Sonntagsblatt 4/2011 | Page 28

Worum geht es hier eigentlich ?
In der „ linken ” Tageszeitung Népszabadság erschien ein Artikel von Bíró Béla aus Siebenbürgen , in welchem er Ungarns Minderheitenpolitik kritisierte , ja verurteilte . Der Historiker Gábor Harrach widersprach einigen Aussagen , die jedoch von Bíró widerlegt und erklärt wurden . Herr Till hat in seinem Beitrag im Sonntagsblatt Nr . 1 / 2011 dazu stellunggenommen , d . h . die Aussagen von Bíró befürwortet und ergänzt .
Die Debatte drehte sich um das Schicksal des Ungamdeutschtums , betont um Ursachen der Vertreibung mit Suche nach den Schuldigen .
Die Hauptfrage war schließlich : Wer trägt die ( Haupt ) Schuld an der Vertreibung . Bíró und sodann Till sahen die Ursache in der von seit dem 19 . Jahrhundert betriebenen falschen Minderheitenpolitik Ungarns und letztendlich stellten sie fest , dass die schon von jeher erwünschte Beseitigung der „ Schwaben ” ( z . B . Balatonszárszó - völkische Schriftsteller ) von den bürgerlich / nationalen „ Rechts ” parteien der Nachkriegsjahre aufgegriffen und angetrieben , schließlich die Vertreibung beschlossen und durchgeführt wurde , wobei die Kommunisten ( verständlicherweise ) kopfnickend assistierten .
Frau Marchut versucht jedoch mit allen Mitteln die Hauptschuld auf die Kommunisten und natürlich ( wie immer ) auf Potsdam zu schieben , womit die magyarischen „ Nationalen ” entlastet werden sollen . Ihre Begründungen gehen aber daneben , die aufgezählten Argumente sind zu leicht für eine Beweisführung . Ob ein Datum nun genau ist , eine Nebenhandlung nicht stimmt , ob Aufsichtsrat oder Aufsichtskommission verwechselt werden , ob 80 % der ungarischen Bevölkerung oder nur 60 % die Bestrafung der Schwaben bejahten - all das ändert nichts am ursprünglichen Sinn und der Bedeutung der Till-Bíró Korrespondenz .
Die Schuld ( Hauptschuld ) liegt eindeutig rechts ( bürgerlich / nationale Parteien ), dabei sollen aber die Kommunisten nicht reingewaschen werden ...
Dr . Wenzel Bohner
Zu : Die Osterverfassung und wir Deutsche - Leitartikel von Géza Hambuch in SB Nr . 3 / 2011
Sehr geehrte Schriftleitung ! Verneint werde darin die Verjährung unmenschlicher Sünden , die während der nationalsozialistischen und kommunistischen Diktatur ' gegen die ungarische Nation und ihre Bürger begangen worden seien - heißt es in besagter Verfassung .
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Die Schwabenvertreibung ( 1946-1948 ) - oder zählt die nicht zu den unmenschlichen Sünden ? - wurde in zwei Schüben durchgeführt .
Der erste Schub ( Verordnung Nr . 12.330 vom 29 . Dez . 1945 ) wurde von Staatspräsident Zoltán Tildy ( Kleinlandwirtepartei ), der zweite ( 1947-48 ) von Ministerpräsident Lajos Dinnyés ( Kleinlandwirtepartei ) unterzeichnet .
Die Gleichberechtigung der in Ungarn verbliebenen Schwaben wurde ( durch Verordnung Nr . 84 / 1950 vom 25 . März 1950 - also in der kommunistischen Diktatur ) wiederhergestellt .
Ärgerlich ( die Wahrheit ) für Apologeten der ( wahren ) Vertreiber .
Mit freundlichen Grüßen - Franz Wesner , Hedjes / Dortmund
Leserbrief
Gedanken zur „ Identität ” von Franz Liszt
Im Jubiläumsjahr wird Franz Liszt weit und breit groß gefeiert , insbesondere in Ungarn . Hier versäumt man nicht bei jeder Gelegenheit zu unterstreichen , dass Liszt ein „ magyar ” ( Ungar ) war und will damit sagen , dass er sich als Magyaré bekannt hat . Dem ist aber nicht so ! Im deutsch-kroatischen Dorf Raiding geboren , das damals - bis 1921 - zu Ungarn gehörte , besagt eben nur , dass er als deutsches Kind ungarischer Staatsbürger gewesen ist , also als Bürger Ungare = magyar war . Weil es aber in der ungarischen Sprache für Ungar ( Landesbürger ) und Magyaré ( Volkszugehöriger ) nur den einen Begriff „ magyar ” gibt , so kann man diesen nach Wohlwollen deuten , woraus folgt , dass man in der ungarischen Geschichte und heute in den Medien mit „ magyar ” immer Magyaré verstehen will .
