Deutsche mit mundartlichen Muttersprachkenntnissen . Heute hat der Ort 70 Einwohner , unter ihnen nur noch zwei betagte Donauschwäbinnen . Aber auch die an sich prosperierenden Gemeinden im Speckgürtel von Budapest , Fünfkirchen , Ödenburg oder Wesprim verlieren , verloren zunehmend ihr deutsches Gesicht . Daher wird es zunehmend schwierig das noch vorhandene und mancherorts sogar rege kulturelle und religiöse Leben nun als Träger der Identität aufrecht zu erhalten – wenn die deutsche Sprache / Mundart in den meisten Gemeinden bereits aus dem Alltag verschwunden ist .
Stagnation im „ deutschen ” Bildungswesen Die deutsche Gemeinschaft hat ohne Zweifel sehr erfolgreiche anderthalb Jahrzehnte hinter sich – jedenfalls , was den Ausbau der kulturellen Autonomie anbelangt : An die 80 Kindergärten und Schulen haben die Trägerin gewechselt und stehen unter Verwaltung der Gemeinschaft , was gerade hinsichtlich des Fortbestands des Deutschunterrichts bzw . deutschsprachigen Fachunterrichts wichtig ist . Auch hinsichtlich der Auswahl des Leitungspersonals ist dies ein wahrer Schatz , denkt man an Schulleiter an staatlichen Schulen , die sich strikt an die Vorgaben wie aus- und unausgesprochenen Erwartungen der Schulämter und des Staatssekretariats halten sollen , wenn sie eine weitere Amtszeit anstreben . Darüber hinaus ist der Siegesmarsch des Englischen nicht zu übersehen : Neulich entschieden sich Trägerin und Schulleitung einer weiterführenden Schule das sechsstündige Deutschangebot als eigenständigen Klassenzug aufzulösen – mangels Nachfrage , kämpfte der Klassenzug seit Jahren mit zu wenig Anmeldungen . Dies bestätigen auch Ergebnisse des Statistischen Landesamtes ( KSH ): In den letzten dreizehn Jahren ging die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit Deutsch als erste Fremdsprache an den Grundschulen um fast 40 % zurück . Vor Jahren hat die Schulleitung einer anderen weiterführenden Schule einen Versuch gewagt : die Einrichtung eines einsprachigen Bildungszentrums von der ersten bis zur zwölften Klasse . Auch wenn die Pläne nicht verwirklicht werden konnten , rannten die Eltern regelrecht die Türen ein . Authentische und einzigartige Angebote scheinen daher doch anzukommen , dennoch gelang der große Wurf an den meisten Schulen bislang nicht : So dominiert weiterhin die fünfstündige Form ( oft mit dem Charakter eines Fremdsprachunterrichts ) mit einer Volkskundestunde oben drauf . Wünschenswert wären ein flächendeckendes zweisprachiges Angebot - ergänzt um einsprachige Flaggschiffe am Beispiel des Valeria-Koch-Schulzentrums beispielsweise - und ein Klima , in dem Deutsch auch außerhalb des Deutschunterrichts Teil des Schulalltags ist : beim Lehrer-Schüler-Kontakt , in der Mensa oder auf Schulveranstaltungen fernab von aufgesagten Gedichten und einstudierten Volkstänzen . Da höre ich schon die Kritiker oder vielmehr Realisten , die auf die Unwägbarkeiten im ungarischen Bildungswesen hinweisen : Reserviertheit eines Teils der Elternschaft zwei- und einsprachigen Angeboten gegenüber , weiterhin niedrige Löhne ( trotz Erhöhung , was eher einem Inflationsausgleich als einem großer Wurf gleichkommt ) und in der Folge zunehmender Lehrermangel selbst in Eliteeinrichtungen . Zudem fehlt deutschsprachiges Lehrpersonal , bleiben bürokratische Auflagen , große Lerngruppen , ungenügende Finanzierung … Dennoch wird es ohne Ausbau zwei- und einsprachiger Angebote kaum gelingen , den Fortbestand der Gemeinschaft zu sichern .
Mangelnde Rekrutierungsmöglichkeiten Die Werbeaktion der LdU zeugte eindrucksvoll von der Schwierigkeit , die Jugend für die Selbstverwaltungsarbeit zu begeistern . Auch Chöre und andere Kulturgruppen klagen über Nachwuchsmangel , übrigens kein ungarndeutschtypisches Phänomen , betrifft es auch madjarische Ensembles . Unsere Freizeitgewohnheiten haben sich verändert und das ging nicht spurlos am Ehrenamt vorbei . Abnehmende Bindungen zum Ungarndeutschtum durch Mischehen beispielsweise , die Arbeitsaufnahme Hunderttausender im Ausland , der Bevölkerungsrückgang allgemein sowie trendige neue Freizeitbeschäftigungsformen sind weitere Faktoren , die den „ Pool ” an möglichen Kandidaten für solche Aktivitäten zunehmend trockenlegen . Fairerweise muss man sagen - auch an die Kritiker der Einheitsliste adressiert - , dass mehr Beteiligung auch gleichzeitig die Chance böte , für mehr Vielfalt und Alternativen zur Einheitsliste in der ungarndeutschen Öffentlichkeit zu sorgen . Das Patentrezept wird es nicht geben , deshalb sind solche Aktionen wie die der LdU weiterhin notwendig , aber wenn es geht , mit mehr Raum für die deutsche Sprache .
Steh dazu ! Ohne Sprache und Identitätsbekundung geht es nicht
Zu oft beobachtet man nämlich einen leichtfertigen Umgang beim Sprachgebrauch unserer Vertreter in der Öffentlichkeit : So wimmelt es nur von rein ungarischsprachigen Werbungen und Posts in den sozialen Medien . Zum Glück gibt es aber auch positive Gegenbeispiele einiger Aktiver . Der Gebrauch der ungarischen Sprache mag der sprachlichen Realität im Kreise der Deutschen in Ungarn Rechnung tragen , die Außenwirkung ist aber alles andere als mustergültig . „ Steh dazu ” heißt mehr als ein Kreuz auf der Einheitsliste , „ Steh dazu ” müsste auch ein Bekenntnis fernab besonderer Anlässe bedeuten . Dies gilt auch für den Gebrauch deutscher Vornamensvarianten . Die diesbezügliche gesetzliche Regelung ist sehr großzügig . Darüber haben wir in der Vergangenheit mehrfach geschrieben . Denn die Pflege der Traditionen über Tanz , Gesang und Musi ’ sind zwar legitim , aber ob sie ausreicht , um für die Zukunft gewappnet zu sein , bleibt dahingestellt .
Nach der Wahl ist vor der Wahl , sagt das deutsche Sprichwort . Zu tun gibt ’ s auf alle Fälle genug .
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