diese Voraussetzungen leider nur selten erfüllt. Ein wichtiger
Punkt ist auch, dass die Akzeptanz und das Interesse der Mehr-
heitsbevölkerung an der deutschen Sprache – vor allem wegen
wirtschaftlicher Faktoren und den erwähnten historischen und
sprachlich-gesellschaftlichen Traditionen – eindeutig vorhanden
ist. Zu guter Letzt muss auch im europäischen Rahmen auf die-
se gemeinsamen Ziele hingewiesen werden. Die Bestrebungen
zur Belebung der deutschen Sprache in Mittel- und Osteuropa
muss auch auf dieser Ebene positiv bewertet werden und auch
die Stabilisierung der deutschen Gemeinschaften in den unter-
schiedlichen Heimatländern. Die Frage ist, ob es möglich sein
wird und ob es gelingt. Hierbei haben Deutschland und Öster-
reich bzw. die Schweiz eine wichtige Verantwortung vor allem
bezüglich ihrer (europaweiten und EU-internen) Sprachen- bzw.
Minderheitenpolitik. Die Rolle der deutschen Sprache in der EU
und vor allem in den Institutionen der EU könnte gerade mit Un-
terstützung der Länder dieser Regionen gestärkt werden.
‚Deutsche Minuten‘, die erste Fernseh-
sendung der Vojvodinadeutschen
Von Stefan Pleyer
Foto: www.rtv.rs
Einen großen Schritt zur Erweiterung ihres Medienangebots
konnten die Vojvodinadeutschen in Serbien neulich vollziehen:
Ab jetzt meldet sich die neu gestartete eigene Fernsehsendung
„Deutsche Minuten” auf Deutsch für die donauschwäbische
Volksgruppe der Batschka. Die JBG sowie die Redaktionsgrup-
pe des SB gratulieren unseren südlichen Landsleuten zu diesem
wichtigen Erfolg und wünschen frohes Schaffen!
Selbst die Benennung „Deutsche Minuten” klingt für diejenigen,
die der Tätigkeit der deutschen Gemeinden im Karpatenbecken
aktiv folgen, sicherlich nicht unbekannt: Das Radio von Neusatz/
Novi Sad strahlte auch bisher eine deutschsprachige Sendung
für die einheimischen Minderheitenangehörigen aus, aber nur
die Rundfunkhörer durften sie jeden Sonntag genießen - der In-
halt wurde mit visuellen Elementen nicht bereichert.
Diese Woche bekam das vojvodinadeutsche Medienportfolio
auch eine Fernsehsendung, unter der Betreuung des serbischen
öffentlich-rechtlichen Fernsehens RTV. Das Redaktionsteam
entstammt eigentlich vollständig dem früheren Deutsche Minu-
ten-Personal, welches jeden dritten Freitag mit einer neuen Aus-
gabe seine Zuhörer erwartet.
Die Themenwahl der Magazinsendung deckt das bisherige Feld
ab, also alles, was die Deutschen in der Vojvodina oder Deutsch-
land in vojvodinischen Relationen betrifft: Der erste Beitrag be-
SoNNTAGSBLATT
richtete beispielsweise über den Deutschen Verein in Apatin, die
in diesen Tagen in Sombor stattgefundene Veranstaltung der
Konrad-Adenauer Stiftung - auch über die Belgrader diplomati-
sche Feier zum Tag der deutschen Einheit konnten die Zuschau-
er eine Zusammenstellung anschauen.
Mehr unter diesem Link
(die Sendung und weitere Informationen dazu):
http://media.rtv.rs/sr_ci/deutsche-minu-
ten/41122?fbclid=IwAR1_1WdmRKIHEvVcMP-
SacVg7TkPtdSzI9O7AmO84898eZ7YZFm6iTPmk9a8
Der Verlust der Muttersprache ist ein
zu hoher Preis für Slowakischkennt-
nisse
Új Szó (Pressburg), 1. Dezember 2017, von Zsuzsanna Lampl
Ich gehe oft unter die Leute, und es gibt zwei sich immer wie-
derkehrende Gesprächsthemen. Das Kind verabscheue Slowa-
kisch, pflegen Eltern zu sagen, deren Kinder eine ungarische
(slowakeimadjarische) Schule besuchen. Das Enkelkind wolle
nicht ungarisch reden, sagen viele Großeltern. Keines der bei-
den ist gut. Aber beide hängen miteinander zusammen. Lasst
uns deshalb beide untersuchen.
Es ist nicht gut, morgens mit dem Gefühl von Abscheu aus dem
Bett zu steigen, genauso wenig, wenn man mit Abscheu ins Le-
ben startet. Es ist nicht gut, eine Sprache zu verabscheuen, we-
der die der Mutter noch die des Landes, in dem man lebt. Das
könnte zahlreiche Konsequenzen haben. Ein schlauer Schüler
von mir zum Beispiel hat nach der Abschaffung des Studienfachs
gesagt, dass er sein Studium nicht an einer slowakischen Uni-
versität fortsetzen werde, weil er kein Slowakisch könne, und als
ich ihn ermuntert habe, mit dem Hinweis, er werde sich schon
daran gewöhnen, erwiderte er, dass er das nicht tun werde, weil
er die Sprache verabscheuen würde. Das sagte er mit Augen vol-
ler Tränen und verließ daraufhin das Land gen Ungarn. Unsere
Gemeinschaft hat dadurch einen weiteren talentierten Jugend-
lichen verloren.
Aber warum verabscheut das Kind Slowakisch? Weil man es
falsch unterrichten würde, meinen viele. Andere sind der Auf-
fassung, dass der Schwerpunkt nicht auf dem Wie, sondern auf
dem Was liegen würde. Zum Beispiel bringe man den Kleinen
Wörter wie sústružník (dt. Dreher) bei. Englisch würden sie nicht
verabscheuen, weil man dort mit den einfachsten Sachen begin-
nen würde.
Es ist eigentlich egal, was der Grund des Abscheus ist, weil man
das, was man verabscheut, nur schwer erlernt. Und dann kann
man verkünden, dass das Kind in der ungarischen Schule die
slowakische Sprache nicht erlernt. Wie oft habe ich das (auch)
von den so genannten toleranten slowakischen Kollegen gehört.
Und wieviele madjarische Eltern gibt es, in deren Kopf sich ähn-
liche Gedanken wiederhallen und die die Ruckschlüsse ziehen,
dass der einzig richtige Weg über die slowakische Schule führen
würde. Dort wird es die Sprache schon erlernen. Das Kind, das
bis dahin nur ungarisch sprach.
Und hier kommen die Beschwerden der Großeltern. Denn die
Kinder, die nicht ungarisch sprechen wollen, obwohl sie früher
nur diese Sprache beherrschten, besuchen die slowakische
Schule. Und jetzt finden es blöd, dass sie nicht schön ungarisch
(Fortsetzung auf Seite 18)
17