Gewinn für die deutsche Muttersprache
Der Trend hielt an . Es trafen laufend Anträge ein . Hier einige weitere gutgeheißene Partnerschaften : Lippwar / Lippö-Feldheim , Bawaz / Babarc-Loshausen , Keimend / Máriakéménd-Altheim , Wickerl / Bikal-Wolfegg , Wieland / Villäny-Eislingen / Fils , Nadasch / Mecseknádasd-Unterensingen , Nimmersch / Himesháza-Rasdorf , Hajosch / Hajós-Hirrlingen , Kier / Németkér-Büchenbach , Sanktmartin / Szigetszentmárton-Wiesthal , Orasch / Diósd-Alsbach- Hähnlein , Tarian / Taiján-Staufenberg .
Die Finanzen der Stiftung betrugen Ende 1988 rund zwei Millionen Forint . Sie ergaben sich hauptsächlich aus Einkommen der Budapester Landesschwabenbälle und Spenden von Betrieben und Einzelpersonen . Die Stuttgarter Stiftung , die Partnerschaftswünsche nach Budapest vermittelte , griff der Stiftung Ungarndeutsche immer wieder großzügig unter die Arme . Unterstützt wurden jahrelang in erster Linie Vorhaben , die der Pflege der deutschen Sprache und Kultur und den menschlichen Kontakten dienten , so u . a . Reisen nach Deutschland , Schüler- und Lehrerautausche , Fortbildungskurse und kulturelle Gastspiele . Die Pflege der deutschen Muttersprache , die Festigung der Volksgruppenidentität waren und sind bis heute ein Herzstück der Zusammenarbeit . Gleichzeitig förderten die Partnerschaften auch die Beziehungen zwischen Ungarn und Deutschland . Wie damals hängt Ungarn auch heute stark von Wohl und Wehe der deutschen Wirtschaft ab . Nach jüngsten Meldungen geht es in Deutschland wieder aufwärts . Die bundesdeutschen Gemeinden standen schon immer weniger in der Kreide als allgemein die ungarländischen .
Wieder Gemeinsamkeit geknüpft
Der VdU entfesselte - ohne lautes Tellergeklapper - eine Aufklärungsaktion . Die Volksgruppe zeigte sich aufgeschlossen . Über die Gründung der Stiftung und ihre Ziele wurde in den ungarischen und ungamdeutschen Medien ausführlich berichtet . Und auch über die ersten Kontakte . Hier eine kleine Kostprobe aus deutschen Medien . In der „ Fuldaer Zeitung ” war zu lesen : Die Nimmerscher und Leute in anderen Orten in Ungarn nennen sich wegen ihrer Herkunft aus dem Stift Fulda selbstbewusst „ Stiffoller ”. Rund 260 Jahre nach dem Auszug von Menschen aus dem Fuldaer Land nach Ungarn knüpft eine Gemeindepartnerschaft unter den Nachfahren der Ausgewanderten und Hiergebliebenen wieder Gemeinsamkeit . Das war vielen aus der Seele gesprochen .
Für die „ Hünefelder Zeitung ” sagte der 24jährige Tibor Ripp : Für mich ist wichtig , dass sich die Familien treffen , über Alltag und Weltprobleme reden . Ich hoffe , dass Europa eine Einheit wird und nicht in Ost und West getrennt bleibt . Der 59jährige Nikolaus Hey , einer der Pioniere der Verbindung , sah es so : Die Partnerschaft hat für uns große Bedeutung , weil unsere Vorfahren aus dem Fuldaer Land gekommen sind . Sie ist etwas ganz anderes als andere Partnerschaften . Die Söhne der Auswanderer kehren zurück , um eine Partnerschaft zu gründen .
Ja , die Menschen waren begeistert , nahmen die neue Möglichkeit mit Freude wahr und scheuten weder Zeit noch Geld , wenn es um die Pflege der Kontakte , der Freundschaft ging . Nur so konnten die Partnerschaften gute Blüten treiben , den Werdegang der deutschen Volksgruppe in Ungarn vorteilhaft beeinflussen .
