Sonntagsblatt 4/2018 | Page 26

Patrik Schwarcz-Kiefer: Die Zukunft der Jakob Bleyer Gemeinschaft Vereinsvorsitzender Dr. Georg Kramm hält seine Rede (Foto: Richard Guth) Im Anschluss an die Festrede blickte Prof. Dr. Nelu Brade- an-Ebinger auf die Vergangenheit des Vereins zurück, zumal der aus dem Banat stammende Germanist zu einen der Grün- dungsmitglieder gehört. Neben der Schilderung der schwierigen Entstehungsumstände des neuen Vereins ging er auch auf des- sen Zielsetzungen und seine persönlichen Eindrücke ein. Als Vertreter der jungen Generation sprach Vorstandsmitglied und Sonntagsblatt-Redakteur Patrik Schwarcz-Kiefer über die Zu- kunftsaufgaben des Vereins als Mammutaufgaben, die wir mit gemeinsamem Engagement bewältigen könnten, für ein „Un- garndeutschtum des 21. Jahrhunderts”. (Die Rede können Sie nachfolgend lesen.) Das junge Vorstandsmitglied begrüßte den Erfolg der Minority SafePack-Initiative, die einer weiteren Intensi- vierung der Kontakte zu den Deutschen im Karpatenbecken bei- tragen könnte. Schwarcz-Kiefer betonte, dass man im Rahmen konstruktiven Dialogs immer mehr Menschen dafür gewinnen sollte, die deutsche Sprache im Alltag zu verwenden und an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben. Eine Schlüsselrol- le käme auch bei Schwarcz-Kiefer der Intelligenz zu, bei ihm bür- gerlich geprägt. Im Weiteren hob der Sonntagsblatt-Redakteur die Rolle der Medien hervor, hier hätte sich das Sonntagsblatt unter anderem dank den Aktivitäten in den sozialen Medien in den letzten Jahren stets weiterentwickelt. Manfred Mayrhofer, in Vertretung des Landesrates Ungarndeutscher Chöre, Kapellen und Tanzgruppen und des Weltdachverbandes der Donauschwa- ben, begrüßte die Anwesenden und wünschte weitere erfolgrei- che Jahre für JBG und SB. Er weiß, wovon er sprach: Mayrhofer war vor einigen Jahren selbst Mitarbeiter von JBG und Sonntags- blatt, bevor er Chefredakteur des Landesratforums wurde. Im Rahmen des Festaktes wurden zwei Preise überreicht: Den Jakob-Bleyer-Preis erhielt der Gründer und Ehrenvorsitzende des Vereins, Georg Krix, der in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag feiert. Der Géza-Hambuch-Preis ging an die Valeria-Koch-Preis- trägerin und Vorsitzende des GJU-Freundeskreises Budapest, Loretta Wagner, die unter anderem durch die Svung-Initative von ungarndeutschen Jugendlichen bekannt wurde. Für gute Laune sorgten die UBZ-Absolventin und Studentin Sara Schauer aus Nadwar, die eine Mundartgeschichte vorgetragen hat, und die Kapelle Klani Hupf, mit der das Sonntagsblatt vor einigen Mona- ten ein Interview geführt hat (In kleinen Schritten zum Erfolg, SB 02-2018). Die Veranstaltung wurde von der Andrássy-Masterstu- dentin Viktoria Göbl moderiert. „DER ZIELLOSE ERLEIDET SEIN SCHICKSAL - DER ZIELBEWUSSTE GESTALTET ES.” - IMMANUEL KANT 26 Vorstandsmitglied Patrik Schwarcz-Kiefer über die Zukunft der JBG (Foto: Richard Guth) Wir haben letztes Jahr ein neues Motto für den Verein gewählt. Es lautet so: „Für das Ungarndeutschtum des 21. Jahrhunderts“. Dieser Satz ist eindeutig: Unser Verein will und wird im Rahmen seiner Tätigkeit Antworten auf die Herausforderungen unseres Jahrhunderts finden. Aber, ohne Inhalt folgen dieser Aussage nur leere Worte. Dies wissen wir ganz genau, deshalb haben wir letz- tes Jahr als aktivste deutsche Organisation des Landes für das Minority SafePack Unterschriften gesammelt – insgesamt mehr als 400. Das ist nur ein kleiner Teil aller gesammelten Unter- schriften, aber wir haben geholfen um unser Ziel zu erreichen: das Schaffen der Möglichkeit für die Verankerung der Minder- heitenrechte auf der Ebene der Europäischen Union. Wir sind gespannt, wie die Geschichte der Minority SafePack-Initiative weitergeht. Es gibt deutsche Minderheiten auch in vielen-vielen weiteren Ländern, nicht nur in Ungarn. Mit den Elsässern in Frankreich, mit den Belgiendeutschen und mit den Südtirolern – mit den deutschsprachigen Minderheiten – haben wir viele Gemeinsam- keiten, aber auch viele Unterschiede. Aber, es gibt auch solche deutschen Volksgruppen, mit denen wir – vor allem wegen unse- rer gemeinsamen Geschichte im Karpatenbecken – viel mehr an Gemeinsamkeiten haben. Das erschreckende 20. Jahrhundert hat unsere früheren Landsleute – so wie auch uns – nicht ge- schont: Im letzten Jahrhundert ist die Anzahl der Deutschen im Karpatenbecken deutlich gesunken: um 80 %. Vielleicht gerade wir Ungarndeutsche hatten das „beste“ Schicksal, wenn man das so sagen kann, denn die Zahl der Deutschen in Ungarn ist die höchste in unserer Region. Das macht unsere Verantwortung auch größer: Wir dürfen nicht nur binnen ungarischer Grenzen denken, sondern, wir müssen uns auch um die in Siebenbürgen, im Banat, in der Batschka oder in der Zips verbliebenen Deut- schen kümmern. Deswegen möchten wir in der Zukunft unser Netzwerk im Karpatenbecken weiterentwickeln. Es ist nicht zu vergessen: Der Namensgeber unseres Vereins, Jakob Bleyer, hat als Südbatschkaer für das Wohl des Deutschtums von Klein- ungarn gearbeitet. Ich würde gerne auch einige Worte zur Lage des Ungarn- deutschtums sagen. Obwohl man überall von „fließenden“ Mil- lionen an Minderheitenförderung, von neuen Schulen usw. hört, ist die Situation leider nicht so vielversprechend. Es reicht, wenn man an einem Schwabenball teilnimmt und aufmerksam zuhört: Man hört kaum deutsches Wort. Stellen wir uns einfach mal vor, dass wir in Südtirol oder in Siebenbürgen an einer Veranstaltung teilnehmen. Da wäre es unvorstellbar, dass die Südtiroler oder Szekler – anstatt auf Deutsch beziehungsweise Ungarisch – auf Italienisch oder Rumänisch sprechen. Natürlich ist das Verglei- chen einer Streuminderheit mit den im Block lebenden Minder- heiten nicht der beste Vergleich, aber das Beispiel zeigt dennoch SoNNTAGSBLATT