• MERKWÜRDIGkeiten •
von Georg Krix
„Im Namen liegt das Schicksal”
So lautet nämlich die Bedeutung des lateinischen Sprichwortes
„nomen est omen”. Daran sollten wir denken! – wir Ungarn -
deutsche, als Individuum/als Person und auch als Gemeinschaf t.
Betrachten wir zuerst die diesbezügliche Lage aus Sicht der
Gemeinschaft
Immer wieder taucht die Frage auf: Wie richtig ist für uns als Volk,
als deutsches Volk in Ungarn die Bezeichnung (der Namen!)
UNGARNDEUTSCH (Ungarndeutscher/Ungarndeutsche?)?
Manchmal sogar auch unwissentlich – oder doch wissentlich?! –
auch falsch ausgesprochen oder geschrieben als „UNGAR-
DEUTSCH”!
Viele unserer Landsleute sind HEUTE der Meinung, der Be griff
ungarndeutsch sei absolut richtig, zutreffend, weil wir doch als
deutsche Menschen in Ungarn leben, also sind wir demnach Un -
garndeutsche. Dies klingt beinah überzeugend. Aber nur beinah.
Eine andere Meinung bezweifelt eben obige Feststellung. Wa -
rum? Weil dieser Begriff doch den Wankelmütigen, den sich in
ihrer Volkszugehörigkeit Unsichereren (denen mit „Doppeliden -
tität”) zu Hilfe kommt, richtiger: kommen soll. Denn, damit, mit
dem ungarndeutsch, kommt eben doch zum Ausdruck, dass wir
keine solche Deutsche, also richtige Deutsche, sondern andere,
d.h. NUR ungarische Deutsche sind. Hm. Das ist aber bedauer-
lich.
Bei genauer Überlegung kommt man dann schließlich zur
Überzeugung, dass es einfacher, deutlicher und überzeugender
klingt wenn wir sagen: Wir sind Deutsche in Ungarn. (Ne benbei
bemerkt: Zu Zeiten des „volksdemokratischen” Verbandes der
Deutschen in Ungarn war diese Benennung dominierend).
Nun besehen wir uns doch auch die in Wikipedia auffindbare
Feststellung, wo es heißt: „Ungarndeutsche” nennt man allgemein
die Nachfahren der einst ins Karpatenbecken eingewanderten Deut -
schen. Der Begriff Ungarndeutsche kann historisch auch Bevölke -
rungsgruppen außerhalb des heutigen Ungarn einschließen, da das
Königreich Ungarn mit dem Vertrag von Trianon (1920) wesentlich
verkleinert wurde, als große Gebiete Ungarns (und damit viele „Un -
garndeutsche”) an die Nachbarstaaten fielen. (Demnach könnten
die Deutschen z.B. in der Batschka oder in Siebenbürgen auch
Un garndeutsche sein. – Bem. d. Red.)
Zu beachten ist auch, dass sich in der Vergangenheit (in „Groß -
ungarn”) nicht alle deutschsprachigen Volksgruppen in gleicher Weise
und Intensität mit dem ungarischen Staat identifizierten. Zumeist
bezeichnet im heutigen Sprachgebrauch der Begriff „Ungarndeut -
sche” daher nur einen Teil der deutschsprachigen Bevölkerungs -
gruppen im ehemaligen Königreich Ungarn.
Historisch wanderten die Deutschen in mehreren Wellen zu ver-
schiedenen Zeiten in das Karpatenbecken ein. Es entstanden auf dem
Gebiet des damaligen Ungarn deutsche Sprach- und Siedlungs -
gebiete. Seit der Vertreibung 1946–1948 leben Ungarndeutsche (oder
Deutsche aus Ungarn) auch in Deutschland, Österreich oder in
Übersee (zum Beispiel in Brasilien oder in den USA).
Der Begriff Ungarndeutsche ist aus mehreren Gründen un -
scharf. Heute nennen sich jene deutschsprachigen Menschen in Un -
garn so, die sich zu den Donauschwaben, einer ethnischen Min der -
heit in Ungarn, zählen.” (Nein, das stimmt so nicht. Bem. d. Red.)
Also, bitte. Tessék! Da haben wir’s: Der Begriff Ungarndeut -
sche ist aus mehreren Gründen unscharf. MERKWÜRDIG!
