Buchbesprechung
Trauma Katyn
Der Name „ Katyn ” ist eines der besten Beispiele dafür , wie sich einzelne Worte in die Seele eines ganzen Volkes einbrennen können . In Polen jedenfalls kennt jeder den Namen des eigentlich unbedeutenden Orts nahe der russischen Stadt Smolensk . „ Katyn ” steht für den Mord an 15 000 kriegsgefangenen polnischen Offizieren durch die sowjetische Geheimpolizei im Frühjahr 1940 .
Erst im Jahr 1990 , genau 50 Jahre nach den Ereignissen , gestand die sowjetische Führung die Morde ein . Zuvor hatte man das Deutsche Reich mit den Untaten belastet und sogar nach Schauprozessen unschuldige deutsche Offiziere gehenkt . Eine besondere Farce listete man sich bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen , bei denen das Thema „ Katyn ” gegen die Reichsregierung vorgebracht wurde .
Sowjetischer Hauptankläger war General Roman Rudenko , der selbst zum Täterkreis der Katyn-Mörder gehörte !
Wie die Wahrheit jahrzehntelang vertuscht wurde , wie Zeugen der Morde bedroht , bestochen und beseitigt wurden , all das erzählt Franz Kadell in seinem Buch , das sich für jeden historisch Interessierten spannend liest wie ein Krimi . Übrigens hat von den 230.000 polnischen Soldaten , die 1939 in sowjetische Gefangenschaft gerieten , nur etwa jeder Dritte überlebt . Weit mehr als eine Million Polen wurden 1939 / 40 verschleppt , fast die Hälfte starb an Hunger und Erschöpfung . Wer diese Dimensionen kennt , versteht die Bedeutung des Namens „ Katyn ” im kollektiven Gedächtnis der Polen . Und so wird auch verständlich , wie es im April 2010 zu einer weiteren Katastrophe um Katyn kommen konnte : 88 Mitglieder der polnischen Führungsschicht starben bei einem Flugzeugunglück in Smolensk , weil alle an einer Gedenkfeier in Katyn teilnehmen wollten .
Franz Kadell rollt auch dieses Unglück minutiös und anhand neuester Erkenntnisse auf . Und er kommt zu dem Ergebnis , dass verbreitete polnische Verschwörungstheorien , die Russen hätten die polnische Führung in eine Falle gelockt , nicht haltbar sind . Vielmehr rieten weißrussische Lotsen wiederholt wegen dichten Nebels von einer Landung ab und boten die Ausweichflughäfen Minsk und Witebsk an . Dass der Flughafen Smolensk Nord kein ILS-Signal für Blindflug-Landungen besitzt war bereits vor dem Abflug bekannt . Doch Präsident Lech Kaczynski wollte unbedingt rechtzeitig bei der Gedenkfeier sein . Und zwei Minuten vor dem Absturz betrat auch noch der angetrunkene polnische Luftwaffenchef General Blasik die Kabine . Anhand des Stimmenrecorders lässt sich das Unglück gut rekonstruieren . Das hält den Präsidentenbruder Jaroslaw Kaczynski freilich nicht davon ab , zu behaupten , sein Zwillingsbruder Lech sei einem Komplott von Premier Donald Tusk und Russlands Ministerpräsidenten Putin zum Opfer gefallen .
Kadell , Franz : Katyn Das zweifache Trauma der Polen Euro 20,60 • 254 Seiten gebunden
Das Buch von Franz Kadell ist ein spannendes Beispiel für den Satz „ Sieger schreiben die Geschichte ”. Die Geschichte von Katyn warnt vor vorschnellen Urteilen ohne ausreichende Kenntnis der Archive . Auch der Chef der polnischen Exilregierung General Sikorski , starb bei einem Flugzeugunglück , am 4 . Juli 1943 in Gibraltar . Im April 1943 hatte Winston Churchill ihm die „ Empfehlung ” gegeben , im Fall Katyn alle weiteren Untersuchungen einzustellen . Sikorski hatte sich nicht an die Empfehlung gehalten , belastete zunehmend die britischsowjetischen Beziehungen . Die britischen Akten zur Untersuchung des Absturzes bleiben bis 2041 unter Verschluss .
