„ Ich habe in der Vorschule erst Ungarisch gelernt . Meine Grundschule in Wandorf war bereits eine Nationalitätengrundschule , wo Deutsch in fünf Wochenstunden unterrichtet wurde . Meine Grundschullehrerin sprach sogar Mundart . Was für die Sprachkenntnisse wichtig war , war der Umstand , dass man bei uns nur ORF ( Österreichischer Rundfunk ) empfangen konnte ”, erinnert sich der 56-Jährige an die späten 70er , frühen 80er Jahre . Nach dem Abitur am renommierten István-Széchenyi-Gymnasium und dem Wehrdienst führte der Weg an die Uni Segedin , wo Brenner Geschichte und Germanistik auf Lehramt studierte . Die Examensarbeit über die Brennberger Mundart wurde als Doktorarbeit anerkannt .
Von „ Kisalföld ” zur deutschen Gemeinschaft
Nach einer einjährigen Tätigkeit als Journalist bei der regionalen Tageszeitung „ Kisalföld ” engagierte sich Koloman Brenner im Deutschen Verband und wurde einer der ersten sechs Regionalbüroleiter , wo er sich unter anderem um das Thema Kriegsgeschädigtenrente gekümmert habe . „ Da die Büroleitung eine halbe Stelle war - damals aus BMI-Mitteln finanziert - , ging ich nach Steinamanger an den Deutschen Lehrstuhl , wo ich auch bei der Umschulung der Russischlehrer mitwirkte . Daneben hatte ich einige Stunden an der Hochschule für Kindergartenpädagogik in Ödenburg und habe das Agendorfer Modell „ Eine Person – eine Sprache “ mitentwickelt ”, berichtet Brenner . Bei der Aufstellung zweisprachiger Ortsschilder habe man auch „ mit gutem Beispiel vorangehen ” wollen - im Sinne der ungarischen Volksgruppe im Burgenland , die dann auch ihre Ortsschilder bekommen habe .
Dr . Koloman Brenner war Gründungsmitglied der LdU und über zwanzig Jahre lang bis 2017 Mitglied der Vollversammlung . Unter Lorenz Kerner , den er bis heute als Managertyp bezeichnet , wurde Brenner Auslandsbeauftragter der LdU , wodurch er gute Kontakte habe knüpfen können , unter anderem zur Minderheitenorganisation FUEN bzw . zur Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten ( AGDM ). Hier habe er ein gemeinsames Portal für die deutschen Minderheiten aufgebaut , das bis heute funktioniere . 2006 wurde Brenner sogar von der damaligen Bundeskanzlerin Dr . Angela Merkel ( CDU ) empfangen .
Die Hoffnungen vieler , durch die Nationalitätenselbstverwaltungen und eigene Institutionen die Sprache zu erhalten , hätten sich nicht erfüllt : „ Dass wir ein stabiles Netz an Kindergärten und Schulen haben , halte ich für eine große Errungenschaft . Dennoch sehe ich keine Entwicklung in Richtung Zwei- und Einsprachigkeit . Das Sprachliche wurde - wird - einfach vernachlässigt .
24
Sprachbenutzung ist ja eine bewusste Entscheidung ”, zieht der Politiker Bilanz . „ Das Ziel soll ja sein , das Ungarndeutschtum ins 21 . Jahrhundert zu führen . Aber da stellt sich die Frage , was gelebte Tradition ist ?! Um ein Beispiel zu nennen : Viele sind der Meinung , dass nur die Originalvolkstracht authentisch sei . Ich meine hingegen , dass es immer Veränderungen gibt , wodurch sich das Authentische auch relativiert . Warum sollte man nicht die Lederhose akzeptieren ?”, fragt er sich .
Von der Lehrtätigkeit ins Dekanat
Zweifelsohne erlangte Koloman Brenner als Germanist und durch seine zahlreichen Hochschulämter Bekanntheit . Die Zeit in Steinamanger endete 1998 , als er von Professor Csaba Földes nach Wesprim geholt wurde . Sein Einsatz währte auch hier nicht lange , denn zum 1 . 1 . 2000 rief ihn der Leiter des Instituts für Germanistik , Prof . Dr . Karl Manherz , den er noch aus Verbandszeiten kannte , als Oberassistent an die Loránd- Eötvös-Universität Budapest ( ELTE ). Hier wurde er zum Projektleiter des Ungarndeutschen Sprachatlasses bestimmt – diese Arbeit erledigte Brenner mit der Germanistin Dr . Maria Erb . 2006 wurde er Beauftragter des Dekans der Philosophischen Fakultät und blieb bis 2015 Mitglied im Dekanat . Anfangs war er für die Master-Akkreditierungen zuständig , ab 2011 bekleidete er das Amt des Prodekans für strategische Fragen . In diese Zeit fiel auch seine Habilitierung . 2015 bedeutete für ihn einen Wendepunkt im Leben . Er bewarb sich als Dekan und verlor : „ Es war eine durchpolitisierte Geschichte . Ich hatte schon früher über die Tätigkeit an der Uni Kontakte zu Jobbik-Politikern , aber es gab keine Zusammenarbeit . Die erste fachliche Zusammenarbeit fand 2014 statt , als ich das minderheitenpolitische Programm der Partei mitgestaltet habe ”, erzählt Brenner .
Der Parteipolitiker
2015 war Koloman Brenner bereits als Experte für Jobbik tätig und beriet den damaligen Vorsitzenden Gábor Vona . Nach einem Parteitreffen in Tapolca wurde die Zusammenarbeit mit Vona immer enger : „ Ich fand diese Aufgabe intellektuell herausfordernd , sie gefiel mir ”, gesteht er . Jahrelang war Brenner Sekretär einer Kommission der Ungarischen Rektorenkonferenz . Die Ignoranz der Politik , wie er sagt , gegenüber den Vorschlägen der Univertreter , war eine weitere Motivation für den Wissenschaftler : „ Ich wollte mehr bewegen .”
2017 war ein weiterer Wendepunkt im Leben des 56-Jährigen : Er wurde für die Parlamentswahlen nominiert . Dies bedeutete den Verzicht auf seine Mitgliedschaft in der bzw . Kandidatur für die Vollversammlung
SoNNTAGSBLATT