Sonntagsblatt 4/2013 | Page 6

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Einschätzung vorhanden . Die Angehörigen der Minderheit , die eine Restidentität besitzen , sind häufig der Meinung , dass wenigsten ihre Kinder und Enkelkinder Deutsch auf einem sehr hohen Niveau beherrschen sollten . Unter den Jugendlichen der Minderheit wirken v . a . die positiven Signale aus der Wirtschaft und der erweiterte europäische Horizont stimulierend .
Zusammenfassung und Ausblick
In diesem Beitrag wurde die aktuelle Situation der deutschen Minderheit in Ungarn kurz skizziert und bewertet . Die politischgesellschaftlich dominierten langsamen Entwicklungen haben einen Punkt erreicht , wo ein qualitativer Sprung in Richtung von zwei- und einsprachigen deutschen Schulen und Kindergärten gemacht werden muss . Falls die Institutionen nämlich nicht die zur Unterbrechung des Sprachenwechsels Deutsch-Ungarisch notwendigen Rahmenbedingungen schaffen können , führt der sprachlich-kulturelle Identitätswandel zur vollkommenen Assimilation der Minderheitengemeinschaft . Die optimale Lösung wäre in diesem Bereich , wenn die Minderheitenselbstverwaltungen als Erfüllung der sog . kulturellen Autonomie selbst die Trägerschaft der kulturellen und schulischen Einrichtungen übernehmen könn-
Die ungarndeutsche Gruppe aus Wemend / Vémend zu Besuch in Wudersch / Budaörs im September 2013
Bei einem dreitägigen Ausflug in den Norden Ungarns besuchten die Mitglieder des Wemender Stammtisches auch Wudersch / Budaörs . Voriges Jahr babén nämlich die Wuderscher einen sehr angenehmen Abend in Wemend verbringen dürfen , daher kam es nun zu diesem Gegenbesuch . Es war ein freudiges Wiedersehen , das man eigentlich häufiger wiederholen sollte . ten , wie dies in den erwähnten regional wichtigen Schulzentren schon der Fall ist .
Ohne Sprache gibt es keine Minderheit oder Idemtität . Dies ist eine Binsenweisheit , aber auch bei den Ungamdeutschen ist es eindeutig so , dass die bis jetzt geschilderte sprachliche Situation folgende Frage mit sich bringt : Kann die ehemalige Muttersprache , bzw . eine andere Varietät derselben in den Minderheiteninstitutionen neu belebt und erlernt werden ? Die deutsche Minderheit in Ungarn ist ja z . T . eine Sprachminderheit , z . T . eine Gesinnungsminderheit , so dass breite Schichten lediglich für die Nachkommen oder z . T . für ihre eigene Person die Kompetenz der deutschen Sprache ( wieder ) herstellen wollen . Dies funktioniert laut verschiedener Meinungen im Falle von Einzelpersonen relativ einfach , wenn man aus Nostalgiegründen bezüglich der Ahnen u . dgl . dies vorantreibt , die Frage ist allerdings bei Völkern oder bei Minderheiten komplizierter . Falls der Sprachwechsel noch vor dem Ende unterbrochen wird und diese Möglichkeit besteht bei den Deutschen in Ungarn ohne Zweifel , wenn die Anzahl der Sprachkompetenzträger vergrößert werden kann , ist die Antwort auf unsere Frage ein eindeutiges „ Ja ”.
Allerdings sind solche Neubelebungen von Sprachen nur erfolgreich , wenn eine breite Schicht der Minderheit dahinter steht und sie vorantreibt und eine gut ausgebildete , zweisprachige , von den öffentlichen , staatlichen Institutionen unterstützte gesellschaftliche Gruppe von Intelligenzlern und „ Bürokraten ” im positiven Sinne die Sache ebenfalls unterstützt . Wenn diese Anforderungen berücksichtigt werden , muss festgestellt werden , dass in den ungarländischen sog . Minderheitenschulen und -Kindergärten dieselben nur selten erfüllt werden . Ein wichtiger Punkt ist in unserem Falle , dass die Akzeptanz und das Interesse der Mehrheitsbevölkerung an der deutschen Sprache - vor allem wegen wirtschaftlicher Faktoren - z . T . vorhanden ist . Auch im europäischen Rahmen können also die Bestrebungen zur Belebung der deutschen Sprache in Ungarn positiv bewertet werden und auch die Stabilisierung der deutschen Gemeinschaft im Lande . Die Frage ist , ob es möglich sein wird und ob es gelingt , hierbei haben Deutschland und Österreich eine wichtige Verantwortung vor allem bezüglich ihrer ( europaweiten und EU internen ) Sprachenpolitik bzw . Völksgruppenpolitik .

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Feierliche Redensart ?

Erläuterungen zu der Studie „ Das Schicksal des ungarländischen Deutschtums nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges @ ( Festschrift , 60 Jahre St . Gerhards-Werk , Stuttgart 2012 ) von Gerda M . Weidlein .
Die Wemender Reisegruppe
Im „ Alten Friedhof ” zu Budaörs , vor dem Landes-Vertreibungsdenkmal von Georg Ritter ( Übersetzung : Abschnitt 1-3 : Georg Ritter I Abschnitt 4-6 Richard Guth )
Am 10 . Dezember des vorigen Jahres hat das Parliment den 19 . Januar als Gedenktag der Vertreibung bestimmt . Die erste offizielle Gedenkfeier fand in Schaumar statt . Gerda M . Weidleins Studie wurde bei dieser Veranstaltung von Peter Stelczer interpretiert . Über den Vortrag hat auch unser Magazin berichtet („ Ungarn wollte die Vertreibung der Schwaben ”', Solymári Magazin , Februar 2012 , S . 19 ), außerdem wurde dieses Therra auch auf der Intemetseite www . szépsolymár . hu diskutiert . Ziel dieser Arbeit war , dass die Entrechtung der Schwaben mit Lonkreten historischen Zusammenhängen aufgeklärt wird . In ciesem Beitrag machen wir einen Versuch zu zeigen , dass dieses Ziel nicht ganz gelungen ist .
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