Sonntagsblatt 4/2018 | Page 17

diese Voraussetzungen leider nur selten erfüllt. Ein wichtiger Punkt ist auch, dass die Akzeptanz und das Interesse der Mehr- heitsbevölkerung an der deutschen Sprache – vor allem wegen wirtschaftlicher Faktoren und den erwähnten historischen und sprachlich-gesellschaftlichen Traditionen – eindeutig vorhanden ist. Zu guter Letzt muss auch im europäischen Rahmen auf die- se gemeinsamen Ziele hingewiesen werden. Die Bestrebungen zur Belebung der deutschen Sprache in Mittel- und Osteuropa muss auch auf dieser Ebene positiv bewertet werden und auch die Stabilisierung der deutschen Gemeinschaften in den unter- schiedlichen Heimatländern. Die Frage ist, ob es möglich sein wird und ob es gelingt. Hierbei haben Deutschland und Öster- reich bzw. die Schweiz eine wichtige Verantwortung vor allem bezüglich ihrer (europaweiten und EU-internen) Sprachen- bzw. Minderheitenpolitik. Die Rolle der deutschen Sprache in der EU und vor allem in den Institutionen der EU könnte gerade mit Un- terstützung der Länder dieser Regionen gestärkt werden. ‚Deutsche Minuten‘, die erste Fernseh- sendung der Vojvodinadeutschen Von Stefan Pleyer Foto: www.rtv.rs Einen großen Schritt zur Erweiterung ihres Medienangebots konnten die Vojvodinadeutschen in Serbien neulich vollziehen: Ab jetzt meldet sich die neu gestartete eigene Fernsehsendung „Deutsche Minuten” auf Deutsch für die donauschwäbische Volksgruppe der Batschka. Die JBG sowie die Redaktionsgrup- pe des SB gratulieren unseren südlichen Landsleuten zu diesem wichtigen Erfolg und wünschen frohes Schaffen! Selbst die Benennung „Deutsche Minuten” klingt für diejenigen, die der Tätigkeit der deutschen Gemeinden im Karpatenbecken aktiv folgen, sicherlich nicht unbekannt: Das Radio von Neusatz/ Novi Sad strahlte auch bisher eine deutschsprachige Sendung für die einheimischen Minderheitenangehörigen aus, aber nur die Rundfunkhörer durften sie jeden Sonntag genießen - der In- halt wurde mit visuellen Elementen nicht bereichert. Diese Woche bekam das vojvodinadeutsche Medienportfolio auch eine Fernsehsendung, unter der Betreuung des serbischen öffentlich-rechtlichen Fernsehens RTV. Das Redaktionsteam entstammt eigentlich vollständig dem früheren Deutsche Minu- ten-Personal, welches jeden dritten Freitag mit einer neuen Aus- gabe seine Zuhörer erwartet. Die Themenwahl der Magazinsendung deckt das bisherige Feld ab, also alles, was die Deutschen in der Vojvodina oder Deutsch- land in vojvodinischen Relationen betrifft: Der erste Beitrag be- SoNNTAGSBLATT richtete beispielsweise über den Deutschen Verein in Apatin, die in diesen Tagen in Sombor stattgefundene Veranstaltung der Konrad-Adenauer Stiftung - auch über die Belgrader diplomati- sche Feier zum Tag der deutschen Einheit konnten die Zuschau- er eine Zusammenstellung anschauen. Mehr unter diesem Link (die Sendung und weitere Informationen dazu): http://media.rtv.rs/sr_ci/deutsche-minu- ten/41122?fbclid=IwAR1_1WdmRKIHEvVcMP- SacVg7TkPtdSzI9O7AmO84898eZ7YZFm6iTPmk9a8 Der Verlust der Muttersprache ist ein zu hoher Preis für Slowakischkennt- nisse Új Szó (Pressburg), 1. Dezember 2017, von Zsuzsanna Lampl Ich gehe oft unter die Leute, und es gibt zwei sich immer wie- derkehrende Gesprächsthemen. Das Kind verabscheue Slowa- kisch, pflegen Eltern zu sagen, deren Kinder eine ungarische (slowakeimadjarische) Schule besuchen. Das Enkelkind wolle nicht ungarisch reden, sagen viele Großeltern. Keines der bei- den ist gut. Aber beide hängen miteinander zusammen. Lasst uns deshalb beide untersuchen. Es ist nicht gut, morgens mit dem Gefühl von Abscheu aus dem Bett zu steigen, genauso wenig, wenn man mit Abscheu ins Le- ben startet. Es ist nicht gut, eine Sprache zu verabscheuen, we- der die der Mutter noch die des Landes, in dem man lebt. Das könnte zahlreiche Konsequenzen haben. Ein schlauer Schüler von mir zum Beispiel hat nach der Abschaffung des Studienfachs gesagt, dass er sein Studium nicht an einer slowakischen Uni- versität fortsetzen werde, weil er kein Slowakisch könne, und als ich ihn ermuntert habe, mit dem Hinweis, er werde sich schon daran gewöhnen, erwiderte er, dass er das nicht tun werde, weil er die Sprache verabscheuen würde. Das sagte er mit Augen vol- ler Tränen und verließ daraufhin das Land gen Ungarn. Unsere Gemeinschaft hat dadurch einen weiteren talentierten Jugend- lichen verloren. Aber warum verabscheut das Kind Slowakisch? Weil man es falsch unterrichten würde, meinen viele. Andere sind der Auf- fassung, dass der Schwerpunkt nicht auf dem Wie, sondern auf dem Was liegen würde. Zum Beispiel bringe man den Kleinen Wörter wie sústružník (dt. Dreher) bei. Englisch würden sie nicht verabscheuen, weil man dort mit den einfachsten Sachen begin- nen würde. Es ist eigentlich egal, was der Grund des Abscheus ist, weil man das, was man verabscheut, nur schwer erlernt. Und dann kann man verkünden, dass das Kind in der ungarischen Schule die slowakische Sprache nicht erlernt. Wie oft habe ich das (auch) von den so genannten toleranten slowakischen Kollegen gehört. Und wieviele madjarische Eltern gibt es, in deren Kopf sich ähn- liche Gedanken wiederhallen und die die Ruckschlüsse ziehen, dass der einzig richtige Weg über die slowakische Schule führen würde. Dort wird es die Sprache schon erlernen. Das Kind, das bis dahin nur ungarisch sprach. Und hier kommen die Beschwerden der Großeltern. Denn die Kinder, die nicht ungarisch sprechen wollen, obwohl sie früher nur diese Sprache beherrschten, besuchen die slowakische Schule. Und jetzt finden es blöd, dass sie nicht schön ungarisch (Fortsetzung auf Seite 18) 17