stört werden . Dazu kommt es nicht plötzlich , dieser Prozess verläuft unbemerkt und langsam , aber stetig . Man bewegt sich in slowakischer Gesellschaft , geht in eine slowakische Schule , Hochschule , auf dem Arbeitsplatz wird ausschließlich Slowakisch gesprochen und da entsteht ein Stereotyp , die „ Macht der Gewohnheit ”. Es beginnt damit , dass im täglichen Umgang oft mehrere Sprachen benützt werden und mit der Zeit vergisst man „ deutsch zu denken ”.
Nun gibt es im Fremdsprachunterricht neuerlich Tendenzen , den Englischunterricht der deutschen Sprache vorzuziehen . Die Slowakei mit ihrer mitteleuropäischen Lage , besonders der Nähe zu Österreich und Deutschland , wo es nun vermehrt Arbeitsmöglichkeiten gibt , sollte berücksichtigen , dass die deutsche Sprache in Europa die meist verbreitete Umgangssprache ist . Und wir , die Hiergebliebenen , besonders die ältere Generation , sollten darauf achten , dass diese unsere Muttersprache , für die wir viel Leid ertragen mussten , in unseren Landen nicht verloren geht .
( st ) - Aus : Karpatenblatt , Juni 2011
Dazu ein kurzer Kommentar : Obiger Aufsatz versucht die gegenwärtige Lage des Karpatendeutschtums mit der Nachkriegsgeschichte der Volksgruppe zu erklären und sucht mit den Fragen „ Wo stehen wir ? Wer sind wir ” eine Antwort auf
WIEDERGEWINNUNG der deutschen Muttersprache
In Ungarn ein Ding der Unmöglichkeit ?
Ein guter Freund war fassungslos , als er im Sonntagsblatt der Jakob Bleyer Gemeinschaft lesen konnte „.. . Einsatz für die Wiedergewinnung unserer Muttersprache ...” und stellte offen die Frage : Wie kann man wiedergewinnen ( also zurückbekommen ), was es ( beinah ) nicht mehr gibt ? Wie sollen unsere Nachkommen ( die Kinder ) eine deutsche Muttersprache haben , wenn die Vorfahren , hauptsächlich die heutigen „ deutschen Eltern ” schon ungarischer Muttersprache sind ?
Das Thema Muttersprache ist eben dieser Tage außerordentlich aktuell , da wir in Ungarn im Herbst eine Volkszählung haben werden , wo unter vielen anderen auch die Frage „ Welches ist ihre Muttersprache ” gestellt wird . Ja , bei dieser Frage werden viele unserer Landsleute in Verlegenheit kommen . Warum ? Weil sie sich wohl noch als Deutsche fühlen , aber nicht mehr die Zukunft zu finden . Leider bleibt uns diese Antwort versagt . Der Aufruf in den letzten Zeilen , die Muttersprache nicht aufzugeben , klingt wie ein verzweifeltes Stöhnen vor dem endgültigen Aus .
Dieser „ Lagebericht ” könnte vollinhaltlich auch auf unsere Volksgruppe , auf das Ungarndeutschtum , bezogen werden . Auch wir müssen uns die gleichen Fragen stellen wie die Karpatendeutschen und auch wir können nur klagen und nach Schuld suchen , jedoch keine ermunternde Antwort auf das „ wie weiter ” geben . Auch bei uns geht der Aufruf an die Landsleute , bei der Volkszählung im Oktober „ Farbe zu bekennen ”, damit man uns wahmimmt ! Hat man uns bisher nicht wahrgenommen ? Oh , doch ! Man hat uns doch ein Scheindasein gewährt - um den Abgang schmerzloser zu gestalten . Gesetzt den Fall , wir werden das Resultat der letzten Volkszählung verbessern , bessere Zahlen produzieren ; - werden wir dann mehr Glanz ausstrahlen ? - oder halt nur einen besseren Schein erwecken !? Ein Lippenbekenntnis ist schön und gut , doch dies allein reicht noch nicht als Wachruf zu einer Änderung der Minderheitenpolitik im Lande . Ein starkes Wollen in den eigenen Reihen muss sich dazu paaren , ein lauter Schrei und eine harte Faust . Ein Schrei für und in der Muttersprache , eine fauststarke Identität ! - die könnten uns als „ deutsche Menschen in Ungarn ” wirklich bemerkbar machen . gk
deutsch reden können . Weil sie schon von ihrer Mutter nur Ungarisch gehört und diese Sprache gelernt haben . Und es heißt ja amtlich : Muttersprache ist die Sprache , die man als Kind von der Mutter gelernt hat .