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Buchbesprechung
Tatsachen - Meinungen - Standpunkte 2010 Das neue Jahrbuch der Arbeitsgemeinschaft Sudetendeutscher Lehrer und Erzieher e . V . ist nunmehr erschienen . Es beinhaltet die unterschiedlichsten Themen . So ist ein Portrait über den Komponisten des Böhmerwaldliedes zu lesen sowie ein Lebensbild über Masaryk . Ferner werden das Kriegsende im Adlergebirge beschrieben und ein Brief General Sikorskis an Präsident Benes - hier zeigt sich das Zusammenspiel der feindlichen Brüder , wenn es um die Vertreibung der Deutschen geht . Erlebnisse in der CSR im Mai und Juni 1945 von Kurt Frank - erschütternde Berichte über die Mordorgien in Prag , die zur „ Belustigung des Pöbels ” aufgeführt wurden - erinnern an die fast schon in Vergessenheit geratenen Verbrechen an Deutschen nach Kriegsende .
Der Kulturkreis Saaz e . V . berichtet über die Flucht vor den Russen aus Jägemdorf von Marie Andni . Es ist ein persönlicher und erschütternder Erlebnisbericht von der Flucht von Frauen mit ihren Kindern . Berichtet wird ferner über Polen 1939 - und zwar gesehen mit britischen Augen - vom Aussiger Historiker Alfred Schickei . Und Karin Zimmermann macht unter dem Titel „ Klein - aber fein ” den Vorschlag , aus eigener Kraftanstrengung eine Gedenkstätte für die Vertriebenen zu errichten , und zwar ohne Einspruchsmöglichkeiten fremder Mächte und falscher Gruppen .
Eine lesenswerte Schrift , die über die Arbeitsgemeinschaft Sudetendeutscher Lehrer und Erzieher e . V . zum Preis von 11 , - Euro ( plus Porto ) zu beziehen ist : Eggergasse 12 . 84160 Frontenhausen . Tel .: 08732 / 2680 oder per E-Post an : hans . mirtes @ t-online . de
( Die Aula , Juni 2011 )
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Neue Eckartschrift - 202
Bernd Lindinger :
Eine Utopie zerstört die Realität
Ex-Bundesrat Bernd Lindinger befasst sich in der neuen Eckartschrift mit der volkszersetzenden Frankfurter Schule . Wenn es im Titel heißt „ Eine Utopie zerstört die Realität ”, dann zeigt dies deutlich , wie absurd die Thesen der deutschfeindlichen Radikalumerzieher sind . Auf 109 Seiten ( Euro 8,20 ) wird der Leser über die Zusammenhänge der sozialistischen Moderne mit den historischen Utopien aufgeklärt , lesenswert ! Pures 68er-Gift : Frankfurter Schule . ( Zu beziehen bei Österreichische Landsmannschaft , Fuhrmannsgasse 18a , 1080 Wien )
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Zum „ Immergrün-Thema ” Vertreibung :
Es war nicht „ Umsiedlung ”!
ES WAR MORD !
Mit dieser Überschrift erschien das AFP-Informationsheft , dessen vorwiegendes Ziel ist : kurz und übersichtlich besonders jungen Menschen die Hintergründe , die Vordergründe und die Verbrechen an den Sudetendeutschen darzustellen und klarzumachen .
Es ist eine außerordentlich interessante Schrift , nicht nur für Sudetendeutsche , nicht nur für durch die Vertreibung Betroffene , sondern für alle , die über das traurigste Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte wahrheitsgetreu informiert werden wollen .
Das Heft ist gegen eine freie Spende über die Kommentare , A 1171 Wien , Postfach 543 zu beziehen . Postscheckkonto : Ingrid Kraßnig 75.505994 - Für Überweisung aus dem Ausland gelten die Nummern : BIC : OPSKATWW , IBAN : AT666000000075505994
Sonntagsblatt