staatliches Programm weiterlaufen soll – jetzt komme es darauf
an, „den Rahmen festzulegen”. Auch die juristische, pädagogi-
sche und verwaltungstechnische Unterstützung der Selbstver-
waltungen steht für Olivia Schubert ganz oben auf der Agenda
– hierfür soll der bereits begonnene Dialog weitergeführt werden.
Dabei könnten die DNSVW von der LdU konkrete Empfehlungen
erhalten, der Landesselbstverwaltung komme dabei die Rolle
einer Lobbyistin zu. Auch die lokalen und landesweit tätigen zivi-
len Organisationen sollen gestärkt werden, denn sie stellten „ein
Fundament unserer Gesellschaft” dar.
Dabei steht die Gemeinschaft nach Eindruck von Olivia Schubert
vor großen Herausforderungen: Der demografische Wandel, der
auch im Kreise der Ungarndeutschen einen Rückgang bedeute,
die Auswanderung, da die LdU vermehrt feststelle, dass Eltern
ihre Kinder von der Schule nähmen, weil sie ins Ausland ziehen,
die Nachwuchssorgen im Bildungsbereich, in dem man in den
nächsten vier-fünf Jahren große Kämpfe um gute Pädagogen
austragen werde, der Umgang mit den Y- und Z-Generationen
mit ihren modernen Vorstellungen, die Frage nach Form und In-
tensität bei der Pflege der Traditionen gehörten zu diesen Zu-
kunftsfragen. Olivia Schubert zeigt sich aber zuversichtlich, denn
die Einführung ein- und zweisprachiger Angebote hätte bereits
jetzt positiv auf die Sprachkenntnisse ungarndeutscher Jugend-
licher ausgewirkt. Es gelte diese Arbeit fortzuführen. Schubert
hofft auch, dass der Dialog mit den ungarischen staatlichen
Bildungsträgern auch an den staatlichen Nationalitätenschulen
Früchte tragen würde.
Auch der Dialog mit Vertretern der Bundesrepublik Deutschland
sei wichtig, zumal die LdU auf diese Weise Einfluss auf Entschei-
dungen nehmen könnte. „Wir sind dankbar, dass die Bundesre-
publik unsere Gemeinschaft schätzt”, so Schubert. Auch die Zu-
sammenarbeit mit dem Abgeordneten der deutschen Minderheit,
Emmerich Ritter, bezeichnet die Vorsitzende gut: Ritter würde mit
der LdU Themen und Vorhaben besprechen, Rat und Meinung
bei Experten und Ausschussmitgliedern einholen und an den
Vollversammlungen teilnehmen. „Ich hoffe, dass wir in dessen
Folge in den nächsten vier Jahren wichtige Ergebnisse erzielen
werden”, so LdU-Vorsitzende Olivia Schubert.
Für eine ungarndeutsche Zukunft
Verein für Ungarndeutsche Kinder (VUK) feiert zwanzigsten
Geburtstag
Von Richard Guth
„Ein Volk ohne Kenntnis seiner Geschichte, seines Ursprungs
und seiner Kultur ist wie ein Baum ohne Wurzeln. Der VUK ver-
sucht als Verein auch sehr viel zu unternehmen, damit diese Wor-
te nicht auf taube Ohren stoßen, so dass der Baum Wurzeln lässt
und diese auch den notwendigen Nährboden vorfinden“, sagte
Kristina Csordás, Büroleiterin des Vereins für Ungarndeutsche
Kinder (VUK), anlässlich der Eröffnung einer Aktionswoche des
Vereins in Hartau/Harta im Frühjahr. Neben einer Ausstellung
hielt Büroleiterin Csordás außerplanmäßige Volkskundestunden
in der Grundschule, bastelte mit den Kindern Ulmer Schachteln
und übergab am vorletzten Tag dem Vereinsvorsitzenden Gabriel
Werner das Podium, der mit Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen
über Probleme und Möglichkeiten der zweisprachigen Erziehung
diskutierte.