Aber , so einfach ist die Sache dennoch nicht . Denn die ungarisch sprechende Mutter hatte ( sehr wahrscheinlich ) ja ursprünglich noch eine deutsche Muttersprache , das heißt , sie hat als Kind von ihrer Mutter oder eben der Großmutter noch deutsch reden gelernt . Und das Ungarische ist erst nachher ganz ungewollt in die Familie eingezogen und hat da die eigentliche Muttersprache „ überzogen ” - verdrängt . Man könnte sagen , die deutsche Muttersprache ging nicht verloren , sie wurde eben nur an der Oberfläche überdeckt ; aber in der Tiefe , im Herzen ist sie ja noch als „ Erbe ” verwurzelt geblieben und kann deshalb auch wieder hervorge-
MUTTERSPRACHE
Johann Seiferth
Dir , Muttersprache , keine gleicht , seitdem die Welt besteht , du bist und bleibst stets unerreicht im Sang und im Gebet .
Den ersten wundersamen Laut , den wir als Kind gehört hat Mütterchen uns lieb und traut als Wiegenlied gelehrt .
Das höchste Gut , der Glaube , kam ,
- in Freude , Leid und Schmerz - wenn Mutter uns zum Beten nahm , durch sie in unser Herz .
Drum laß uns flehen Tag für Tag zu Gott vertrauensvoll , daß unsere liebe Muttersprach ’ er uns erhalten soll !
holt , in die Gegenwart eingesetzt , wiedergewonnen werden . Sie , die deutsche Muttersprache ist die Sprache des Herzens !
Demnach kann bei der Volkszählung jeder Ungamdeutsche , der die deutsche Sprache wohl heute nicht mehr spricht , sie aber noch im Herzen trägt , sich zur deutschen Muttersprache bekennen . Ja , heute eben bekennen und morgen sie wieder ( gewinnen ) einführen !
Wie ? Wir erleben in unseren Tagen dieses Wunder der Einführung einer nicht mehr gebrauchten Sprache , und zwar in Israel . Der weltberühmte , in Ungarn besonders bekannte jüdische Schriftsteller und Humorist Ephraim Kishon beschrieb das so : „ Das Hebräische ist die einzige Muttersprache , die die Mütter von ihren Schulkindern erlernen .” Und diese aus alten Schriften wieder belebte Sprache wurde die Staatssprache Israels .
Also , die Mütter können / werden von den Kindern die MUTTERSPRACHE erlernenI wiedergewinnen .
MERKWÜRDIG ! - aber nicht unmöglich .
Fazit : Unsere ungamdeutschen Landsleute müssen WOLLEN ! - und deutsche Schulen müssen WERDEN !
Vor einigen Jahrzehnten wurde bei der Volkszählung nicht nach der Nationalität ( Identität ) gefragt . Es war selbstverständlich : Wer deutscher Muttersprache ist , ist Deutscher . Sollte es heute nicht auch so sein ? Es sieht doch komisch aus : Wir wollen Deutsche sein , aber mit ungarischer Muttersprache ! Darum soll unsere Parole heißen : Wiedergewinnung der deutschen Muttersprache !
-gk-
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