Demokratieverständnis mit meinem Gewissen nicht vereinbaren
und zwingt mich dazu, als die einzige Form meines Protestes
meinen Rücktritt aus der LdU-Vollversammlung zu erklären. Die-
se Abstimmung war für mich der letzte Tropfen, der das Fass
zum Überlaufen bringt. Dass ein Gesetz – rechtswidrig – erlaubt,
NGO-Mitarbeiter, die ihre alltägliche Arbeit tun, mit bis zu einem
Jahr Haftstrafe zu bedrohen, lässt in mir die Frage aufkommen,
ob nun nicht eine Lawine in Bewegung gesetzt würde, bei der
nun im nächsten Schritt die Vereine, ehrenamtliche Mitarbei-
ter, auch engagierte Angehörige der deutschen Minderheit in
Ungarn, betroffen sein könnten? Meine Befürchtung lässt sich
mit meinem Gewissen als Mitglied der Vollversammlung nicht
vereinbaren und ich bitte darum, meinen Rücktritt anzunehmen.
Ich kann nur darauf hoffen, dass dies bei der nächsten Sitzung
ausreichend behandelt wird, gerne kann auch mein Brief (vor)
gelesen werden, um eine Diskussionsbasis zu schaffen.
Ich verstehe meine Rücktrittserklärung als kleines Sandkörnchen
in der Wüste, und es ist mir bewusst, dass mein persönlicher
Protest nichts bewirken und verändern wird, trotzdem möchte ich
darauf hinweisen, dass mir bei der genannten Abstimmung eine
Enthaltung genügt hätte, um durch den (unabhängigen?) Ver-
treter der ungarndeutschen Gemeinschaft ein Zeichen gesetzt
zu bekommen.
Ich distanziere mich von der Ja-Stimme unseres ungarndeut-
schen Abgeordneten in dieser wichtigen, zukunftsbeeinträch-
tigenden Entscheidung. Pluralismus heißt nämlich auch die
Stimmen derer zu vertreten, die nicht meiner Meinung sind, sich
jedoch als konstruktive und wichtige Akteure unserer Gemein-
schaft auszeichnen. Diesen Aspekt sehe ich nicht gesichert!
Ich bitte darum, dieses mein Anliegen zu diskutieren und meine
Rücktrittserklärung anzunehmen. Für die Zukunft wünsche ich
der Vollversammlung gute Arbeit, konstruktive Diskussionen,
weiterführende Gespräche und alles Gute!
Mit besten Grüßen:
Angela Korb
Das Niedersächsische wurde offiziell
anerkannte Sprache in den Niederlan-
den
Von Stefan Pleyer
wird somit mehr geschützt.
Die niederländische Zentralregierung und die Regierungen der
Provinzen sprachen sich an diesem Mittwoch (10. Oktober,
Red.) dafür aus, dass sie alles tun werden, um das Niedersäch-
sische am Leben zu erhalten und ihre Verwendung in der Be-
völkerung zu stimulieren. Die Sprache wird derzeit in Groningen/
Gröningen, Drenthe, Overijssel, Nord-Ost Veluwe, dem Achter-
hoek und in Oost- und Weststellingwerf gesprochen.
In den Niederlanden hatte das Niedersächsische bis jetzt bloß
den inoffizellen Status eines Dialekts, aber durch diese Entschei-
dung wird es im Weiteren als Regionalsprache betrachtet. Das
bedeutet, dass es nun anerkannt wird und die Regierung seine
Verwendung fördert, aber es ist beispielsweise nicht möglich, es
zu unterrichten, und die in Niedersächsisch verfassten juristi-
schen Dokumente sind derzeit nicht rechtsgültig. Genau dies ist
der Fall beim Friesischen.
Die Anzahl der Sprecher, die das Niedersächsische regelmäßig
verwenden, ist nicht bekannt. Die Zahl in den Niederlanden wird
auf rund 4,8 Millionen geschätzt. Außer in den Niederlanden
kommt es auch in Deutschland, Dänemark, Russland und Po-
len vor. In den Niederlanden ist die Anzahl der Sprecher in den
letzten Jahrzehnten wesentlich zurückgegangen, weil Eltern die
Sprache nicht mehr standardmäßig an ihre Kinder weitergeben.
s
Literatur
Buchrezension von Anna Gáspár
Uns erreichte vor einigen Monaten eine Buchbesprechung von
Anna Gáspár, einer pensionierten Bauingenieurin und Buchau-
torin aus dem Budapester Stadtteil Burgerberg/Sasad, die das
Werk aus der Perspektive einer madjarischen Akademikerin ana-
lysiert. Das Buch hat vergangenes Jahr auch Johann Till (Oh-
falla/Wemding) rezensiert (SB 03/2017). Deutsche Übersetzung:
Richard Guth
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Anna Kerekes: Ohne Beschönigung - Das bewegte Leben einer schwä-
bischen Familie /Megszépítés nélkül – Egy sváb család hányattatásai/,
Verlag Ad Librum, Budapest, 2017, 306 Seiten, in ungarischer Sprache,
2990 Ft
Dieses Buch ist keine Belletristik, sondern ein Sachbuch. Prä-
zise, gewissenhaft, unbefangen, ehrenhaft, ehrlich. Es ist nicht
tendenziös. Und lässt sich auch nicht in diese oder jene Rich-
tung biegen. Deshalb beschreibt der Titel des Buches – Ohne
Beschönigung – am besten Sinn und Wert des Werkes.
Anna Kerekes macht auf 300 kleingedruckten und vollgeschrie-
benen Seiten mit erstaunlicher Detailtreue Lebensform, Vergan-
genheit und Traditionen einer bedeutenden Bevölkerungsgruppe
in Ungarn publik.
Warum hat mich das Buch angesprochen und gefesselt?
Die niederländische Regierung und die Provinzen Gröningen,
Drenthe, Friesland, Overijssel und Gelderland unterzeichneten
diese Woche (des 8. Oktober, Red.) einen Vertrag, der das Nie-
dersächsische (Nedersaksisch) zur offiziell anerkannten vollwer-
tigen Sprache (Regionalsprache) macht. Die sterbende Sprache
SoNNTAGSBLATT
Zum einen, weil ich nie in einem schwäbischen (deutschsprachi-
gen) Milieu gelebt habe, weder auf dem Dorf noch in der Stadt.
Es ist meine eigene Beobachtung während Urlaubsaufenthalte
in meiner Kindheit, dass das unterschiedliche äußere Erschei-
nungsbild der Dörfer von der dort ansässigen Bevölkerung ab-
hängt. Ich sehe in meinen Erinnerungen die gepflegten, saube-
ren schwäbischen Dörfer des Donauknies, die stets arbeitsamen,
schlechtgelaunten, mürrischen, ordnungsliebenden, gesetzes-
treuen Menschen, Frauen, Kinder. Viele von ihnen waren bei den
Staatsbahnen und bei der Post angestellt und sind es auch heute
(Fortsetzung auf Seite 24)
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