Gemeinnutz und Eigennutz decken sich
Partnerschaften können nicht einfach aus dem Ärmel geschüttelt werden . Mit dem ersten Anhieb ist es noch längst nicht getan . Sie sind bestimmt kein Parademarsch und auch nicht maßgeschneidert . Es gibt keine für alle einheitlich gültigen Regelungen , wie sie zu gestalten sind . Die Akteure handeln aus freien Stücken , sie sehen sich allerdings stets herausgefordert . Den erwarteten Segen bringen sie nur , wenn sie unaufhörlich gepflegt und erneuert werden . Ohne Aufopferung lässt sich keine Freundschaft denken .
Die Zeit bleibt nicht stehen . Heute leben wir in einer anderen Welt als in den Jahren vor und nach der politischen Wende . Es gilt , die Partnerschaften der Entwicklung anzupassen . Sie verlangen nach wie vor von allen Mitwirkenden langfristiges Denken , Einfallsreichtum und beharrlichen ehrenamtlichen Einsatz ab . Gebratene Tauben werden den Handelnden auch künftig nicht in den Mund fliegen . Fromme Wünsche , große Pläne ohne Tat sind ein Feld ohne Saat . Bei den Partnerschaften kommen glücklicherweise Gemeinnutz und Eigennutz gleichermaßen zu ihrem Recht . Und das ist ein wichtiger Ansporn fürs Handeln . Wiederholt hervorgehoben werden müssen der Gewinn für unsere deutsche Muttersprache und die Festigung unserer Völksgruppenidentität .
Ohne sie über den grünen Klee loben zu wollen , bringen die Partnerschaften beiden Partnern Vorteile , bilden auch heute einen breiten Weg für langfristige Kontakte und Zusammenarbeit . Das ist auch für beide Länder und auch der Sache Europa dienlich . Die europäische Gemeinschaft darf nicht auf Brüssel und Straßburg beschränkt werden . Die weitere europäische Vereinigung wird maßgebend von der Basis gestaltet , von den Bürgerinnen und Bürgern , die in Frieden und Freundschaft leben , Kontakte pflegen , voneinander lernen , einander bereichern wollen . Die Partnerschaften sind eindeutig menschen- und europafreundlich . Verbunden werden auch die Schwächeren kräftiger .
Die Zukunft im Blick
Es wäre falsch , die Partnerschaften unter einen Hut zu nehmen . Die Akteure handeln aus freien Stücken . Da ist jeder seines Glückes Schmied . Wie man ’ s treibt , so geht ’ s . In den Partnerschaften liegen noch viele verborgene Schätze . Es gilt , sie herauszuholen . Also : Immerzu ohne Rast und Ruh .
Die meisten Verbindungen haben sich bewährt und verströmen auch heute Zuversicht . Guter Samen fiel auf guten Boden . Manche haben das Vorhaben nicht richtig in den Griff bekommen , nahmen die Sache auf die leichte Schulter oder hatten einfach nicht das Zeug dazu . Die Sache ging auf Talfahrt . Zum Glück kann man jederzeit ein- und aussteigen . Partner kommen und gehen . Die zeitlose Institution Partnerschaft bleibt . Die mitmachen , haben auch heute die Zukunft im Blick .
• MERKWURDIGkeiten •
Gesetzesänderung - mit unmittelbaren Auswirkungen etwa in Harast
von Georg Krix
Wie András Zwick darüber berichtet , wurde in Harast nach langem Hin und Her und Wiederwillen der Schulleiterin , der sogenannte erweiterte deutsche Minderheitenunterricht eingeführt . Jetzt kann die Direktorin - zugleich Deutschlehrerin und deutschstämmig - ohne Bedenken das ganze Projekt fallen lassen .
Zur Geschichte des Entzugs : Abgeordnete József Michl ( gleich Bürgermeister von Totis / Tata brachte Ende April Vorschläge zu Änderung des Bildungsgesetzes vor . Laut Vorschlag dürfen in den
( Fortsetzung auf Seite 4 )
3