Sonntagsblatt 4/2013 | Page 4

Nationalitätenschulen Lehrer nicht nur mit Minderheitensprachlehrer-Ausbildung , sondern auch Fremdsprachenlehrer für die betreffende Minderheitensprache unterrichten . Gleichzeitig wurde vorgeschlagen , das Vetorecht der Minderheitenselbstverwaltungen bei der Annahme des pädagogischen Programms der Schulen zu streichen . Dem Vorschlag schloss sich der Abgeordnete Pál Hofmann ( gleich Bürgermeister von Tököl ) an . Besonders freute man sich über den Vorschlag im Ministerium für Humane Ressorcen , sich das Werk der beiden eigens gemacht . Die LdU protestiert , Vorsitzender Heinek , Bildungsausschuss , Leiterin Hock und UPI Direktor Frank verhandelten stundenlang mit Staatssekretärin Rózsa Hofmann , aber die Staatssekretärin war bereit die „ Autonomie der Schulen zu verteidigen ”.

Die deutsche Minderheit in Ungarn

von Koloman Brenner
Nach langen Jahrzehnten der Assimilation hat sich das Umfeld für die ungarndeutsche Volksgruppe zuletzt merklich verbessert . Aber die erfolgreiche Bewahrung von Kultur und Sprache hängt stark von der Politik ab .
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Im heutigen Ungarn gibt es drei größere Siedlungsgebiete , wo Angehörige der deutschen Minderheit in höherer Anzahl leben : Westungam entlang der österreichischen Grenze , das Ungarische Mittelgebirge ( vom Ofner Bergland bis zum Plattensee-Oberland ) mit den Zentren Ofen / Buda und Zirc bzw . Südungam mit dem Zentrum Fünfkirchen / Pécs . Die Vorfahren der deutschen Minderheit in Westungarn sind „ Urbewohner ” dieser Gegend und bilden ab dem 13-14 . Jahrhundert in wichtigen Zentren wie Ödenburg / Sopron und Wieselburg / Moson die Mehrheitsbevölkerung im ehemaligen Deutsch-Westungam . Nachdem Karl der Große die Ostmark und Friaul gründet , ziehen bairische und fränkische Ansiedler nach Pannonien , die allerdings bis zur Zeit der ungarischen Landnahme gegen Ende des 9 . Jahrhunderts wahrscheinlich in der - vor allem slawischen - Bevölkerung aufgehen . Auch die Staatsgründung von Stephan dem Heiligen , der die bayrische Königstochter Gisela heiratet , bringt wieder eine deutsche Ansiedlung mit sich . Im 11 . Jahrhundert entwickelt sich allmählich das Siedlungsgebiet durch die Besiedelung , vorangetrieben von den salischen Kaisern Heinrich II . und IV . Auch in den Städten vom Ungarischen Mittelgebirge ( z . B . in Ofen - heute Buda , Teil von Budapest ) sind solche sog . altdeutsche Siedlungen festzustellen , obwohl die Ansiedlungswellen nach der Vertreibung der Türken im 18 . Jahrhundert auch hier wirken .
In Südungam leben die Nachkommen von Ansiedlern nach den Türkenkriegen , die meistens aus Hessen , aus der Pfalz , aus der Mainzer , Frankfurter , Fuldaer Gegend bzw . auch aus den Erbländer der Habsburger-Monarchie ins Land ziehen . Aus dieser Vielfalt der deutschen Ansiedler entwickelt sich die landesübliche Bezeichnung „ Schwaben ” bzw . „ schwäbisch ” für die Bezeichnung ihrer Dialekte , vor allem in Südungarn und im Ungarischen Mittelgebirge . In Westungam hingegen ruft die Bezeichnung „ Schwaben ” in Bezug auf die deutsche Minderheit eine Gegenreaktion bei den Angehörigen der Minderheit hervor . Bekanntlich sind nur 2-4 Prozent der Deutschen in Ungarn wirklich schwäbischer Herkunft , obwohl die landesübliche Bezeichnung der Minderheit dies suggeriert , dabei handelt es sich allerdings um eine geschichtlich untermauerte pars pro toto Entwicklung .
