bereits Exportgeschäfte abgewickelt . Damals bestand das Weinangebot zu 90 % aus Portugieser , darüber hinaus bot man Rosé / Schiller und Blaufränkisch an . Dies sei sowieso eine Zeit einschneidender Veränderungen gewesen : Das Staatsgut habe nur Wein angebaut , aber auch die LPG habe eine Wein-Fachgruppe gehabt , der Bock angehört habe . Den angebauten Wein habe die LPG vermarktet , ein Großteil des Willander Weins sei in die Sowjetunion gegangen . Mit der Zeit seien die Alten gestorben und die Jungen hätten eigene private Weingüter gegründet . Das Staatsgut ( bzw . der Nachfolger ) sei 1998 / 99 vom Banker und Großunternehmer Sándor Csányi aufgekauft worden , womit dieser zum größten Weingutbesitzer des Landes aufgestiegen sei ( 500 Hektar ).
Aber auch Bock mit seinem Gut von 120 Hektar - davon fünf biologisch bewirtschaftet - zählt zu den großen Mitspielern . 70 % der 1,4 Millionen Liter kaufe der Lebensmittelhandel auf - vor allem die Discounter seien hier erwähnt - 20 % gehe an Gastronomie und Weinhandel und 10 %, etwa 150.000 Flaschen , verkaufe man vor Ort in Willand . Der Export mit einem Anteil von 2 % falle nicht ins Gewicht , so der Seniorchef . Der Jahresumsatz von 1,8 Milliarden Forint ( 4,55 Millionen Euro ) bringe einen Gewinn von 80 Millionen Forint ( 202.000 Euro - Zahlen vom letzten Geschäftsjahr ), was einer Marge von etwa 4 % entspreche - ein Klacks im Vergleich zur Anfangszeit , wo die Marge zehnmal höher ( 40 %) gelegen habe .
Aber generell erlebe der Weinbau in Ungarn eine Krise : „ Durch Covid gab es einen Einbruch in der Gastronomie , die Probleme hat der Ukrainekrieg verstärkt , denn die Preise für fast alles sind zwei Monate nach Kriegsbeginn deutlich gestiegen . Das Wachstum im Lebensmittelhandel konnte den Einbruch in Gastronomie und Hotellerie leider nicht ausgleichen , zumal die Preise gefallen sind , auch wegen dem Kostendruck im Einzelhandel .” Darüber hinaus hätten sich die Gewohnheiten geändert : „ Die Nachfrage nach Weißwein ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen . Das Problem ist aber , dass sich die Anbaufläche des Weißweins in Willand seit der Wende zugunsten des Rotweins verschoben hat , früher betrug der Anteil 50 %. Das zu ändern benötigt Zeit ”, gibt der Winzer zu bedenken . Auch der Verbrauch sei in den letzten 20 Jahren massiv gesunken : von 29 Liter pro Person im Jahr 2000 auf 15 Liter 2024 . Der Weintourismus in Willand laufe nach Ansicht Bocks gut , aber an die goldenen Jahre ( 2017-19 ) würden die gegenwärtigen Zahlen nicht heranreichen („ die Leute sind nicht mehr so spendabel ”) – dies gelte auch für den Hotelbetrieb , in dem die Ganzjahresauslastung von 60 auf 40 % gesunken sei . Man müsse nach Ansicht von Josef Bock durch mehr Marketing und die Anhebung der Null-Promille- Grenze für Autofahrer gegensteuern : „ Wenn eine 0,5 % -Promillegrenze woanders möglich ist , dann müsste das auch hier funktionieren . Wein ist kein Alkohol , sondern Teil der Tischkultur . Man könnte durch die Anhebung einen Mehrverbrauch von fünf bis acht Liter pro Jahr und pro Person erzielen .”
Kritisch sieht der 77-Jährige auch den Rückgang der Anbaufläche von gegenwärtig 60.000 Hektar in Ungarn . Mit dem Verschwinden der Weinstöcke drohe vielerorts eine Austrocknung der Landschaft insbesondere in der Großen Tiefebene . Deswegen plädiert der Fachmann für die Nutzung des Hochwassers der großen Flüsse durch den Ausbau des Kanalnetzes .
Die Zukunft des Familienunternehmens sieht der Gründer optimistisch : Die Kinder Patricia und Valer - beide Leőwey-Absolventen und deutschsprachig - sind fest in die Geschäftsprozesse integriert . Das Kellersystem unterhalb des Restaurants und des Hotels ( mit der Kuppel oder Kapelle , die als Veranstaltungsraum genutzt wird ) zeugt vom Willen , die Marke Bock für die nachfolgenden Generationen zu erhalten .
SONNTAGSBLATT UND WISSENSCHAFT
„ WIR WOLLEN REICH SEIN UND IM AUSLAND LEBEN !“
Die Abwanderung der Arbeitssuchenden hat auch die ungarndeutschen Dörfer dezimiert („ Gazdagok szeretnénk lenni és külföldön élni !” – A munka miatti elvándorlás megtizedelte a sváb falvakat is )
Ein Artikel von Robert Balogh ; erstmalig erschienen am 10 . 12 . 2021 beim unabhängigen regionalen Internetportal szabadpecs . hu ; entstanden im Rahmen der Medienkooperation „ Helyi Járat “ von sechs regierungskritischen Zeitungsredaktionen ( Átlátszó , Mérce , Magyar Hang , G7 , Szabad Pécs , Partizán ) Deutsche Übersetzung : Armin Stein
Die Deutschen in Ungarn werden im Volksmund als Schwaben bezeichnet und sind mit rund zweihunderttausend Mitgliedern die zweitgrößte Minderheit des Landes . Es gibt auch zunehmend Berichte über die Entvölkerung deutscher Dörfer in der Branau , wo junge Menschen aufgrund ihrer Sprachkenntnisse leicht in deutschsprachigen Gebieten Fuß fassen können . Wie ist die Lage in der Branau ? Was sind die Gründe dafür , was sind die Folgen der Auswanderung ? - Wir sind der Frage nachgegangen und haben Bürgermeister und lokale Intellektuelle befragt - vor allem in Ungarn - , aber wir haben auch Antworten aus Deutschland erhalten . Wir haben insgesamt sieben Interviews geführt über die gleiche Sache : Über die Auswanderung aus den
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