Denn der Vereinsvorsitzende, Lehrer und Vater zweier Kinder
hat in den letzten Jahren viel Gelegenheit gehabt, Erfahrungen
im ungarndeutschen Kosmos zu sammeln und Ansätze für die
Fortentwicklung (oder vielerorts erst Schaffung) zweisprachiger
Bildungs- und Erziehungsangebote zu entwickeln. Sein Verein
feiert dieses Jahr den 20. Jahrestag seines Bestehens, was im
September in Fünfkirchen feierlich begangen wurde. Auch das
Sonntagsblatt hat in den nächsten Jahren mehrfach über die Ar-
beit von VUK berichtet (Mehr als nur Erholung, SB 01-2017 / Im
Dienste der ungarndeutschen Jugend, SB 01-2018). „20 Jahre
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sind eine lange und gleichzeitig doch kurze Zeit. Der Verein hatte
gute und weniger gute Phasen, doch kann er sich auch nach
20 Jahren behaupten. Es gibt heutzutage viel jüngere Freiwillige
als zuvor, die mitwirken und den Kindern Freude bereiten, ihr
Wissen weitergeben wollen. Auch heute noch steht der VUK für
traditionelle, ungarndeutsche Werte, Sprachvermittlung, Sprach-
pflege, die Weitergabe der Sitten und Bräuche. Die Kinder sollen
ihre Freizeit mit sinnvollen Aktivitäten füllen, ungarndeutsche Fa-
milien sich kennen lernen, und auch wenn sie geographisch ge-
sehen weit voneinander wohnen, soll eine Verbindung zu Stande
kommen. Die Familientreffen dienen auch dazu sich auszutau-
schen, einander zu stärken, Unsicherheiten und Unklarheiten
aus dem Weg zu schaffen”, so Werner.
Regelmäßige und unregelmäßige Programme wie die Kin-
der- und Babyecke in Fünfkirchen, das Sommerfest und das
Sommercamp, das dieses Jahr in Fadd in der Tolnau stattfand,
das Familienwochenende oder der Wettbewerb der Verrückten
Schiffe in Hartau bedürfen des besonderen Engagements von
Freiwilligen wie der Deutschen Katrin Bouss. Sie verbrachte im
Juli samt 20 Leiterinnen und Leiter und 70 Teilnehmerinnen und
Teilnehmer zwischen 8 und 14 Jahren eine Woche in Fadd. Die
Kinder waren, je nach Deutschkenntnisse, in „Familien” tätig,
was nach Auskunft der Organisatoren eine individuelle Förde-
rung ermöglichen sollte. Daneben arbeiteten die Kinder in Zünf-
ten für unter anderen Filzen, Blaufärben und Kerzengießen und
bereiteten gemeinsame Aktionen vor wie den ungarndeutschen
Nachmittag mit mehreren Stationen und den Flashmob-Tanz
zum Fliegerlied auf dem Marktplatz von Sexard. Aktionen, die
eine gründliche Vorbereitung erfodern: So treffen sich engagierte
Betreuer wie Georg Schuckert und Babett Túrós, die wir bereits
im Sonntagsblatt vorgestellt haben (Im Dienste der ungarndeut-
schen Jugend, SB 01-2018), zweimal im Jahr zu Jugendtreffen,
um die Programme gemeinsam vorzubereiten.
Die in der Zukunft womöglich länderübergreifend stattfinden wer-
den. Aus diesem Grund besuchten Vertreter des VUK und der
Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher (GJU) das westfälische
Münster, wo ein junger Mann ungarndeutscher Herkunft, Attila
Repkény, ein Jugendcafé betreibt – ein Ort, wo Jugendliche sinn-
voll ihre Freizeit verbringen können. Geplant ist eine enge Ko-
operation zwischen dem Jugendcafé und den ungarndeutschen
Organisationen in Form von Schüleraustausch und der Teilnah-
me an einer Aktion des Cafés namens Spielstadt.
„In den 20 Jahren hat VUK viel für die ungarndeutschen Kinder
und Familien getan, doch soll es in der Zukunft noch mehr wer-
den, denn die Assimilierung macht sich leider überall bemerkbar.
Solange aber willige Familien, Vereine sich dafür einsetzen, dass
das Ungarndeutschtum erhalten bleiben soll, gibt es Hoffnung“,
wagt Vorsitzender Werner eine Prognose.
4. Jugendkonferenz der LdU in
Fünfkirchen veranstaltet
SoNNTAGSBLATT