MERKWÜRDlGheiten
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„ Der Lehrer hat a gflickte Hos ...” Auch noch zu Zeiten des Ersten Weltkrieges waren Lehrer in Dorfschulen „ arme Leit ”. War der Herr Lehrer noch so brav und fleißig , eine neue Hose konnte er sich nicht jedes Jahr leisten , so karg war eben sein Lohn . Der ehemalige Pfarrer von Großkowatsch / Nagykovácsi , Franz Greßl , beschreibt die Schulsituation in Promaturi ( 18 . Jahrhundert ), also in Promontor / Budafok wie folgt :
... Im Jahre 1762 wählte die Gemeinde als Schulmeister Johann Simon Himberger , mit dem der Gemeindevorstand einen ausführlichen Schulmeisterkontrakt Schloss .
Aus diesem ist zu erkennen , was man in damaliger Zeit von einem Lehrer erwartete und welche Dienstleistungen man ihm übertrug . Aber es ist auch ersichtlich , wie man seine Dienstleistungen belohnte . Um leben zu können , musste er alles zusammenkratzen , was er als Lehrer , Organist und Musiker , als Gemeindeschreiber - Notar genannt - , als Läuter der Kirchenglocken und als Mesner einzeln einsammeln konnte . Er musste sehr sparsam leben , und wenn er verheiratet war , konnte er seinen Kindern keine standesgemäße Erziehung gewähren . Die Gemeinde stellte ihm eine Wohnung zur Verfügung und belohnte ihn mit 64 fl . jährlich . In Natura hatte er weder Brennholz noch Getreide erhalten und von der Gutsherrschaft nur die Erlaubnis , bei der Weinlese Most einzusammeln .
Auf Johann Himberger , der mit 45 Jahren 1767 verstarb , folgte Leonhard Shenn ( 176 7-1771 ). Aus einer Meldung des P . Josephus an das Wesprimer bischöfliche Amt am 29 . Oktober 1771 geht hervor , dass im Jahre 1771 Johann Michael Hötzl die Promontorer Trivialschule leitete , nur die deutsche Sprache beherrschte und wenig Schulkinder hatte , weil die Eltern das Schulgeld nicht bezahlen konnten . Am 29 . Jänner 1772 konnte aber P Josephus dem Ordinariat in Wesprim berichten , dass Lehrer Hötzl im Winter 50 Schüler hatte , im Sommer werden es nur mehr vier oder fünfsein , weil dann die Kinder den Eltern in der Arbeit mithelfen müssen . Johann Michael Hötzl starb mit 25 Jahren .
In der Visitationsakte des Jahres 1781 ist vermerkt , dass Christoph Himberger die Trivialschule leitete . Er war 35 Jahre alt , sprach deutsch und ungarisch , sein Lehrerdiplom erwarb er in Ofen-Buda , er konnte gut die Musikinstrumente spielen und war ein nüchterner Mann . Wahrscheinlich war er ein Sohn des verstorbenen Johann Simon Himberger . Von den Eltern erhielt er das übliche Schulgeld , als Notar etwa 60fl . jährlich , bei der Weinlese 40 Eimer Most und die üblichen Stolgebühren . Seine Jahreseinkünfte stiegen etwa auf 132 fl .
Im Jahre 1805 berichtet das Visitationsprotokoll schon ausführlicher über Schule und Lehrer . Der Pfarrer Paul Koväts berichtet darin , dass die Zahl der Schüler sehr angestiegen und auch ein Hilfslehrer angestellt war . Der Schulmeister hieß J oh a n n U1 rieh , der sein Examen in Ofen gemacht hatte . Er besaß gute Umgangssitten und leitete auch das Gemeindenotariat . Es wird beklagt , dass die Lehrerwohnung zu klein und zu eng sei . Die Schule unterhielt ausschließlich die Gemeinde . Die Grundherrschaft leistete weder für Schule noch Lehrer etwas . Nur das Privileg zum Most-Einsammeln bestand noch ...
Dennoch war einst der arme Herr Lehrer der angesehenste
Mann im Dorf . Und heute ? MERKWÜRDIG ! Ja , Menschen und Zeiten ändern sich .
