• Leserbriefe •
Gebrüll der Menge dauerte weiter an . Der Führer des Exekutionskommandos hob die Hand , um sie schnell wieder zu senken . Dr . Baschs Lippen bewegten sich , doch waren seine letzten Worte » Éljen Magyarország ! Es lebe Deutschland !« im Gebrüll der Menge untergegangen . Er fiel halbrechts zur Erde . Von meinem Fenster aus hörte ich keine Schüsse . Noch bevor der Gerichtsarzt zu dem sich noch bewegenden Leib des Hingerichteten Vordringen konnte , durchbrach die von Rachegeistern besessene Menge die Sperrkette der Polizei und bespie und zertrampelte den Hingerichteten mit den Rufen : » Verbrennt ihn !« Als es endlich gelang , den Hof zu säubern , brachten dieselben beiden Sträflinge , die tags vorher die Sandmauer errichtet hatten , eine rohgezimmerte , sargartige Holzkiste . In diese wurde der Leichnam Dr . Baschs gelegt und von den Sträflingen in den Flur des Gefängnisgebäudes gestellt . Wie lange der Leichnam dort blieb , wohin er gebracht wurde , das weiß ich nicht .”
Laut Protokoll über die Urteilsvollstreckung meldeten die Ärzte , dass „ das Herz des Verurteilten am 26 . April 1946 um 8.32 Uhr zu schlagen aufgehört hat ”.
INHALTSVERZEICHNIS 0 . Zum Geleit ................................................................................. 1 1 . Die Nacht vor der Hinrichtung ................................................ 3 2 . Klara Spieler ............................................................................... 9 3 . Die Liebesbeziehung zwischen Basch und Spieler ............... 14 4 . Annus morbidus ....................................................................... 22 5 . Tiefe Krise im Deutschen Völksbildungsverein .................... 25 6 . Der „ Basch-Mythos ”................................................................ 29 7 . Gründung des Völksbundes .................................................... 34 8 . Wiener Völksgruppenabkommen ........................................... 64 9 . Der totale Krieg ....................................................................... 78 10 . Das bittere Ende ...................................................................... 89 11 . Epilog ........................................................................................ 99
• Leserbriefe •
Zum Interview mit dem ungarischen Historiker
Dr . Krisztián Ungváry im Deutschlandradio
SB Nr . 1 / 2013 , S . 10 f
Sehr geehrte Schriftleitung ! Die einzige Volksgruppe , die sich leicht assimilieren ließ in Ungarn , das waren gerade die Ungarndeutschen (...), eine Minderheit , die sich eigentlich sprachlich schon bis zu 99 Prozent assimiliert hatte ( die es also „ eigentlich ” gar nicht mehr gibt , F . W .) - diagnostiziert Dr . Ungváry .
Früher , als die Schwaben sich unterstanden , untereinander schwäbisch zu reden , wie beispielsweise meine Eltern , hat man sie im Zug angeherrscht : Beszéljenek magyarul ! ( Sie fuhren 1959 nach Márianosztra , wo mein Bruder einsaß .) Heute gibt es nur noch madjarisch sprechende Schwaben . Gerade der richtige Zeitpunkt , ihnen großzügig Minderheitenrechte einzuräumen .
Franz Wesner , Dortmund
In der Flut der Erinnerungen
Sehr geehrte Schriftleitung ! Angesichts der Flut von Erinnerungen an geschichtliche Erinnerungen , durch die man heutzutage geradezu überschwemmt wird , möchte ich die Frage stellen : Wer erinnert sich noch an Lagerkommandant Bodor , der im ( geheimen ) Auftrag des Innenministers die restlichen Schwaben ( die wehrfähigen Männer an der Front oder in Gefangenschaft oder gefallen , die Arbeitsfähigen verschleppt ) im Schloss Apponyi in Lengyel ( Ländl ) gefangenhielt , um ihre Häuser störungsfrei madjarischen Siedlern übereignen zu können ?
Und wer erinnert sich noch an die sprichwörtliche ungarische „ mulatság ”, als eine alte Schwäbin sich - zu Bodors Ergötzung - auf menschenunwürdige Art gedemütigt * wurde ?
Es wäre doch jammerschade , wenn dieses leuchtende Beispiel für Achtung der Menschenwürde , deretwegen der sowjetische Oberstleutnant Olejnik sich genötigt sah , an Bodor die Frage zu richten : „ Verfolgen Sie Faschisten oder Deutsche ?”, wenn also diese antifaschistische Ruhmestat in Vergessenheit geriete ...
Franz Wesner , Dortmund
* Die Redaktion genügt sich mit einem eindeutigen Hinweis auf damalige Geschehnisse , um der Erinnerung und Menschenwürde der Misshandelten nicht noch mehr zu schaden .
Wir gratulieren Herrn Dr . Mathias Weifert zu seiner Habilitation !
Durch Beschluss des Fakultätsrates der Philosophischen Fakultät der Technischen Universität Dresden ist Mathias Weifert aus Meltenberg am Main , der akademische Grad eines Doctor philosophiae habilitatus verliehen worden . Die venia legendi , das heißt universitäre Lehrbefugnis , lautet Historische Ethnosoziologie .
Zu : Steinbrücks und Merkels Kavallerie und Orbáns Panzer ...
Ich gehöre nur bedingt (* 1940 ) der ungarndeutschen Erlebnisgeneration an , interessiere mich aber schon immer für ungarndeutsche , ungarische und deutsche Geschichte und Politik . Aus dem „ Schwabenring ” um Budapest stammend ( Schorokschar ) - oft verteufelt in der ungarischen Presse der Dreißigerjahre - bin ich mit meinen Eltern in Baden-Württemberg , im „ Schwabenland ”, als Bettlerkind gelandet und habe hier eine neue Heimat gefunden . Doch nun zu obigem Thema :
Die Äußerungen des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán haben in der nationalen und internationalen Presse gewaltige Wellen geschlagen ... Sie zeigen , besonders für Kenner der politischen Realitäten vor und während des Zweiten Weltkrieges , große Lücken im Geschichtsbild des ungarischen Spitzenpolitikers !! Wenn er behauptet , die Deutschen hätten schon einmal Panzer nach Ungarn geschickt ... Diese Feststellung kann so undifferenziert nicht stehen bleiben :
War es nicht die damalige Horthy-Regierung , die sich zum Verbündeten Hitlerdeutschlands aktiv antrug ? Hatte Horthy in Deutschland nicht intensiv nach modernen Waffen und - Waffensystemen geradezu „ gebettelt ”, um seine hoffnungslos veraltete Honvéd-Armee auf den neuesten Stand der Technik zu bringen ?? Die damalige Waffen-Verbrüderung war natürlich aus ungarischer Sicht nicht absolut selbstlos , versprach man sich doch dadurch die Aufhebung der „ Trianon-Schmach ” und die Wiederherstellung „ Großungams ”! Eine Revision wurde dann durch die „ Wiener Schiedssprüche ” teilweise - mit Hilfe Hitler-Deutschlands - erreicht , und große Gebiete mit überwiegend ungarischer Bevölkerung kehrten heim ins Vaterland .
Diese „ erbetenen ” Waffen - auch Panzer - hatten dann gegen Ende des Krieges fatale Folgen für die Nation und besonders für uns Ungarndeutsche :
• Ungarische Staatsbürger ( Ungamdeutsche ) durften zur deutschen „ Waffen-SS ” eingezogen werden ! ( Fortsetzung auf Seite 30 )