungarndeutschen einen Rückgang bedeute, die Auswanderung, da die LdU vermehrt feststelle, dass Eltern ihre Kinder von der Schule nähmen, weil sie ins Ausland ziehen, die Nachwuchssorgen im Bildungsbereich, in dem man in den nächsten vier-fünf Jahren große Kämpfe um gute Pädagogen austragen werde, der Umgang mit den Y- und Z-Generationen mit ihren modernen Vorstellungen, die Frage nach Form und In- tensität bei der Pflege der Traditionen gehörten zu diesen Zu- kunftsfragen. Olivia Schubert zeigt sich aber zuversichtlich, denn die Einführung ein- und zweisprachiger Angebote hätte bereits jetzt positiv auf die Sprachkenntnisse ungarndeutscher Jugend- licher ausgewirkt. Es gelte diese Arbeit fortzuführen. Schubert hofft auch, dass der Dialog mit den ungarischen staatlichen Bildungsträgern auch an den staatlichen Nationalitätenschulen Früchte tragen würde. Auch der Dialog mit Vertretern der Bundesrepublik Deutschland sei wichtig, zumal die LdU auf diese Weise Einfluss auf Entschei- dungen nehmen könnte. „Wir sind dankbar, dass die Bundesre- publik unsere Gemeinschaft schätzt”, so Schubert. Auch die Zu- sammenarbeit mit dem Abgeordneten der deutschen Minderheit, Emmerich Ritter, bezeichnet die Vorsitzende gut: Ritter würde mit der LdU Themen und Vorhaben besprechen, Rat und Meinung bei Experten und Ausschussmitgliedern einholen und an den Vollversammlungen teilnehmen. „Ich hoffe, dass wir in dessen Folge in den nächsten vier Jahren wichtige Ergebnisse erzielen werden”, so LdU-Vorsitzende Olivia Schubert. Für eine ungarndeutsche Zukunft Verein für Ungarndeutsche Kinder (VUK) feiert zwanzigsten Geburtstag Von Richard Guth „Ein Volk ohne Kenntnis seiner Geschichte, seines Ursprungs und seiner Kultur ist wie ein Baum ohne Wurzeln. Der VUK ver- sucht als Verein auch sehr viel zu unternehmen, damit diese Wor- te nicht auf taube Ohren stoßen, so dass der Baum Wurzeln lässt und diese auch den notwendigen Nährboden vorfinden“, sagte Kristina Csordás, Büroleiterin des Vereins für Ungarndeutsche Kinder (VUK), anlässlich der Eröffnung einer Aktionswoche des Vereins in Hartau/Harta im Frühjahr. Neben einer Ausstellung hielt Büroleiterin Csordás außerplanmäßige Volkskundestunden in der Grundschule, bastelte mit den Kindern Ulmer Schachteln und übergab am vorletzten Tag dem Vereinsvorsitzenden Gabriel Werner das Podium, der mit Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen über Probleme und Möglichkeiten der zweisprachigen Erziehung diskutierte. Denn der Vereinsvorsitzende, Lehrer und Vater zweier Kinder hat in den letzten Jahren viel Gelegenheit gehabt, Erfahrungen im ungarndeutschen Kosmos zu sammeln und Ansätze für die Fortentwicklung (oder vielerorts erst Schaffung) zweisprachiger Bildungs- und Erziehungsangebote zu entwickeln. Sein Verein feiert dieses Jahr den 20. Jahrestag seines Bestehens, was im September in Fünfkirchen feierlich begangen wurde. Auch das Sonntagsblatt hat in den nächsten Jahren mehrfach über die Ar- beit von VUK berichtet (Mehr als nur Erholung, SB 01-2017 / Im Dienste der ungarndeutschen Jugend, SB 01-2018). „20 Jahre 4 sind eine lange und gleichzeitig doch kurze Zeit. Der Verein hatte gute und weniger gute Phasen, doch kann er sich auch nach 20 Jahren behaupten. Es gibt heutzutage viel jüngere Freiwillige als zuvor, die mitwirken und den Kindern Freude bereiten, ihr Wissen weitergeben wollen. Auch heute noch steht der VUK für traditionelle, ungarndeutsche Werte, Sprachvermittlung, Sprach- pflege, die Weitergabe der Sitten und Bräuche. Die Kinder sollen ihre Freizeit mit sinnvollen Aktivitäten füllen, ungarndeutsche Fa- milien sich kennen lernen, und auch wenn sie geographisch ge- sehen weit voneinander wohnen, soll eine Verbindung zu Stande kommen. Die Familientreffen dienen auch dazu sich auszutau- schen, einander zu stärken, Unsicherheiten und Unklarheiten aus dem Weg zu schaffen”, so Werner. Regelmäßige und unregelmäßige Programme wie die Kin- der- und Babyecke in Fünfkirchen, das Sommerfest und das Sommercamp, das dieses Jahr in Fadd in der Tolnau stattfand, das Familienwochenende oder der Wettbewerb der Verrückten Schiffe in Hartau bedürfen des besonderen Engagements von Freiwilligen wie der Deutschen Katrin Bouss. Sie verbrachte im Juli samt 20 Leiterinnen und Leiter und 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen 8 und 14 Jahren eine Woche in Fadd. Die Kinder waren, je nach Deutschkenntnisse, in „Familien” tätig, was nach Auskunft der Organisatoren eine individuelle Förde- rung ermöglichen sollte. Daneben arbeiteten die Kinder in Zünf- ten für unter anderen Filzen, Blaufärben und Kerzengießen und bereiteten gemeinsame Aktionen vor wie den ungarndeutschen Nachmittag mit mehreren Stationen und den Flashmob-Tanz zum Fliegerlied auf dem Marktplatz von Sexard. Aktionen, die eine gründliche Vorbereitung erfodern: So treffen sich engagierte Betreuer wie Georg Schuckert und Babett Túrós, die wir bereits im Sonntagsblatt vorgestellt haben (Im Dienste der ungarndeut- schen Jugend, SB 01-2018), zweimal im Jahr zu Jugendtreffen, um die Programme gemeinsam vorzubereiten. Die in der Zukunft womöglich länderübergreifend stattfinden wer- den. Aus diesem Grund besuchten Vertreter des VUK und der Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher (GJU) das westfälische Münster, wo ein junger Mann ungarndeutscher Herkunft, Attila Repkény, ein Jugendcafé betreibt – ein Ort, wo Jugendliche sinn- voll ihre Freizeit verbringen können. Geplant ist eine enge Ko- operation zwischen dem Jugendcafé und den ungarndeutschen Organisationen in Form von Schüleraustausch und der Teilnah- me an einer Aktion des Cafés namens Spielstadt. „In den 20 Jahren hat VUK viel für die ungarndeutschen Kinder und Familien getan, doch soll es in der Zukunft noch mehr wer- den, denn die Assimilierung macht sich leider überall bemerkbar. Solange aber willige Familien, Vereine sich dafür einsetzen, dass das Ungarndeutschtum erhalten bleiben soll, gibt es Hoffnung“, wagt Vorsitzender Werner eine Prognose. 4. Jugendkonferenz der LdU in Fünfkirchen veranstaltet SoNNTAGSBLATT