„ Die Lebenskraft eines Zeitalters liegt nicht in seiner Ernte , sondern in seiner Aussaat . ”
Löb Baruch ( 1786-1837 )
Und wie sich doch die Zeiten ändern ...! Es ist gar nicht so lange her , dass man über das große China mit einer Milliarde kleiner Chinesen ziemlich abschätzend sprach . Unterdrückung der Menschen , Armut , Migranten in Europa , tüchtige ( aber unerwünschte ) Geschäftsleute - das waren so die Schlagwörter , wenn sich das Gespräch um die „ Schlitzaugen ” drehte .
Heute reden wir mit Hochachtung über dieses aufkommende „ Reich der Mitte ” als Weltmacht , als zukünftige Wirtschaftsmacht Nr . l ! Nicht nur Größe des Landes und Zahl seiner Einwohner sind verblüffend , viel mehr der Reichtum dieses „ nichtdemokratischen ” Staates . Einige Zahlen zu diesem märchenhaften Reichtum :
Chinas Schatz an ausländischen Währungsreserven hat erstmals die 3-Billionen-Grenze überschritten ( 3.000.000.000.000 US $!) Was könnte China damit alles kaufen ? Das Magazin „ Economist ” hat es ausgerechnet :
Fast die gesamte Welt-Jahresproduktion an Erdöl : 3,4 Billionen Dollar , • Alle US-Farmen : 1,9 Billionen , • Die gesamten Staatsschulden der Euro-Krisenländer Griechenland , Irland , Portugal , Spanien : 1,5 Billionen ( was China teilweise auch schon tut zur Sicherung der Stabilität seiner Handelspartner und um Einfluss auf diese zu gewinnen ), • Alles Währungs-Gold der Welt : 1,4 Billionen , • Apple , Microsoft , IBM und Google : 916 Milliarden , • Alle US-Waffen : 414 Milliarden , • Alle Liegenschaften auf Manhattan : 287 Milliarden , • Alle Liegenschaften in Washington : 232 Milliarden , • Die 50 größten Sportveranstalter der Welt : 50 Milliarden .
MERKWÜRDIG ! - doch Geld regiert eben die Welt .
Beispielhaft für alle Ungamdeutschen , zur bevorstehenden Volkszählung - die richtige Antwort auf die Frage Nationalität ( Identität , Volkszugehörigkeit - als Beispiel : Bruno Kreisky , Österreicher , Bundeskanzler , ( jüdischer Abstammung ), in seinem letzten Interview ( 1990 ) auf die Frage , welcher Nationalität ersieh zugehörig fühle : „ Ich bin ein Deutscher ”.
MERKWÜRDIG , aber wahr !
Medien , o weh ! Noch klingt in Aller Ohren das Klagen , Jammern und Schreien , das Aufbegehren der Medien von links und rechts , weil das kleine Ungarn sich erlaubt , den magyarischen Volksgenossen im Ausland die ungarische Staatsbürgerschaft zu verleihen . Welch eine Frechheit , Verstoß gegen internationale Gepflogenheiten , nationale Überheblichkeit !
Doch Ungarn ließ sich nicht einschüchtem . Das Parlament hat beschlossen - und basta ! Kaum war das Gesetz in Kraft , schon erschollen die ersten „ Siegesmeldungen ” aus ungarischen Kreisen über zahlreiche Anträge , ja auch über schnelle Erteilung der Staatsbürgerschaft an Magyaren in den Nachbarländern , sogar bereits mit Vereidigung von Einzelpersonen , kleiner und größerer Gruppen diesseits und jenseits der Grenzen .
Dann trat Stille ein . Denn auch das Sprichwort sagt : Jedes Wunder dauert drei Tage . Man hat sich anscheinend allerorts zufriedengegeben . In Ungarn damit , dass die Sache läuft . Im Ausland damit , dass man sich ausgetobt hat und schließlich andere „ Wunder ” in die Schlagzeilen bringen konnte .
Eigentlich ist es gar nicht so auffallend , dass man im Falle Ungarn solch einen Krawall schlug . Seit den Parlamentswahlen im vergangenen Jahr , wo die Linken schändlich durchgefallen sind ,
( Fortsetzung auf Seite 8 )
Sonntagsblatt 7