Im 19 . Jahrhundert begann der sprachliche und identitätsbezogene Assimilationsprozess der Deutschen in Ungarn , der im Prinzip bis zum heutigen Tage nicht aufzuhalten war . Hierfür waren Gründe wie höhere Schulausbildungschancen , soziale Aufstiegschancen , geographische und soziale Mobilität verantwortlich . Eine wichtige Zäsur bedeutet beim Wandel der allgemeinen , aber auch sprachlichen und schulischen Situation der deutschen Minderheit in Ungarn das Ende des 2 . Weltkrieges , bzw . die ober schon angeführte Vertreibung von etwa 200 000 Deutschen anschließend . Im folgenden halben Jahrhundert können wir zwei Entwicklungsphasen auseinanderhalten : Erstens die sog . „ schweren Jahrzehnte ”, die 50er , 60er und 70er Jahre , zweitens etwa seit Mitte der 80er Jahre die neue Phase einer eher positiven Entwicklung . In der ersten Phase können wir über bekannten historischen , politischen und wirtschaftlichen Benachteiligungen der Angehörigen der deutschen Minderheit berichten , sowohl auf der Ebene der Einzelpersonen , als auch auf der Ebene der Gemeinschaft . Ein immer größerer Teil der Angehörigen der deutschen Minderheit findet es nicht attraktiv , sich zu der Minderheit zu bekennen . Der soziale Aufstieg und überhaupt jede Art von Selbstverwirklichung ist mit dem Ungarischen verbunden , deswegen nimmt das Tempo des sprachlichen Wechsels rapide zu . In den ersten Jahren dieser Phase wurde des weiteren Deutsch aus den Schulen und Kindergärten verbannt .
Heutzutage ist die deutsche Minderheit in Ungarn die größte nationale Minderheit mit schätzungsweise 200-220 000 Personen . Mit etwa 600-800 000 Personen ist allerdings die ethnische Minderheit der Roma ebenfalls zu erwähnen . Alle anderen nationalen Minderheiten kommen insgesamt auf etwa 180 000 Personen . Diese Angaben beruhen auf Eigenangaben bzw . amtlichen Schätzungen . In der offiziellen Statistik sind infolge der historischen Ereignisse niedrigere Angaben zu finden . Es ist zu erwähnen , dass die Vertreibung von etwa 200 000 Deutschen in den Jahren 1946-48 auf Grund der Daten der amtlichen Volkszählung aus dem Jahre 1941 erfolgte . Daher sind auch laut Meinung des ungarischen Zentralen Statistischen Amtes ( ung . KSH ) noch eine Zeit lang keine sicheren Zahlen zu erwarten . Die Daten der letzten Volkszählung 2001 haben allerdings im Falle der deutschen Minderheit eine steigende Tendenz gezeigt . Im Vergleich zur Volkzählung 1990 stieg die Anzahl derer , die als Nationalität Deutsch angegeben haben , von ca . 36 000 auf 63 000 , und fast 90 000 Personen haben eine starke Bindung zur Kultur der deutschen Minderheit angegeben .
Aktuelle Lage der Deutschen in Ungarn
Seit Mitte der 80er Jahre des 20 . Jahrhunderts sind also positive Tendenzen bezüglich der Lage der Deutschen in Ungarn vorhanden . Immer intensiver gewordenen Kontakte zum deutschen Sprachraum durch Schüleraustauschprogramme , Partnerschaftsverträge zwischen Gemeinden und Städten in Ungarn und in Deutschland , Österreich und der Schweiz , die sehr oft auf Grund der Zusammenarbeit von Heimatvertriebenen und Heimatver-
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