gut, wie traurig die Situation der deutschen Sprache unter den
Ungarndeutschen ist. Und wie der große ungarische Dichter, Fe-
renc Kazinczy, es gesagt hat: „In ihrer Sprache lebt die Nation“
– meiner Meinung nach gilt diese Aussage auch für eine Volks-
gruppe.
Die deutsche Sprache sollte im Mittelpunkt der ungarndeutschen
Identität stehen. Wir müssen die Ungarndeutschen davon über-
zeugen, dass es sich lohnt, sich mit den – bereits geborenen
und noch nicht geborenen – Kindern auch daheim deutsch zu
reden. Natürlich können wir, als eine Zivilorganisation, die Situa-
tion über Nacht nicht ändern, aber – so wie bisher – werden wir
uns für die Erhaltung und Verbreitung der deutschen Sprache mit
vollem Herzen einsetzen.
Es ist wichtig, dass man nicht nur Kritik übt, sondern auch Vor-
schläge auf den Tisch legt. Deswegen wollen wir in der Zukunft
daran arbeiten, dass die Jakob Bleyer Gemeinschaft die Zahl
ihrer Mitglieder erhöht, um dadurch – nach dem Motto „mehr
Menschen haben mehr Gedanken“ – viele und gute Vorschläge
ausarbeiten zu können. Der konstruktive Dialog soll in unserer
Mitte praktiziert werden, und Motor dieser Entwicklung soll die
ungarndeutsche Intelligenz werden, die auf eine lange Geschich-
te zurückblickt.
Jakob Bleyer und Edmund Steinacker, um nur zwei große Per-
sönlichkeiten unserer Intelligenz hervorzuheben, die aus einer
ganz anderen Perspektive das Ungarndeutschtum betrachtet
haben. Bleyer sah eine auf dem Bauerntum basierende ungarn-
deutsche Zukunft, währenddessen Steinacker das ungarndeut-
sche Bürgertum stärken wollte. Sie beide hatten Recht! Ohne
die ländliche Bevölkerung werden die akademischen Gespräche
in den Kaffeehäusern nur Zeitverschwendung und ohne das
Bürgertum werden die richtigen Lösungen auf die Herausforde-
rungen der Zeit nicht gefunden. Die JBG will also den Begriff
„ungarndeutsches Bürgertum“ wieder mit Leben füllen, was die
Basis einer gemeinsam denkenden ungarndeutschen Intelligenz
sein könnte.
Bisher habe ich kein Wort über unsere Zeitung, das Sonntags-
blatt, verloren, obwohl es eigentlich die Hauptrolle in der Tätigkeit
des Vereins spielt. Wer die Zeitschrift verfolgt, konnte schon er-
kennen, dass das Design des Sonntagsblattes deutlich verändert
und an die Erwartungen des 21. Jahrhunderts angepasst wurde.
Was ich aber für viel wichtiger halte, ist, dass auch der Inhalt
der Zeitung weiterentwickelt wurde: Es wurden neue Themen,
neue Perspektiven und neue Rubriken eingeführt. Wir versuchen
immer mehr mit eigenen Materialen zu arbeiten, um den Inhalt
exklusiver zu gestalten. Hierbei gibt‘s noch sehr viel zu tun, aber
wir werden auch in der Zukunft daran arbeiten.
nicht die Studienleistungen, sondern vielmehr das zivile Enga-
gement im Mittelpunkt. Andererseits möchten wir den Namen
der ungarndeutschen Persönlichkeit, Géza Hambuch, am Le-
ben erhalten und sein Lebenswerk den heutigen Generationen
bekannt machen. Als ich im Land unterwegs war, hatte ich von
den Älteren immer gehört, wie bekannt und beliebt er war. Und,
als ich mich mit Jugendlichen unterhielt, musste ich traurig er-
fahren, dass fast niemand aus meiner Generation diesen Na-
men kennt. Dies müsste geändert werden und – meiner Mei-
nung nach – ist dieser Preis eine sehr gute Gelegenheit dafür.