In der „ guten , alten Zeit ” wusste man zwischen Landesbürger und Volkszugehörigkeit zu unterscheiden ; weil bis 1836 das Latein in Ungarn die Amtssprache war ( zu dieser Zeit waren die Magyaren in Ungarn in Minderheit !). Im Latein aber hatte man ( laut dem Wörterbuch „ Magyarországi latinság szótára - 1901 ” = Wörterbuch des Latein in Ungarn ) für den „ Mensch Ungar ” zwei Begriffe :
- Hungarus ( oder Hungariensis ) für „ Ungar ”, also den ( ungarländischen ) Landesbürger , und
- Haungaricus ( oder Hungaris ) für den ( abstammungsmäßigen ) Magyaré gemäß Volkszugehörigkeit
Im Falle des Landesbürgers ( Hungarus ) hatte eben der Geburtsort eine wichtige Bedeutung , abgesehen davon , wie lange man dort wohnhaft war . Dieser Umstand spielt nun bei Franz Liszt eine bedeutende Rolle : er lebte bis zu seinem 9 . Lebensjahr im ungarländischen Raiding , das ab 1921 im burgenländischen Österreich liegt .
Nur Ernő Békefi nahm sich die Mühe die ungarische Behauptung , nämlich , dass Franz Liszt Magyaré war ( und dies im halben Europa glaubhaft gemacht wurde ), authentisch zu bezweifeln . Demnach entstammte F . Liszt nicht einer vornehmen ungarischen Adelsfamilie , sondern einer zum unteren Mittelstand gehörenden deutschen Familie ( Vater Volksdeutscher , Mutter Deutschösterreicherin ). Außer seiner deutschen Muttersprache sprach er fließend Latein , Italienisch , Französisch und Englisch - aber kein Ungarisch ( laut eigenem Bekenntnis !). Seinen Namen schrieb er immer als Franz Liszt oder F . Liszt , jedoch niemals als Liszt Ferenc oder Liszt F . ( siehe Révai-Lexikon , in Band 2 . - Autografen VIII . Maler , Musiker , Schauspieler ; neben der Unterschrift von Mozart ).
Die fortschrittlicheren „ großen ” Ungarn / Magyaren behaupten heute nicht mehr , dass F . Liszt Ungar = magyar war , sondern , dass er sich als Magyaré bekannt hat . Und dazu legen sie Beweise vor : Liszt - der Weltenbummler , Filantróp und Donator - hat während einer seiner Reisen in Ungarn in einem Brief an Baron Augusz , in welchem er zur Unterstützung des ungarischen Musiklebens um Geld bat , geschrieben , dass er immer Ungar ( Magyaré ?) geblieben ist . Es steht außer Zweifel , dass er die Ungarn liebte - haben diese ihn doch stets umjubelt , wenn er im Lande war - und sie in der Not unterstützte , soweit er konnte . Doch tat er dies auch überall in der Welt . In Deutschland hat er wesentlich zur Beendigung des Baus des Kölner Doms beigetragen , er unterstützte das Beethoven- Denkmal in Bonn , das Goethe-Schiller Denkmal in Weimar und auch das Beethoven Denkmal in Wien .
Einen wesentlichen ( ausschlaggebenden ) Teil seines Lebens verbrachte er in Weimar , wo er die Jugend unterrichtete und auch Hofkapellmeister war . Dieser ( wie häufig behauptet ) stets an Geldnot leidende Bummler ( zum Spendieren musste er ja Geld beschaffen !) fand die Illusion des wahren Heimes im Kreise seiner Familie in Bayreuth , und auch seine letzte Ruhe im alten Friedhof dieser Stadt .
Josef Bauer , Gran / Esztergom ( obige Feststellungen sind mit Quellenangaben belegt - hauptsächlich „ Békefi Ernő : Liszt Ferenc származása és családja ” - Zeneműkiadó 1973 )