Naja. Schließlich ist Wikipedia für uns nicht maßgebend – doch
darf und soll man auch darüber reden. Da ist dann auch noch zu
lesen: Im Mittelalter kam es zur Ansiedlung der Siebenbürger Sach -
sen im heutigen Rumänien und später zur Ansiedlung deutschspra -
chiger Siedler in der Zips. Beide Gruppen werden heute gewöhnlich
nicht zu den Ungarndeutschen gezählt und ihre historischen Sied -
lungsgebiete liegen auch seit dem Ende des Ersten Weltkriegs außer-
halb der Grenzen Ungarns… Was nicht geschrieben steht, doch
man könnte es so zwischen den Zeilen lesen: Alle Donauschwa -
ben könnten allgemein (weil sie doch einst in Großungarn behei-
matet waren) als Ungarndeutsche bezeichnet werden. Na, bloß
das nicht!
Und wie ist es aus Sicht des Einzelnen/der Person?
Kommt eine Ungarndeutsche/ein Ungarndeutscher ins Ausland,
dann ist man plötzlich für die dort Einheimischen ein Ungar. Ja,
ein Ungar, was immer man sich auch darunter denkt. Dann haben
wir zu erklären, dass das wohl stimmt, aber doch nicht ganz
stimmt; denn als Bürger des Landes sind wir wirklich Ungarn
(aber doch keine Madjaren!), doch volklich sind wir Deutsche.
Also Ungarndeutsche. Wie? Na? Ach? Naja, Deutsche in Un -
garn! Für einen Fremden schwer verständlich. Vielleicht wäre es
besser und einfacher zu sagen: Wir sind Donauschwaben. Wenn es
dann zur Vorstellung mit Namen kommt, dann ist die Verwirrung
wieder da. Denn ein János, István, Csaba, Zoltán und…, eine
Zsuzsi, Erzsi, Réka, und… kann doch schwer eine Deutsche, ein
Deutscher oder Donauschwabe sein! – glaubt man eben jenseits
der Landesgrenzen. Was in den Dokumenten steht? Klar das ist
eine fremde Sprache, das gehört auf ein anderes Blatt. Und wenn
sich dann herausstellt, dass diese Ungarndeutschen oder Donau -
schwaben kein Deutsch und auch kein Schwäbisch können, dann
bleibst dabei: das sind Ungarn, ungarische…(?). Ja, dann denkt
man so wie wir denken, wenn unsere „madjarischen Brüder und
Schwestern (auch Sekler oder Tschango genannt)” untereinander
rumänische reden, – dann sind die eben Rumänen (was immer
man sich auch darunter denkt).
Wollen wir also wirklich Deutsche (in Ungarn) sein, dann soll-
ten wir auch deutsche Namen und eine deutsche Sprache haben.
Hatten wir bis gestern diese nicht, so müssen wir heute danach
streben sie zu erwerben, damit wir sie morgen besitzen! Dann wird
es sich leichter erklären lassen, dass wir wohl Ungarn aber keine
Madjaren, also wirklich Deutsche sind.
Das Mindeste wäre jedenfalls, dass wir im privatem Umgang
(ausgenommen Dokumente) unsere Vornamen deutsch nennen
und schreiben, insofern diese eine deutsche Variante haben, d.h.
bleiben wir beim Johann oder Hans, beim Stefan, Georg, Josef
oder Sepp, u.a.m., wie auch bei der Elisabeth oder Lisi, Katharina
oder Kathi, Ursula, Margarethe oder Greti, u.a.m. Es genügt
nicht, dass wir immer nur auf „unsere deutsche Kultur” pochen,
worunter wir Singen, Tanzen und Musizieren verstehen, – den n all
dies können heute auch schon (und tun es auch schon) nicht-
ungarndeutsche Menschen und Gruppen.
Mehrsprachig
* * *
Täglich wird darüber gesprochen: man muss Sprachen lernen!
Neben der Muttersprache soll man noch ein-zwei Fremdsprachen
sprechen. Deshalb versuchen nun unsere Ungarndeutschen die
Muttersprache ihrer Vorfahren als Fremdsprache zu erlernen. Sie
sollten es freilich nicht versuchen, sondern ganz herzhaft tun.
Aber…
Aber es gibt ja noch viele „gemischte” Ortschaften (Dörfer), wo
Madjaren, Deutsche, Kroaten und/oder… friedlich zusammenle-
ben und (selbstverständlich?) miteinander/untereinander nur
ungarisch kommunizieren. Ja, hier sind unsere Landsleute schon
(Fortsetzung auf Seite 8)
7