Nun, ich habe viele und vielseitige Ziele genannt. Alle haben
aber eine Gemeinsamkeit: Wir wollen sie alle mit den Mitteln des
21. Jahrhunderts erreichen. Kurz gesagt: Die JBG geht auf dem
Bleyer‘schen Weg – nach den Werten unseren Namensgebers –
weiter, aber in einer modernen Form. Dies wird zugleich der rote
Faden in den kommenden Jahren der JBG – getreu dem Motto:
„Für das Ungarndeutschtum des 21. Jahrhunderts!“
Sonntagsblatt-Lesertreffen in
Fünfkirchen und Budapest
Lesertreffen in Fünfkirchen (eigenes Foto)
Die Jakob Bleyer Gemeinschaft startete vor kurzem eine landes-
weite Programmreihe, in deren Rahmen sich die Redakteure des
Sonntagsblattes in verschiedenen, von Ungarndeutschen be-
wohnten Ortschaften mit den Lesern der Zeitung treffen. Das Ziel
dieser Veranstaltungsreihe ist, dass man die Mitarbeiter der Zeit-
schrift kennen lernt und daneben Gespräche über für die Zukunft
des Ungarndeutschtums wichtige Themen führt.
Eine andere großartige Neuigkeit war, dass wir ein Nachrichten-
portal errichtet haben, die Seite www.sonntagsblatt.hu. Sie wird
zweitäglich aktualisiert und bietet den Lesern dadurch aktuelle
Nachrichten aus der Welt der deutschen Minderheiten. Ich kann
stolz sagen, dass diese Seite – verbunden mit der Facebook-Sei-
te – bereits jetzt viele Erfolge gebracht hat: Einige unserer Artikel
haben Tausende erreicht. Ich verspreche es Ihnen sehr gerne,
dass wir auf diesem Weg auch weitergehen werden. Das aktuelle Thema ist die Verwendung beziehungsweise
Nicht-Verwendung deutscher Vornamen. Wir möchten erfahren,
was unsere Leser über die heutige Praxis der Namensgebung
unter den Ungarndeutschen denken, wie sie zum Beispiel dazu
stehen, dass neugeborene Schwaben urmadjarische Namen
wie Botond oder Csenge bekommen, während dessen deutsche
Vornamen christlichen Ursprungs wie Johann oder Stefan selten
gegeben werden.
In der Zukunft möchten wir die zwei von uns gegründeten Preise
weiterführen. Wir haben unsere Ziele mit diesen Auszeichnun-
gen bereits mehrmals betont, dennoch möchte ich sie nochmal
wiederholen. Beim Jakob-Bleyer-Preis ist es eindeutig: Unser
Verein will damit solche Personen ehren, die in ihrem Leben
vorbildlich für das Ungarndeutschtum gearbeitet haben bezie-
hungsweise heute noch arbeiten. Beim Géza-Hambuch-Preis
haben wir zwei wichtige Ziele. Einerseits möchten wir junge
Erwachsene weiter motivieren, die im Minderheiten- und Ju-
gendbereich schon jetzt beispielhaft aktiv sind. Dabei stehen Das allererste Lesertreffen, in Fünfkirchen, war recht interessant,
so wie auch das zweite Treffen, das in Budapest stattgefunden
hat. Die dritte Veranstaltung fand nach unserem Redaktions-
schluss Ende November in Wudersch statt. Wir bedanken uns
recht herzlich beim Lenau-Haus, das uns den Saal kostenlos zur
Verfügung gestellt hat, und beim Ministerium für Humane Res-
sourcen, das die Veranstaltungsreihe fördert. Ein großer Dank
geht an die zivile Organisation „Társak a Teleki Térért“, die die
Benutzung des Saals für die Veranstaltung in Budapest ebenfalls
kostenlos ermöglichte.
SoNNTAGSBLATT
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