Sonntagsblatt 4/2013 | Page 17

Bis in die 60-er Jahre gehörten die Ungarndeutschen zum Stadtbild von Bautzen .
jets und rund 50 000 Menschen kamen in die Sowjetische Besatzungszone
Die erste Station auf deutschen Boden in der Sowjetzone war Pirna , hier traf am 22 . August 1947 der erste verplombte Güterwagenzug ein , und am 13 . Juni 1948 hatte diese Verschleppungsaktion ihr Ende . Nach einer Quarantänezeit wurden dann die Heimatlosen auf verschiedene Lager verteilt
Drei Transporte wurden direkt von Pirna nach Hoyerswerda umgeleitet . Nördlich von Hoyerswerda im kleinen Nardt welches die Nazis in Elsterhorst umbenannt hatten wurde 1938 begonnen ein Lager zu errichten und welches bis Kriegsende als Gefangenenlager verwendet wurde . Nach Kriegsende wurde es wurde es sehr schnell geräumt es wurde eine Kriegsgefangenensammelstelle für Soldaten der Wehrmacht .
Am 8 . Januar 1948 wurde dann aus dem Lager vom Landratsamt Hoyerswerda Landratsamt übernommen . Die 4500 Ungamdeutschen lebten hier unter menschenunwürdigen Verhältnissen bei ständigen Hunger zusammen mit den Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten . Der damals 9 jährige Valentin Weber , der jetzt in Dresden lebt erinnert sich noch heute sehr ungern an diese Zeit . Besonders die Fahrt im verschlossenen Güterwaggon war eine Qual die viele nicht überstanden . Die „ Umsiedler ” so war der offizielle Sprachgebrauch der Behörden wurden dann auf das Land aufgeteilt . Der größte Teil kam in den Uranbergbau bei Zwickau , der Rest in die Umgebung von Leipzig in den Kreis Meißen und in die Oberlausitz . Viele konnten sich mit den neuen Machthabern in Ostdeutschland nicht anfreunden und suchten den Weg nach den Westen . Einigen gelang sogar die Flucht in ihre alte Heimat . Sie ließen sich nicht bevormunden , denn allen Vertriebenen war es untersagt sich in landsmannschaftlichen Verbänden zu organisieren , dies wurde erst nach der Wende möglich .
Im Schloß von Hoyerwerda war eine bemerkenswerte Ausstellung , zu sehen und das Lager Elsterhorst zum Inhalt hatte . Mit viel Hingabe hatten die Mitarbeiter des Stadtmuseum Schloß Hoyerwerda das Stadtarchiv und Völksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e . V . Hoyerswerda sich dieser Sache angenommen und mit diesen beeindruckenden Gestaltung ein Stück wenn auch unrühmliche Vergangenheit geschaffen . Dennoch ist die Sache aller Ehren wert denn die Geschichte muß schon wahrheitsgemäß wiedergegeben werden und daran haben wir sicherlich noch Gewöhnungsbedarf . Den Initiatoren dieser Ausstellung gebührt der Dank für ihre Akribie in der Arbeit und auch den Mut dieses schwierige Thema so schlicht auf relativ kleinen Raum perfekt zu gestalten .
Heinz Noack

Heute wie gestern - Früchte einer Tagung

Die Vorträge der in Gerlingen im vorigen Oktobern von der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn veranstalteten Kulturtagung 2012 liegen nun auf dem Tisch . Zwei davon sind für uns Ansiedlernachkommen von besonderem Interesse : Momente unserer Geschichte , oder mehr Vorgeschichte , die uns zwei-drei hundert Jahre zurück in die Vergangenheit versetzen . I .) Dr . Marie-Kristin Hauke bearbeitet bislang unbekannte Details des großen Aufbruchs der Donauschwaben vor dreihundert Jahren von Ulm entlang der Donau . Wie aus dem Beitrag zu erfahren ist , war die Stadt Ulm am Anfang des 18 . Jahrhunderts ein Mittelpunkt für damaligen Migrationsbewegungen . Graf Alexander Károlyi , der durch seine Verdienste in und um Sathmar Besitztümer erhielt , organisierte 1711-12 eine große Ansiedlungsaktion mit Erlaubnis des Wiener Hofes . Der Graf sandte Werber ins Reich , wo die Menschen gerade unlängst eine schreckliche Hungersnot geplagt wurden und die nicht lange überredet werden mussten , tausenderweise aus ganz Oberschwaben einzuschiffen . In der Stadt Ulm versammelten sich die Aufbruchslustigen . „ Es dauerte mehrere Wochen , bis alle Auswanderungswilligen sich auf einer der Ulmer Zillen donauabwärts einschiffen konnten . (...) Mangelnde Arbeit und Verdienstmöglichkeiten machen den Menschen zu schaffen . Das ungewohnte Klima sowie Krankheiten veranlassten viele Kolonisten zur Flucht . Bettelnd traten viele den Rückweg an . In Wien befahl Kaiser Karl IV . im Juli 1712 etwa 600 dort gestrandeten Kolonisten auf Schiffen zurück in ihre Heimatterritorien zu schicken .” Es handelte sich von armen und durch Ruhr und Pest womöglich auch kranke Leute . Um die Ausbreitung von Epidemie zu verhindern , wurden die Rückkehrer an der Kreisgrenze bei Donauwörth in Qarantäne genommen .
Bald trafen auch in Ulm drei Schiffe mit Rückkehrern ein . In der Stadt mussten 450 Personen untergebracht werden . Die Stadt reagierte schnell und stellte in wenigen Tagen ein Lazarett für 300 Personen auf , die von den Stadtärzten und den ihnen behilflichen Badern und Barbieren versorgt wurden . Wer schon halbwegs gesund war , wurde in seine alte Heimat geschickt .
„ Der Aufenthalt in Ulm bot den Auswanderern die Gelegenheit , vor ihrer Einschiffung noch etwas nachzuholen , was sie - aus den unterschiedlichsten Gründen - bislang versäumt hatten : nämlich heiraten . Manche brachen so überstürzt auf , dass sie die Frist des dreimaligen Aufgebots versäumten ; manche hatten gar keine Heiratserlaubnis bekommen , weil ihr Vermögen etwa zu gering war oder das Paar wegen vorehelichem Beischlaf bestraft worden war - oder sie hatten die Erlaubnis nur mit der Auflage erhalten , auch wirklich auszuwandern .
Warum war es so wichtig zu heiraten ? Nun , Verheiratete wurden bei der Vergabe der Ansiedlerstellen sowohl unter Maria Theresia als auch Josef II . gegenüber den Ledigen deutlich bevorzugt .”
„ Mehr als 500 Paare nutzten die Gelegenheit , sich in aller Stille in der Ulmer Wengenkirche trauen zu lassen .”
Manche Auswandererkinder , die unterwegs oder in Ulm geboren wurden , wurden sogar zweimal , katholisch und sicherheitshalber auch evangelisch getauft .
„ Als besonders glaubensfest erwies ein Freiburger namens
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